Schiefhals
Synonyme: muskulärer Schiefhals, Tortikollis, Torticollis muscularis, Caput obstipum
Definition
Schiefhals
Der Schiefhals ist wie folgt definiert:
- angeborene, seltener erworbene, einseitige Verkürzung des M. sternocleidomastoideus, die mit Neigung des Kopfes zur erkrankten und Rotation zur Gegenseite einhergeht.
Schiefhals
Ätiologie
Schiefhals
Zu den Ursachen eines Schiefhalses ist folgendes bekant:
- intrauterine Zwangslage
- Geburtstrauma (Kopfnickerhämatom; gequetschtes Muskelgewebe wird fibrös umgebaut und somit verkürzt)
- bindegwebige Verkürzung des M. sternocleidomastoideus
- genetische Faktoren
Schiefhals Epidemiologie zu:
Schiefhals
Epidemiologie
Schiefhals
Folgende epidemiologischen Daten zum Schiefhals sind bekannt:
- der muskuläre Schiefhals ist die häufigste Form des Tortikollis
Schiefhals Differentialdiagnosen zu:
Schiefhals
Differentialdiagnosen
Schiefhals
Schiefhals Anamnese zu:
Schiefhals
Anamnese
Schiefhals
Beim Schiefhals sind folgende Informationen von Bedeutung:
- eingeschränkte Beweglichkeit der HWS?
- Schwellung des M. sternocleidomastoideus?
- Asymmetrie von Schädel und Gesicht?
- skoliotische Fehlhaltung des Halses?
Schiefhals Diagnostik zu:
Schiefhals
Diagnostik
Schiefhals
Zur diagnostischen Abklärung des Schiefhalses sind relevant:
- klinische Untersuchung: Fehlstellung des Kopfes, die meist passiv nicht vollständig korrigierbar ist;
- typische Kopfstellung mit eingeschränkter Beweglichkeit der HWS
- in ca. 15% Schwellung im distalen M. sternocleidomastoideus (ab ca. 2. Lebenswoche)
- messbare Verkürzung des verhärteten M. sternocleidomastoideus (Verhärtung tastbar!)
- Röntgen: Ausschluss anderer (erworbener) Schiefhalsursachen: okulärer, otogener oder neurogener Schiefhals
Schiefhals Klinik zu:
Schiefhals
Klinik
Schiefhals
Patienten mit einem Schiefhals zeigen meist folgende Symptomatik:
- der verkürzte M. sternocleidomastoideus ist als derber, sehniger Strang sicht- und tastbar
- Kopf ist zur Seite des verkürzten Muskels geneigt
- das Kinn zur gesunden Seite gedreht und leicht angehoben
- Bewegungen in gegenläufiger Richtung sind beschränkt
- es kommt im Wachstum zu einer Asymmetrie des Schädels und des Gesichts
- zwei quere Linien, die man durch die Augen- und Mundpartie zieht, konvergieren zur kranken Seite hin
- die skoliotische Fehlhaltung des Halses in eine strukturelle Skoliose der ganzen Wirbelsäule
Schiefhals Therapie zu:
Schiefhals
Therapie
Schiefhals
Zu den therapeutischen Möglichkeiten des Schiefhalses:
Konservative Therapie:
- gegensinnige Lagerung des Säuglings, d.h. in der Fehlhaltung schaut das Kind z.B. eine "uninteressante" Wand an und wird so angeregt, sich aktiv in die Richtung akustischer und optischer Reize zu drehen
Operative Therapie:
- Indikation bei erfolgloser konservativer Therapie bzw. Zunahme der Deformität
- kaudale sternoklavikuläre offene Tenotomie des M. sternocleidomastoideus im 1. bis 3. LJ.
- in Spätfällen biterminale Tenotomie
- Cave: Fazialisparese
- mit zunehmenden Alter keine ausreichende Rückbildung eingetretener Asymmetrien (Gesichtsskoliose) mehr zu erwarten
- NB: Ruhigstellung mit Schanz-Watteverband, Halsorthese oder Diademgips über 3-4 Wochen; richtige Kopfstellung wichtig; Kopf zur gesunden Seite geneigt, leichte Hyperextension, Kinn zur operierten Seite gedreht (Cave: Überkorrektur -> Schädigung des Plexus cervicalis); begleitend bzw. nach Gipsabnahme aktive und passive Dehnungs- und Haltungsübungen für ein halbes Jahr
Schiefhals Komplikationen zu:
Schiefhals
Komplikationen
Schiefhals
Mögliche Komplikationen eines Schiefhalses sind:
- HWS-Skoliose
- Gesichtsskoliose
Schiefhals Zusatzhinweise zu:
Schiefhals
Zusatzhinweise
Schiefhals
Zum Schiefhals liegen folgende Zusatzhinweise vor:
- Prognose: bei rechtzeitiger OP gut, sonst u.U. vorzeitige funktionelle Einschränkungen der HWS zu befürchten
Schiefhals Literaturquellen zu:
Schiefhals
Literaturquellen
Schiefhals
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