Urogenitaltuberkulose
Synonyme: Urogenital-Tbc
Definition
Urogenitaltuberkulose
Die Urogenitaltuberkulose ist eine postprimäre Organmanisfestation der Infektionskrankheit im Urogenitaltrakt bzw. Organe vorwiegend Niere, Harnblase, Prostata und Nebenhoden(Primärbefall : Lunge, Darm)
Urogenitaltuberkulose
Ätiologie
Urogenitaltuberkulose
Das klinische Bild der Urogenitaltuberkulose umfasst verschiedene folgenden Krankheitsentitäten:
- Hämatogene Streuung einer primär pulmonalen Manifestation (I.d.R. zuerst Nierenbefall, von wo sich der Erreger deszendierend in Richtung Harnwege, Prostata und Nebenhoden ausbreitet)
- Erreger : Tb-Bakterien (M. tuberculosis, M. bovis) ; atypische Bakterien bei Immunsuppression, Hohes Lebensalter, Prädispositionen, Unterernährung usw.
Urogenitaltuberkulose Epidemiologie zu:
Urogenitaltuberkulose
Epidemiologie
Urogenitaltuberkulose
- Die Urogenitaltuberkulose ist die zweithäufigste Tuberkulose nach Lungentuberkulose
- Tuberkulose ist die häufigste Krankheit der Welt (Ein Drittel der Weltbevölkerung mit Tb infiziert wobei 95% nur in Entwicklungsländern)
- Inzidenz von 4-10 Mio. Menschen/Jahr weltweit ,d.h. 17,6/100.000 Einwohner
- Inzidenz In Deutschland immer rückgängig und liegt bei 9,6/100.000 Einwohner wobei mehr als die Hälfte älter als 50 J. und 40% der Tb-Neuerkrankungen bei Ausländern
- Letalität 5,3%
- Häufigste Koinfektion : HIV
- Anteil der extrapulmonalen Tb etwa 20% aller Tb, davon UGT mit 20,4% an zweiter Stelle der extrapulmonalen Tb
Urogenitaltuberkulose Differentialdiagnosen zu:
Urogenitaltuberkulose
Differentialdiagnosen
Urogenitaltuberkulose
- Interstitielle Zystitis
- Chronische Pyelonephritis
- Urethralsyndrom
- Nephroptose
- Megakalikose
- Harnröhrenstrikturen
- Akute Epididymitis
- Nephroblastom
- Urethritis, Epididymitis, Orchitis
- Zystische Echinokokkose
Urogenitaltuberkulose Anamnese zu:
Urogenitaltuberkulose
Anamnese
Urogenitaltuberkulose
Die folgenden Informationen sind bei der Urogenitaltuberkulose von Bedeutung:
- Pulmonale Infektionen/Tbc ? Extrapulmonale Manifestationen?
- Miktionesbeschwerden? Wenn ja, seit wann? Blut im Urin?
- Fieber? Seit wann? Persistierend?
- Allgemeinzustand? Gewicht verloren?
- Schmerz vorhanden (Spezifische Fragen nach Flanken- und Beckenschmerzen)? Schmerzsymptomatik wenn vorhanden
- Partner mitbetroffen?
- Prädisponierende Faktoren? (Immunsuppression, DM, Unterernährung, Hohes Alter usw.)
Urogenitaltuberkulose Diagnostik zu:
Urogenitaltuberkulose
Diagnostik
Urogenitaltuberkulose
Die Diagnose der Urogenitaltuberkulose lässt sich mit folgenden Untersuchungen gestalten:
- Anamnese (Pulmonale Tb oder andere extrapulmonale Tb)
- Bildgebendeverfahren (Rö. Thx, Zystogramm, Urethrogramm, Sonographie, Retrograde Pyelographie, IVP und evtl CT, MRT als nur ergänzende diagnostische Verfahren)
- Tuberkulintest (Mendel-Mantoux-Test (1 TE Tuberkulin intrakutan, nach 48 h Quaddel >15 mm Durchmesser)
- Hämatologisches Labor: BSG, BB, Kreatinin, Harnsäure, Leberwerte
- Mikrobiologisches Labor : Urinstatus (Mikrohämatourie, sterile Leukozyturie), Urikult
- PCR und Mikroskopie
- Pathologische Untersuchung (Nachweis von Tuberkulomen mit Langhans-Riesen-zellen)
Urogenitaltuberkulose Klinik zu:
Urogenitaltuberkulose
Klinik
Urogenitaltuberkulose
Folgende typische Merkmale weisen auf Urogenitaltuberkulose hin:
- Allgemeinsymptome wie Abschlagenheit, Leistungsknick, Appetitlosigkeit,, Gewichtverlust, subfebrile Temperaturen, Nachtschweiß
- Leitsymptome wie chronisch rezidivierende therapieresistente Harnblasenbeschwerden (Strangurie, Pollakisurie), subakut oder chronisch verlaufende Epididymitiden, z.T. mit Fistelbildung
- Rezidivierende Flankenschmerzen, chronisch rezidivierende Prostatabeschwerden, "abakterielle" Leukozyturie
- Erhöhtes BSG
- Kolikartiger Schmerz möglich (Durch Abgang von Blutkoageln, nektrotischem Gewebe oder Konkrementen)
Urogenitaltuberkulose Therapie zu:
Urogenitaltuberkulose
Therapie
Urogenitaltuberkulose
Folgende Therapiemöglichkeiten stehen bei der Urogenitaltuberkulose zur Verfügung:
- Alleinige medikamentöse Behandlung (Wie Lungentuberkulose) : Kombinationstherapie 3-4 Antituberkulotika abhängig von Nierenfunktion, Dosiereung nach KG, Tageshöchstdosis beachten!
