Thrombose der inneren Hirnvenen
Synonyme: Thrombose der Vena magna cerebri (Galeni)
Definition
Thrombose der inneren Hirnvenen
Die Thrombose der inneren Hirnnerven ist ein thrombotischer Verschluss der inneren Hirnvenen (V. cerebri magna, Vv. cerebri basales, Vv. cerebri internae) mit potentieller Stauungsblutung ins Hirnparenchym.
Thrombose der inneren Hirnvenen
Ätiologie
Thrombose der inneren Hirnvenen
Die Ursachen der Thrombose der inneren Hirnnerven sind:
Septische Sinusthrombosen:
- Lokale HNO-Infektionen (NNH, Mastoid, odontogen)
- Lokale, intrakraniale
Abszesse oder Empyeme - Meningitis
- Sepsis
- posttraumatisch
- postoperativ
Aseptische Sinusthrombosen (wesentlich häufiger):
- Hormonell:
- Schwangerschaft und Wochenbett
- Orale Kontrazeptiva
- Gestagentherapie
- maligne Tumoren
- Bluterkrankungen:
- Polyzythämie
- Thrombozythämie
- Leukämie
- Koagulopathien:
- AT-III-Mangel
- Protein-C-/S-Mangel
- Disseminierte, intravasale Gerinnugn (DIC)
- Hepain-induzierte Thrombopenie (HIT)
- Behandlung mit Erythropoetin
- Dehydratation
- Immunulogisch:
- M. Behcet
- M. Wegener
- M. Crohn
- Colitis ulcerosa
- paraneoplastisch
- Marasmus
- lokale Thrombose der V. jugularis interna
Thrombose der inneren Hirnvenen Epidemiologie zu:
Thrombose der inneren Hirnvenen
Epidemiologie
Thrombose der inneren Hirnvenen
Die Thrombose der inneren Hirnnerven ist selten.
- pro Jahr etwa 5–10 Neuerkrankungen/1.000.000
- etwa 2-4% aller Schlaganfälle auf dem Boden einer Sinusvenenthrombose
- Frauen 1,5 x häufiger betroffen als Männer
- mittleres Erkrankungsalter: 40. Lebensjahr
- Throbose der inneren Hirnvenen sehr selten
Thrombose der inneren Hirnvenen Differentialdiagnosen zu:
Thrombose der inneren Hirnvenen
Differentialdiagnosen
Thrombose der inneren Hirnvenen
- Eklampsie oder eklamptischer Anfall
- Bakterielle Meningitis
- Maligne Hirntumoren
- Solide Metastasen
- Arteriovenöse Fehlbildungen (spinal)
- Thalamusblutung
- Schlaganfall als Notfall
Thrombose der inneren Hirnvenen Anamnese zu:
Thrombose der inneren Hirnvenen
Anamnese
Thrombose der inneren Hirnvenen
Bei der Thrombose der inneren Hirnnerven sind folgende Informationen von Bedeutung:
- Kopfschmerzen?
- Sehstörungen?
- epileptische Anfälle?
- psychomotorische Veränderungen?
- bekannte Schwangerschaft?
- Schwangerschaftsverlauf?
- Z.n. Meningitis/Enzephalitis/Sinusitis/Mastoiditis/Zahnabzessen/Schädel-Hirn-Trauma?
- bekannte (hämatologische/rheumatologische) Vorerkrankungen?
- Medikamentenanamnese
Thrombose der inneren Hirnvenen Diagnostik zu:
Thrombose der inneren Hirnvenen
Diagnostik
Thrombose der inneren Hirnvenen
Zur diagnostischen Abklärung der Thrombose der inneren Hirnnerven sind relevant:
- neurologische Untersuchung: Vigilanzniveau, Prüfung von Motorik, Kraft, Koordination, Reflexe, Sensorik, HN-Untersuchung (v.a. Pupillo- und Okulomotorik, Funduskopie)
- bildgebende Verfahren: cCT nativ und mit KM + Darstellung der NNH; CTA (Ausnahme: nicht bei Schwangeren); cMRT und MR-A Mittel der Wahl; evtl. DSA mit fehlender Füllung und korkenzieherartigen Umgehungskreisläufen
- EEG: evtl. Verlangsamung und fokal epilepsietypische Potentiale
- Liquorpunktion: entzündliche Veränderungen bei septischer Thrombose
- Labor: Gerinnungsparameter (PTT, Quick, Thombinzeit, Fibrinogen, Thrombozyten, Faktor-
V-Leiden-Mutation, Anti-Phospholipid-Antikörper, Prothrombinmutation G 20210A, Antithrombin 3, Protein C und S, Faktor VIII); bei V.a. Vaskulitis: Antikörperdiagnostik (ANA, ds-DNA, Lupusantikoagulanz, zirkulierende Immunkomplexe, p- und c-ANCA, Kryoglobuline, Komplement C 3 und 4, SSA und SSB)
Thrombose der inneren Hirnvenen Klinik zu:
Thrombose der inneren Hirnvenen
Klinik
Thrombose der inneren Hirnvenen
Die Thrombose der inneren Hirnnerven kann eine oder mehrere der folgenden Symptome zeigen:
Meist unspezifische Symptome:
- Kopfschmerzen
- Apathie
- Verwirrtheit
- starke mnestische Störungen
- evtl. Kompression des Aquädukts → Hydrozephalus mit zunehmender Bewusstseinstrübung
- epileptische Anfälle
- neurologische Herdsymptome:
- Mono-/Hemiparesen
- Hemihypästhesie
- Aphasie
- Apraxie
- Hemianopsie
- Ataxie
- Abduzensparese
- Sehstörungen (Stauungspapille)
- Nackensteife
NB: häufig schleichender Beginn mit allmählicher Zunahme der Symptome
Thrombose der inneren Hirnvenen Therapie zu:
Thrombose der inneren Hirnvenen
Therapie
Thrombose der inneren Hirnvenen
Die therapeutischen Möglichkeiten bei der Thrombose der inneren Hirnnerven umfassen folgendes:
Konservative Therapie:
- septische SVT: empirische Antibiotika-Kombinationstherapie mit 3. Generations-Cephalopsporin und Staphylokokken-Penicillin + Therapie wie bei aseptischer SVT
- aspetische SVT: Antikoagulation (auch bei Stauungsblutungen):
- Bolus von 5000–7500 IE Heparin, gefolgt von 24.000 IE über 24 h, dann nach PTT (Ziel: 60-80s für 10-14 Tage)
- anschliessend orale Antikoagulation (evtl. lebenslang bei Gerinnungsstörungen)
- bei milden Verlaufsformen: niedermolekulare Heparine
- Thrombolyse: bisher nicht etabliert; mögliche Indikationen: Thromboserezidive,
sehr ausgedehnte Pansinusthrombosen, Thrombosen der inneren Hirnvenen
Operative Therapieoptionen:
- operative Desobliteration des Sinus sagittalis superior in Einzelfällen
- transvenöse Katheterisierung des Sinus transversus und des Sinus sagittalis anterior mit lokaler Thrombolyse
- bilaterale Dekompressionsoperation bei ausgedehnter bilateraler Schwellung
Thrombose der inneren Hirnvenen Komplikationen zu:
Thrombose der inneren Hirnvenen
Komplikationen
Thrombose der inneren Hirnvenen
Bei der Thrombose der inneren Hirnnerven kommen folgende Komplikationen vor:
- Stauungsblutung
- Hirnödem mit Einklemmung
Thrombose der inneren Hirnvenen Zusatzhinweise zu:
Thrombose der inneren Hirnvenen
Zusatzhinweise
Thrombose der inneren Hirnvenen
- Stauungsblutung: keine Gefäßruptur, sondern vielmehr Diapedeseblutungen bei geschädigter Sinuswand
- Mortalität: 10%
- Prognose: wesentlich besser als bei arteriellen Ischämien
Thrombose der inneren Hirnvenen Literaturquellen zu:
Thrombose der inneren Hirnvenen
Literaturquellen
Thrombose der inneren Hirnvenen
1. Poeck K, Hacke W (2006) – Neurologie, 12. aktualisierte und erweiterte Auflage – Springer Medizin Verlag, Heidelberg
- (2007) Berlit P - Basiswissen Neurologie - Springer
- (2007) Masuhr K.F.,Neumann M - Neurologie,6. Aufl. - Thieme Verlag, Duale Reihe
- (2007) Buchner H - Neurologische Leitsymptome und diagnostische Entscheidungen - Thieme
- (2007) Bitsch A - Neurologie "to go" - Wissenschaftliche Verlagsges
- (2006) Poeck, Hacke, - Neurologie - Springer, Berlin
- (2006) Mumenthaler M, Mattle H, - Kurzlehrbuch Neurologie - Thieme Verlag
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