Schwangerschaftsabbruch
Synonyme: Abruptio, Abruptio graviditatis, Abtreibung, Interruptio, induzierter Abort
Definition
Schwangerschaftsabbruch
Der Schwangerschaftsabbruch ist die induzierte Beendigung einer Schwangerschaft vor Erlangen der extrauterinen Lebensfähigkeit des Embryo bzw. Fetus.
Schwangerschaftsabbruch
Ätiologie
Schwangerschaftsabbruch
Zur Zeit gibt es keine ätiologischen Informationen zum Schwangerschaftsabbruch.
Schwangerschaftsabbruch Epidemiologie zu:
Schwangerschaftsabbruch
Epidemiologie
Schwangerschaftsabbruch
- in Deutschland 130.000 registrierte Schwangerschaftsabbrüche pro Jahr
- 40% davon hatten vorher noch keine Lebendgeburt
- 6% sind unter 18 Jahre alt
- 98% werden nach der Beratungsregelung durchgeführt
- mütterliche Letalität 0,004%
- Komplikationsrate 10%
- 15 /1000 Frauen zwischen 15 und 44 Jahren oder 233 pro 1000 Lebendgeburten hatten einen Schwangerschaftsabbruch in den USA 2005 [1]
- international betrug die Rate von Schwangerschaftsabbrüchen ca. 29/1000 Frauen im Jahr 2003. Dabei wurden 48% unter nicht sicheren Bedingungen eingestuft, 97% davon in 3.Welt-Ländern [2].
- in Europa am wenigsten Schwangerschaftsabbrüche mit 17/1000 Frauen im Jahr 2003 [2]
Schwangerschaftsabbruch Differentialdiagnosen zu:
Schwangerschaftsabbruch
Differentialdiagnosen
Schwangerschaftsabbruch
Keine Differentialdiagnosen bekannt
Schwangerschaftsabbruch Anamnese zu:
Schwangerschaftsabbruch
Anamnese
Schwangerschaftsabbruch
- soziale Situation?
- Partnersituation?
- Warum ist der Abbruch gewünscht?
- Kontrazeptionberatung!
Schwangerschaftsabbruch Diagnostik zu:
Schwangerschaftsabbruch
Diagnostik
Schwangerschaftsabbruch
- gynäkologische Untersuchung, Bestimmung von β-HCG im Urin oder Feststellen von Herzaktivität des Feten per Ultraschall um die Schwangerschaft zu bestätigen
- Bestimmung des Alters post concepcionem mithilfe Ultraschall und manuell (Fundusstand) und anamnestisch (erster Tag der letzten Menstruation)
- Labor: Bestimmung von Hämatokrit, Hämoglobin und Rhesusfaktor, je nach medizinischer Anamnese auch mehr Parameter. Evtl. Labordiagnostik bzgl Geschlechtskrankheiten
Schwangerschaftsabbruch Klinik zu:
Schwangerschaftsabbruch
Klinik
Schwangerschaftsabbruch
- Zeichen einer Schwangerschaft
Schwangerschaftsabbruch Therapie zu:
Schwangerschaftsabbruch
Therapie
Schwangerschaftsabbruch
Der Schwangerschaftsabbruch findet erst nach medizinischer Beratung und Aufklärung über den Eingriff statt!
Vorgehensweise beim Schwangerschaftsabbruch:
- Antibiotische Prophylaxe präoperativ, um einer Endometritis vorzubeugen: Doxycyclin 100 mg p.o. 2x am Tag der Operation, Ofloxacin 400 mg p.o. 2x am Tag der Operation oder Ceftriaxon 1 g i.v. 30 Minuten vor der Operation [3] und postoperativ 1-3 Tage
- Anästhesie: Lokalanästhesie parazervikaler oder uterosakraler Block mit oder ohne i.v.-Sedierung; 1 h vor dem Eingriff NSAR-Gbe, z.B. Ibuprofen 600-800mg [4]
- Normale Geburtseinleitung und Geburt bei Schwangerschaften im 2. Trimenon. Saugkürettage, Kürettage nach Dilatation (instrumentell oder medikamentös oder beides) des Gebärmutterhalses, bis ca. zur 14. SSW. Postoperativ auf Blutungen achten. Rhesus-negative und noch nicht exponierte Frauen sollten eine Rhesusprophylxe mit Immunglobulinen erhalten.
- pharmakologischer Schwangerschaftsabbruch: Im ersten Trimenon wird Misoprostol plus Mifepriston oder Methotrexat empfohlen [6], wobei in der Praxis oft Misoprostol oder Mifepriston alleine eingesetzt wird. KI Misoprostol: ektope Schwangerschaft, Risiko einer Uterusruptur, intrauterine Spirale, Allergie auf Prostaglandine
- Aufklärung über Kontrazeption! Bereits nach 2 Wochen nach Schwangerschaftsabbruch im ersten Trimenon kann die erste Menstruation auftreten
- Nachbetreuung: Schwangerschaftssymptome sollten nach ca. 1 Woche nicht mehr vorhanden sein und die erste Menstruation sollte innerhalb von 6 Wochen erfolgen. Gynäkologische Kontrolle nach 2-4 wochen empfohlen
Schwangerschaftsabbruch Komplikationen zu:
Schwangerschaftsabbruch
Komplikationen
Schwangerschaftsabbruch
- Schuldgefühle, längerdauernde Trauer
- Zervixverletzung, Zervixinsuffizienz, Uterusperforation, uterine Blutung,
- Infektion
- Hämatometra: abdominelle Schmerzen, evtl. Tachykardie, Übelkeit
- unvollständige Entfernung der Frucht (Fieber, großer, weicher Uterus, Schmerzen, Blutungen)
- Endometrium-Verlust und Verwachsungen (Ashermann-Fritsch-Syndrom) mit Sterilität
- Bei Mifepriston: Übelkeit, Blutungen, Krämpfe, Misserfolg
- Mortalität: 0,1 bis 0,4 Todesfälle/100,000 Eingriffe im ersten Trimenon, 1,7 bis 8,9 Todesfälle/100,000 Eingriffe im 2. Trimenon in den USA durch Infektion, Blutung, Embolien, anästhesiologische Komplikationen [5]
Schwangerschaftsabbruch Zusatzhinweise zu:
Schwangerschaftsabbruch
Zusatzhinweise
Schwangerschaftsabbruch
Rechtslage beim Schwangerschaftsabbruch:
- Abruptio grundsätzlich laut § 218 StGB strafbar
- Abruptio durch Arzt bei 1. und 2. rechtmäßig und bei 3. straffrei durchführbar nach § 218 a StGB, wenn:
- medizinische Indikation besteht.
- ein sexueller Mißbrauch von Kindern besteht.
- die Frucht nicht älter als 12 Wochen post conceptionem ist, die Schwangere den Abbruch verlangt, eine Beratung gemäß § 218 StGB mindestens 3 Tage zurückliegt.
- Für den beratenen Schwangerschaftsabbruch besteht keine Leistungspflicht für die gesetzliche Krankenkasse
- Jedem Arzt ist freigestellt, ob er bei einem Schangerschaftsabbruch mitwirken möchte oder nicht
- Meldepflicht!
Schwangerschaftsabbruch Literaturquellen zu:
Schwangerschaftsabbruch
Literaturquellen
Schwangerschaftsabbruch
-
(2008) Gamble SB, Strauss LT, Parker WY, Cook DA, Zane SB, Hamdan S, Centers for Disease Control and Prevention (CDC) - MMWR Surveill Summ. 57(13):1-32. Abortion surveillance--United States, 2005
-
(2007) Sedgh G, Henshaw S, Singh S, Ahman E, Shah IH - Lancet. 370(9595):1338-45. Induced abortion: estimated rates and trends worldwide.
- (2006) ACOG Practice Bulletin No. 74. Antibiotic prophylaxis for gynecologic procedures - ACOG Committee on Practice Bulletins - Obstet Gynecol. 108(1):225-34.
-
(2008) A randomized trial of tramadol versus ibuprofen as an adjunct to pain control during vacuum aspiration abortion - Romero I, Turok D, Gilliam M -Contraception. 77(1):56-9.
-
(2004) Bartlett LA, Berg CJ, Shulman HB, Zane SB, Green CA, Whitehead S, Atrash HK -Risk factors for legal induced abortion-related mortality in the United States.Obstet Gynecol. 103(4):729-37.
-
(2007) Aldrich T, Winikoff B - Does methotrexate confer a significant advantage over misoprostol alone for early medical abortion? A retrospective analysis of 8678 abortions - BJOG. 114(5):555-62.
- Haag, Hanhart, Müller (2007/08)- Gynäkologie und Urologie- Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach
- K.Goerke, J.Steller, A.Valet (2008)- Klinikleitfaden Gynäkologie Geburtshilfe- Elsevier Urban&Fischer, München, Jena
- Pschyrembel (2002)-klinisches Wörterbuch- de Gruyter, Berlin
- (2009) Gruber S - BASICS Gynäkologie und Geburtshilfe - Urban & Fischer Verlag, Elsevier GmbH
- (2009) Straus A, Janni W, Maass N - Klinikmanual Gynäkologie und Geburtshilfe - Springer Medizin Verlag
- (2009) Probst T - Checklisten Gynäkologie und Geburtshilfe - Urban & Fischer, Elsevier
- (2008) Goerke K, Steller J, Valet A - Klinikleitfaden Gynäkologie / Geburtshilfe - Urban und Fischer Verlag, Elsevier
- (2008) Bühling K J, Friedmann - Intensivkurs Gynäkologie - Urban & Fischer, Elsevier
- (2007) Stauber M, Weyerstahl T - Gynäkologie und Geburtshilfe - Thieme
- (2007) Breckwoldt M, Kaufmann M, Pfleiderer A - Gynäkologie und Geburtshilfe - Thieme
- (2006) Kiechle M - Gynäkologie und Geburtshilfe - Urban & Fischer Verlag
- (2006) Diedrich K - Gynäkologie und Geburtshilfe - Springer, Berlin
(2005) Kirschbaum, Münstedt - Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe - Thieme V
erlag
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Assoziierte Krankheitsbilder zu Schwangerschaftsabbruch
Am häufigsten aufgerufene Krankheitsbilder in Gynäkologie und Geburtshilfe
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