- Einschleichende Therapie, um NW der Tuberkulostatika besser zu erkennen, Tag 1-3 nur RMP, dann INH dazu, von Tag 7 zusätzlich PZA
- Bei unkomplizierten Fällen 6 Monate bzw. in Einzelfällen wie Immunsuppression , bis 9-12 Monate Behandlungsdauer
- A)Initialphase (2 Monate) dreifach - Isoniazid (INH), Rifampicin (RMP), Ethambutol (EMB) und , Pyrazinamid (PZA) als 4. Mittel nur bei komplizierten Tbc B)Stabilisierungsphase (4 Monate) - INH und RMP intermittierend 2- bis 3- mal wöchentlich
- Operative Behandlung (Nach tuberkulostatischer Vorbehandlung) : Nephrektomie bei funktionsloser "Kittniere", Rekonstruktiver Eingriffe, z.B. Strikturen
- Nachsorge (Halbjährlich in den ersten 2 Jahren und jährlich für 3 Jahre Urin und Erreger Kontrolle)
Urogenitaltuberkulose Komplikationen zu:
Urogenitaltuberkulose
Komplikationen
Urogenitaltuberkulose
Bei der Urogenitaltuberkulose können mehrere der folgenden Komplikationen entstehen:
- Kittniere, Urosepsis, Fistelbildung
- Nebenwirkungen von Tbc Medikamente
Urogenitaltuberkulose Zusatzhinweise zu:
Urogenitaltuberkulose
Zusatzhinweise
Urogenitaltuberkulose
- Hämatogene Erregerstreuung mit Infektion der Nieren ( Eher von pulmonalen und seltner von einem intenstinalen Primärherd)
- Verlaufe in drei Stadien : I - Parenchymatöses Stadium ( Primärkomplex) II - Ulzerokavernöses Stadium (Stadium der Generalisation) III - Destruierendes Stadium (Tertiäre Organ-Tbc)
- Urotuberkulose (UT) - Primärherd in Lunge oder Darm - Absteigend von Nierenparenchym über Harnleiter zur Harnblase
- Genitaltuberkulose (GT) des Mannes - Streuung von Harnblase zur Prostata und/oder Nebenhoden bzw. hämatogen vom Primärherd zur Prostata und/oder Nebenhoden
- UT und GT bei der Frau pathogenetisch getrennte Infektionswege
Urogenitaltuberkulose Literaturquellen zu:
Urogenitaltuberkulose
Literaturquellen
Urogenitaltuberkulose
- (2009) Gasser T - Basiswissen Urologie - Springer
- (2009) Thüroff J - Urologische Differenzialdiagnose - Thieme
- (2008) Keil J - Prüfungsvorbereitung Urologie - Thieme Verlag
- (2007/08) Haag, Hanhart, Müller - Gynäkologie und Urologie - Medizinische Verlags - und Informationsdienste
- (2007) Sökeland J, Rübben H - Taschenlehrbuch Urologie - Thieme Verlag
- (2007) Jocham D, Miller K - Praxis der Urologie - Thieme
- (2006) Schmelz HU, Sparwasser C, Weidner W - Facharztwissen Urologie - Springer
- (2006) Hautmann R, Huland H - Urologie - Springer Verlag
- Eichenauer R, Sandmann J, Vanherpe H - Klinikleitfaden Urologie - Urban und Fische
Urogenitaltuberkulose
Assoziierte Krankheitsbilder zu Urogenitaltuberkulose
- Akute unkomplizierte Zystitis beim Mann
- Akute unkomplizierte Zystitis der Frau
- Bowenoide Papulose
- Condylomata acuminata
- Erythroplasia Queyrat
- Harnwegsinfektion bei Nierentransplantation bzw. immunsupprimierten Patienten
- Harnwegsinfektion bei polyzystischen Nieren des Erwachsenen
- Harnwegsinfektionen bei Kindern
- Komplizierte Harnwegsinfektionen
- Morbus Bowen der Genitalien
- Interstitielle Zystitis
- AIDS
- Aktinomykose und Nocardiose der Niere
- Akute bakterielle Prostatitis
- Akute komplizierte Pyelonephritis
- Akute unkomplizierte Pyelonephritis
- Balanitis
- Chronische bakterielle Prostatitis
- Chronische Pyelonephritis
- Chronisches Beckenschmerzsyndrom
- Echinokokkose
- Emphysematöse Pyelonephritis
- Epididymitis
- Filzläuse
- Gonorrhö
- Harnwegsinfektionen bei Niereninsuffizienz und Dialyse
- Hydronephrose und Pyonephrose
- Kavernitis
- Lymphatische Filariose
- Lymphogranuloma inguinale
- Malakoplakie der Niere
- Morbus Fournier
- Nierenabszess
- Nierenkarbunkel
- Orchitis
- Para- und perinephritischer Abszess
- Postmenopausale Zystitis
- Radiogene Zystitis
- Renale Mykosen
- Renale Papillennekrose
- Renale Parasitosen
- Rezidivierende unkomplizierte Zystitis der Frau
- Schistosomiasis und Bilharziose
- Trichomonaden
- UIcus molle
- Urethralsyndrom
- Urethritis
- Urosepsis
- Vesikulitis
- Xanthogranulomatöse Pyelonephritis
- ...gesamte Liste anzeigen
Am häufigsten aufgerufene Krankheitsbilder in Urologie
Weiterführende Links
Die Informationen dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt von med2click kann und darf nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen