Tinea capitis
Synonyme: Kopfpilz, Tinea capillitii, Trichophytia capillitii
Definition
Tinea capitis
Die Tinea capitis stellt eine häufige Dermatophyten-Infektion der Kopfhaut bei Kindern, seltener bei Erwachsenen dar.
Tinea capitis
Ätiologie
Tinea capitis
Die Übertragung von den Erregern erfolgt vor allem durch Tiere, ist aber auch von Mensch zu Mensch möglich.
Die häufigsten Erreger der Tinea capitis sind:
- Microsporum canis (der häufigste Erreger)
- Trichophyton rubrum
Trichophyton verrucosum
Risikofaktoren, die bei der Entstehung der Infektion eine wichtige Rolle spielen, sind:
- Gestörte Hautbarriere
- Immunabwehrstörungen
Tinea capitis Epidemiologie zu:
Tinea capitis
Epidemiologie
Tinea capitis
- Die Tinea capitis ist eine der häufigsten Dermatophytosen im Kindesalter.
- Die Infektion kommt aber sehr selten auch bei geschädigter Haarstruktur bei älteren Damen vor.
Tinea capitis Differentialdiagnosen zu:
Tinea capitis
Differentialdiagnosen
Tinea capitis
- Alopecia areata
- Lupus erythematodes hypertrophicus
- Seborrhoisches Kopfekzem
- Seborrhoisches Ekzem
- Atopisches Ekzem
- Chronisches allergisches Kontaktekzem
- Chronisches kumulativ-toxisches Kontaktekzem
- Lichen ruber planus
- Psoriasis vulgaris
- Infektionen durch Candida-Spezies
Tinea capitis Anamnese zu:
Tinea capitis
Anamnese
Tinea capitis
Bei der Tinea capitis sind folgende Informationen von Bedeutung:
- Wann ist die Hauterkrankung erschienen?
- Lokalisation?
- Was für Beschwerden: Juckreiz? Schmerz? Schuppige Bereiche? Haarausfall?
- Allgemeinbeschwerden: Fieber, Abgeschlagenheit?
- Verlauf?
- Hat sich der Befund verbreitert? Wenn ja, wohin?
- Infektionsquellen: Haustiere (Katzen, Hunde)?
- Autoimmune Erkrankungen? Andere Grunderkrankungen?
- Immunsuppressive Therapie?
- Medikamenteneinnahme? Selbstmedikation? Bisherige Therapie? Mit welchem Erfolg?
Tinea capitis Diagnostik zu:
Tinea capitis
Diagnostik
Tinea capitis
Zur diagnostischen Abklärung der Tinea capitis sind relevant:
- Anamnese
- klinische Inspektion (Rötung, Schuppung, Kratzspuren)
- Labor: Blutbild, Differentialblutbild, Entzündungsparameter
- Inspektion des betroffenen Hautareals mittels UV-Licht (Wood-Licht-Lampe) zur Aufdeckung klinisch nur diskret befallener Areale mit bestimmten Dermatophyten oder Malasseziaarten sowie orientierender Einordnung der Erreger
- Mikroskopischer Nachweis von Pilzelementen (Hyphen und Sporen) im Nativpräparat
- Kultur von Gewebeproben (Anzüchtung von den Keinem auf geeigneten Nährböden i.d.R. bei 28° C bzw. Raumtemperatur über 1 bis 3 - 4 Wochen, je nach dem Spezies; im Falle von Wachstum: makroskopische und mikroskopische Beurteilung auf morphologischer Basis möglich)
- evtl. Materialgewinnung zur weiteren Labordiagnostik
Tinea capitis Klinik zu:
Tinea capitis
Klinik
Tinea capitis
Die Tinea capitis wird durch folgende klinische Merkmale gekennzeichnet:
Lokalisation:
- Kopfhaut
Symptomatik:
- Kinder können asymptomatische Träger sein
- Juckreiz, Schmerz
- bei schweren Verläufen: Lymphknotenschwellung, Fieber, Krankheitsgefühl
- bei schlechter zellulärer Immunabwehr (sehr selten) können auch Granulome auftreten, diese werden als Granuloma trichophyticum Majocchii bezeichnet.
Man unterscheidet verschiedene Formen:
- Tinea capitis superficialis (Erreger: Microsporum canis): Infektion mit kreisrunden, erythemato-squamösen Herden mit dichter Schuppung und abgebrochenen Haaren
- Tinea capitis profunda: sehr schmerzhafte abszendierende Form mit Lymphknotenschwellung (Kerion Celsi), die häufig zur vernarbenden Alopezie führt
- Favus, durch den anthropophilen Erreger Trichophyton schönleinii hervorgerufene chronische Tinea capitis (in den Mittelmeerländern und Nordafrika)
Tinea capitis Therapie zu:
Tinea capitis
Therapie
Tinea capitis
Die Erkrankung ist sehr ansteckend.
Die Infektionsquelle z. B. Haustier muss unbedingt gefunden und behandelt werden, sonst kommt es gehäuft zum Rezidiv.
