Undifferenzierte Schizophrenie
Synonyme: Bewusstseinsspaltung, Spaltungsirresein
Definition
Undifferenzierte Schizophrenie
Die undifferenzierte Schizophrenie wird als Diagnose gestellt wenn die diagnostischen Kriterien einer Schizophrenie erfüllt sind, aber das klinische Bild nicht dem Bild einer paranoiden, hebephrenen oder katatonen Schizophrenie entspricht.
Undifferenzierte Schizophrenie
Ätiologie
Undifferenzierte Schizophrenie
Die Ursachen der undifferenzierten Schizophrenie sind:
- genetische Disposition mit polygenem Erbanlage
- Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell (berücksichtigt neurobiologische, psychologische und soziale Faktoren)
- Kommunikationstheoretischer Einfluß einer "dominanten schizophrenogenen Mutter"
- high-expressed-emotion-Familien
- Prämorbide schizoide Persönlichkeit
- Überaktivität dopaminerger D2-Rezeptoren im mesolimbischen System
Undifferenzierte Schizophrenie Epidemiologie zu:
Undifferenzierte Schizophrenie
Epidemiologie
Undifferenzierte Schizophrenie
Zur Epidemiologie der undifferenzierten Schizophrenie liegen folgende Daten vor:
- Prävalenz für Schizophrenie weltweit: 0,5-1,6%
- Erkrankungsgipfel: 15.-35. Lj.
- durchschnittliches Alter für Erkrankungsbeginn: Frauen: ca. 26 Jahre, Männer: ca. 21 Jahre
- Häufigkeit: Männer = Frauen
Undifferenzierte Schizophrenie Differentialdiagnosen zu:
Undifferenzierte Schizophrenie
Differentialdiagnosen
Undifferenzierte Schizophrenie
- Phenylketonurie
- Borderline-Persönlichkeitsstörung
- Schizotype Persönlichkeitsstörung
- Schizoide Persönlichkeitsstörung
- Paranoide Persönlichkeitsstörung
- Organische affektive Störungen
- Akute schizophreniforme Störung
- Schizoaffektive Psychosen
- Morbus Gaucher
- Klassische adulte Hämochromatose
- Morbus Wilson
- Klassische Homozystinurie
- Akute, intermittierende Porphyrie
Undifferenzierte Schizophrenie Anamnese zu:
Undifferenzierte Schizophrenie
Anamnese
Undifferenzierte Schizophrenie
Bei der undifferenzierten Schizophrenie sind folgende Informationen von Bedeutung:
- Leistungsschwäche?
- Konzentrationsstörung?
- Neigung zu hypochondrischen Beschwerden?
- Störungen der Motorik, z.B. Stupor (Starrezustand des ganzen Körpers)?
- Stereotypien (wiederholte Handlungen, die der konkreten Umweltsituation nicht entsprechen)?
- Halluzinationen (befehlende oder kommentierende Stimmen)?
- Wahnvorstellungen?
- Gedankenentzug, -eingebung (Gedanken werden eingegeben und nicht selbst gedacht)?
- Gestörtes Sozialverhalten?
Undifferenzierte Schizophrenie Diagnostik zu:
Undifferenzierte Schizophrenie
Diagnostik
Undifferenzierte Schizophrenie
Zur diagnostischen Abklärung der undifferenzierten Schizophrenie sind relevant:
Leitsymptome nach ICD-10 der Schizophrenie:
- Gedankenlautwerden, -eingebung, -entzug, -ausbreitung
- Kontroll- oder Beeinflussungswahn; Gefühl des Gemachten bzgl. Körperbewegungen, Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen; Wahnwahrnehmungen
- Kommentierende oder dialogische Stimmen
- Anhaltender, kulturell unangemessener oder völlig unrealistischer Wahn (bizarrer Wahn)
- Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität
- Gedankenabreißen oder -einschiebungen in den Gedankenfluss
- Katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypien, Negativismus oder Stupor
- Negative Symptome wie auffällige Apathie, Sprachverarmung, verflachter oder inadäquater Affekte
Für die Diagnose Schizophrenie ist mindestens 1 eindeutiges Symptom (≥2, wenn weniger eindeutig) der Gruppen 1–4 oder mindestens 2 Symptome der Gruppen 5–8 erforderlich. Diese Symptome müssen fast ständig während 1 Monats oder länger deutlich vorhanden gewesen sein.