Die Behandlung der Tinea capitis ist durch eine systemische antimykotische Therapie möglich:
- Itraconazol Hartkapseln; Dosierung bei Erwachsenen und Kindern > 12 Jahre: 1-mal täglich 1 Hartkapsel (entsprechend 100 mg Itraconazol) über 2 Wochen, oder 1-mal täglich 2 Hartkapsel (entsprechend 200 mg Itraconazol) über 7 Tage;
- Dosierung bei Kindern (unter 12 Jahren): nur begrenzte klinische Erfahrungen; die Behandlung sollte nur nach strenger Indikationsstellung durchgeführt werden.
oder
- Fluconazol Hartkapseln; Dosierung bei Erwachsenen und Jugendlichen: 1-mal täglich 50 (-200) mg Fluconazol. Die Dauer der Anwendung beträgt 2 bis 7Wochen.
- Fluconazol sollte bei Kindern unter 1 Jahr nicht angewendet werden (nur begrenzte Erfahrung). Das Medikament sollte bei Kindern unter 16 Jahren nur angewendet werden, wenn keine therapeutische Alternative zur Verfügung steht.
- Terbinafin (Allylamine; Wirkort: Plasmamembran, Ergosterinbiosynthese-Inhibition; fungizide Wirkung); Dosierung bei Erwachsenen: 1 Tablette (250 mg) täglich über 4-6 Wochen;
- Dosierung bei Kindern unter 12 Jahren: nur begrenzte klinische Erfahrungen; die Behandlung sollte nur nach strenger Indikationsstellung durchgeführt werden.
Unterstützende topische Behandlung:
- Ciclopirox-Olamin Lösung bzw. Creme 2 x täglich auftragen und leicht einreiben bzw. antrocknen lassen. Puder 1 – 2 x täglich aufstreuen Die Behandlungsdauer beträgt ca. 2 Wochen. Zur Vermeidung von Rückfällen wird empfohlen, die Behandlung darüber hinaus noch 1 –2 Wochen weiterzuführen.
- Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder sollen mit nicht mit Puder behandelt werden. Eine Behandlung mit anderen Zubereitungsformen sollte nur nach strenger Indikationsstellung durchgeführt werden.
- Terbinafin-Creme wird einmal täglich bei Erwachsenen oder bei Kindern > 12 Jahre (Erfahrung bei Kindern begrenzt) dünn auf der erkrankten Stelle appliziert. Vor der Applikation sind die erkrankten Hautstellen gründlich zu reinigen und abzutrocknen. Die Creme bzw. das Gel sollte auf die zu behandelnden Stellen und die umgebenden Hautpartien leicht eingerieben werden
Komedikation muss berücksichtigt werden (es kann zu schwer wiegenden Interaktionen kommen!).
Tinea capitis Komplikationen zu:
Tinea capitis
Komplikationen
Tinea capitis
Bei der Tinea capitis kommen folgende Komplikationen vor:
- bakterielle Superinfektionen
- Narbenbildung
- Alopezie
Tinea capitis Zusatzhinweise zu:
Tinea capitis
Zusatzhinweise
Tinea capitis
Wichtige Begriffe:
- Trichophytie: Dermatophytose in bahaarten Arealen
- Epidermophythie: Dermatophytose in unbehaarten Arealen
Tinea capitis Literaturquellen zu:
Tinea capitis
Literaturquellen
Tinea capitis
- (2009) Ania Carolina Muntau - Intensivkurs Pädiatrie - Elesevier Urban und Fischer Verlag, München - 5. Auflage
- (2003) D. Richardson - Fungal infection, Diagnosis and Manegement - Blackwell, USA
- (2005) Ingrid Moll - Duale Reihe, Dermatologie - Thieme Verlag - 6. Auflage
- (2006) Alexander Meves - Intensivkurs Dermatologie - Elsevier, Urban & Fischer Verlag
- (2008) Gholamreza Darai, Michaela Handermann, Hans-Günther Sonntag, Christian A. Tidona, Lothar Zaller - Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen: Erreger, Symptome, Diagnose, Therapie und Prophylaxe - Springer Verlag - 3. Auflage
- (2005) Braun-Falco O, Plewig G, Wolff HH, Burgdorf WHC, Landthaler M - Dermatologie und Venerologie - Springer, Heidelberg
- (2009) AWMF - Leitlinie - Tinea der freien Haut
- (2010) Rote Liste
- www.fachinfo.de
- (2007) Petres, Rompel - Operative Dermatologie, Lehrbuch und Atlas - Springer
- (2009) Rassner G - Dermatologie, Lehrbuch und Atlas - Urban & Fischer Verlag, Elsevier
- (2009) Fritsch P - Dermatologie und Venerologie für das Studium - Springer
- (2007) Altmeyer P - Dermatologische Differenzialdiagnose, Der Weg zur klinischen Diagnose - Springer
- (2003) Jung E, Moll I - Dermatologie - Thieme, Duale Reihe
Tinea capitis
Assoziierte Krankheitsbilder zu Tinea capitis
- Atopisches Ekzem
- Psoriasis vulgaris
- Tinea faciei et corporis
- Alopecia areata
- Candidosen der Haut
- Chronisches allergisches Kontaktekzem
- Chronisches kumulativ-toxisches Kontaktekzem
- Infektionen durch Candida-Spezies
- Lichen ruber planus
- Pityriasis versicolor
- Seborrhoisches Ekzem
- Seborrhoisches Kopfekzem
- Lupus erythematodes hypertrophicus
- ...gesamte Liste anzeigen
Am häufigsten aufgerufene Krankheitsbilder in Pädiatrie
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