Zusatzdiagnostik:
- Eine komplette körperliche und neurologische Untersuchung, ggf. mit testpsychologischer Untersuchung in den Bereichen Exekutivfunktionen, Gedächtnisleistungen und Aufmerksamkeit
- ein Blutbild und Differentialblutbild
- die Bestimmung des C-reaktiven Proteins
- Leberwerte
- Nierenwerte
- TSH
- Drogen-Screening
- eine orientierende strukturelle Bildgebung des Gehirns (CT/MRT) (1)
Undifferenzierte Schizophrenie Klinik zu:
Undifferenzierte Schizophrenie
Klinik
Undifferenzierte Schizophrenie
Die undifferenzierte Schizophrenie kann folgende Symptome zeigen:
- Affektive Störungen
- Formale Störungen des Denkens
- Gestörtes Sozialverhalten
- Halluzinationen
- Wahn
- Ich-Störung
- Gestörte Psychomotorik
Undifferenzierte Schizophrenie Therapie zu:
Undifferenzierte Schizophrenie
Therapie
Undifferenzierte Schizophrenie
Die therapeutischen Möglichkeiten bei der undifferenzierten Schizophrenie umfassen Folgendes:
akute Manifestation
- Risperidon: Anfangsdosis 2 mg/d oral, Erhaltdosis 4-6 mg/d
- Flupentixol: Anfangsdosis 2-10 mg/d oral, Erhaltdosis 10-60 mg/d
- Haloperidol: Anfangsdosis 5-10 mg/d oral, Höchstdosis 100 mg/d oral
subakute Manifestation
- Perazin 100-200 mg/d oral oder
- Perphenazin 10-20 mg/d oral oder
- Fluphenazin 1-3 mg/d oral oder
- Haloperidol 1-3 mg/d oral
- Dosisverdopplung nach 1 Woche
- Erhöhung um Startdosis nach 2 Wochen
- Dosissteigerung nach 1-2 Wochen
- Bei Älteren und Empflindlichen niedriger dosieren
Sedierungsbedarf
- Thioridazin 1- 3 x100 mg/d oral
Langzeittherapie
- Risperidon 2-6 mg/d oral
- Flupentixol 2-15 mg/d oral
- Haloperidol 2-20 mg/d oral
Rezidivprophylaxe
- Niedrige Dosis entsprechend 200-300 mg Chlorpromazinäquivalent über 3-5 Jahre
Compliancestörung
- Haloperidol depot 1ml/4 Wochen i.m.
Begleitende Therapiemaßnahmen:
- Psychoedukation
- kognitive Verhaltenstherapie
- Familienintervention und Zusammenarbeit mit Angehörigen
- Training sozialer Fertigkeiten
- Ergotherapie
Undifferenzierte Schizophrenie Komplikationen zu:
Undifferenzierte Schizophrenie
Komplikationen
Undifferenzierte Schizophrenie
Nebenwirkungen der Pharmakotherapie bei der undifferenzierten Schizophrenie:
- extrapyramidal-motorische Störungen: Akathisie (Trippelmotorik, innere Unruhe, Reizbarkeit und Dysphorie), Dystonie, Parkinsonoid
- Dyskinesien
- Gewichtszunahme
- Gynäkomastie
- Galaktorrhöe
- Hypotonie
- Herzrhythmusstörungen
- anticholinerge Wirkung: Mundtrockenheit, Glaukom-Anfall (Erhöhung des Augeninnendrucks), Obstipation
- Gefahr der zerebraler Krampfanfälle (Reduktion der Krampfschwelle)
Undifferenzierte Schizophrenie Zusatzhinweise zu:
Undifferenzierte Schizophrenie
Zusatzhinweise
Undifferenzierte Schizophrenie
Die undifferenzierte Schizophrenie ist keiner der Unterformen der Schizophrenie zuzuordnen.
Undifferenzierte Schizophrenie Literaturquellen zu:
Undifferenzierte Schizophrenie
Literaturquellen
Undifferenzierte Schizophrenie
- (2005) AWMF - Leitlinie - Schizophrenie
- (2006) AWMF - Leitlinie - Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
- (2007) Möller H-J, Laux G, Kapfhammer H-P - Psychiatrieund Psychotherapie - Springer
- (2008) Ruß A - Arzneimittel pocket - Börm Bruckmeier Verlag
- (2009) Tölle R, Windgassen K - Psychiatrie - Springer
- (2009) Klußmann R, Nickel M - Psychosomatische Medizin und Psychotherapie - Springer Verlag, Wien
- (2009) Mentzos S - Lehrbuch der Psychodynamik - Verlag Vandenhoeck & Ruprecht/BRO
- (2009) Janssen P, Joraschky P, Tress W - Leitfaden Psychosomatische Medizin und Psychotherap - Deutscher Ärzte Verlag
- (2008) Rentrop M, Müller R, Bäuml J - Klinikleitfaden Psychiatrie und Psychotherapie - Urban & Fischer Verlag, Elsevier
- (2007) Rudolf - Psychotherapeutische Medizin und Psychosomatik - Thieme
- (2007) Arolt V, Reimer C, Dilling H - Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie - Springer
- (2006) Fritzsche K, Wirsching M - Psychosomatische Medizin und Psychotherapie - Springer
Undifferenzierte Schizophrenie
Assoziierte Krankheitsbilder zu Undifferenzierte Schizophrenie
Am häufigsten aufgerufene Krankheitsbilder in Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik
Weiterführende Links
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