Scharlachangina
Synonyme: Scarlatina
Definition
Scharlachangina
Bei der Scharlachangina handelt es sich um eine durch β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A ausgelöste lokale Infektion von Tonsillen und Pharynx.
Scharlachangina
Ätiologie
Scharlachangina
Zu den Ursachen der Scharlachangina werden gezählt [9]:
- Erreger: β-hämolysierende A-Streptokokken, 3 Formen erythrogener Toxine: A, B und C
- Übertragungswege: Schmier- und Tröpfcheninfektion
- Infektiosität: ohne Therapie mehrere Wochen, ansonsten sind die Patienten nach 24 Stunden nicht mehr kontagiös
- Inkubationszeit: zwischen 2 und 5 Tagen
Scharlachangina Epidemiologie zu:
Scharlachangina
Epidemiologie
Scharlachangina
Zur Epidemiologie der Scharlachangina:
- Erkrankungsgipfel: zwischen dem 5. und 15. Lebensjahr
- Infektionen mit A-Streptokokken werden als Ursache für 15-30% aller Pharyngitiden zwischen dem 5. und 15. Lebensjahr angenommen [14]
- die Gesamtprävalenz von A-Streptokokken bei Patienten (<18. LJ) mit Halsschmerzen liegt bei etwa 37% [10]
Scharlachangina Differentialdiagnosen zu:
Scharlachangina
Differentialdiagnosen
Scharlachangina
- Arzneimittelexanthem
- Akute allergische Kontaktdermatitis
- Windeldermatitis
- Diphtherie
- Toxisches Schock-Syndrome durch Streptokokken
- Exanthema subitum
- Herpangina
- Eczema herpeticatum
- Ringelröteln
- Varizellen
- Lyell-Syndrom
- Coxsackie A
- Epstein-Barr-Virusinfektionen
- Purpura Schoenlein-Henoch
- Medikamentös induzierte Diabetesformen
- Medikamentöse Osteoporose
- Masern
- Röteln
- 3-Tage-Fieber
- Varizella-Zoster-Virus
- Systemische Entzündungsreaktionen und Sepsis
- Myokarditis
- Akute Otitis media
- Akute Tonsillitis
- Rheumatisches Fieber
- Kawasaki-Erkrankung
- Atopische Dermatitis
- Insektengiftallergie
- Akute Urtikaria
- Chronische Urtikaria
- Postinfektiöse Glomerulonephritis
- Tubulointerstitielle Nephritis
- Mykotische Vulvovaginitis
- Seborrhoisches Säuglingsekzem
- Infektiöse Mononukleose
- Angina lacunaris
- Angina Plaut-Vincenti
- Tonsillogene Sepsis
- Peritonsillarabszess
- Lingua plicata
- Lingua geographica
- Hunter-Glossitis
- Allergische Reaktion
- Erythema exsudativum multiforme
- Retromaxillärer Abszess
Scharlachangina Anamnese zu:
Scharlachangina
Anamnese
Scharlachangina
Bei Scharlachangina sind folgende Informationen von Bedeutung:
- Welche Beschwerden bestehen? Seit wann?
- Fieber neu aufgetreten? Wie hoch? Fieberverlauf?
- Exanthembildung? An welchen Körperstellen? Wie sieht es aus?
- Juckreiz?
- Kopfschmerzen?
- Ess- und Trinkverhalten?
- Erbrechen?
- Halsschmerzen?
- rote Zunge aufgefallen?
- Husten?
- Durchfälle neu aufgetreten?
- Impfstatus? Nach Empfehlungen der STIKO regelmäßig geimpft worden?
- Ähnliche Erkrankungsfälle in der Umgebung aufgetreten? Zeitlicher Abstand?
- Vorerkrankungen? Immunschwäche?
- Welche Kinderkrankheiten durchgemacht?
- Allergien?
- Werden Medikamente eingenommen? Welche?
- Zeitlicher Abstand zwischen Einnahme der Medikamente und Auftreten des Exanthems?
Scharlachangina Diagnostik zu:
Scharlachangina
Diagnostik
Scharlachangina
Zur diagnostischen Abklärung einer Scharlachangina sind relevant [14]:
- Anamnese
- körperliche Untersuchung, dabei insbesondere:
- Untersuchung des Integuments auf ein Exanthem: Lokalisation, Form, Farbe, Abgrenzbarkeit, Erhabenheit: meist zentraler Beginn an Leisten, Hals und Schultern, periorale Blässe typisch, starke Rötung, feinfleckig makulös, etwa 2mm große Effloreszenzen, die nicht konfluieren
- Inspektion von Mund und Rachen: geschwollene und gerötete Tonsillen, oft mit Belägen, zunächst weißlich belegte Zunge, später typische Himbeerzunge (rot glänzend, Hypertrophie der Papillen)
- Palpation: zervikale Lymphknotenschwellung?
- Meningismus-Zeichen: auslösbar?
- Temperaturmessung: oft >40°C Fieber
- Labor: Diff-BB (Leukozytose), CRP, BSG (erhöht), ASR, ASL, ASO, Anti-DNAse B (Anstieg n. 8 T.)
- Mikrobiologie: Schnelltest zum Antigen-Nachweis (Rachenabstrich), Kultur aus Rachenabstrich
Beachte: Meist ist die Diagnosestellung klinisch möglich!
Scharlachangina Klinik zu:
Scharlachangina
Klinik
Scharlachangina
Eine Scharlachangina kann eines oder mehrere der folgenden Symptome zeigen [9; 14]:
Inkubationszeit: 2-5 Tage
Prodromalstadium: 12-48 Stunden
- Fieber
- Kopfschmerzen
- belegte Zunge
- Halsschmerzen
- Tonsillopharyngitis
- zervikale Lymphknotenschwellung
- plötzliches Erbrechen
Exanthemstadium:
- Himbeerzunge
- Exanthem mit perioraler Blässe
- Enanthem des weichen Gaumens
Rekonvaleszenzstadium:
- nach 2-4 Wochen kleieartige Schuppung der Haut, zunächst an Extremitäten und Stamm, dann auf Hände und Füße ausbreitend
Beachte:
- Bei Kindern, die jünger als 3 Jahre alt sind, verläuft Scharlach oftmals atypisch [9]
- Unter adäquater Therapie dauert die Erkrankung etwa 1 Woche
- eine Sonderform ist der Wundscharlach
Scharlachangina Therapie zu:
Scharlachangina
Therapie
Scharlachangina
Die therapeutischen Möglichkeiten bei Scharlach umfassen:
Symptomatische Therapie:
- ausreichende Flüssigkeitsaufnahme
- Bettruhe
- evtl. Mundspülung mit Kamillentee
- Analgetika/Antiphlogistika/Antipyretika: z.B. Paracetamol: 3-4x tgl. 10-15mg/kgKG/d, max. 50mg/kgKG/d p.o.
Antibiotika-Therapie [13]:
Bei Kindern:
- Penicillin V tägl. 0,05 - 0,1 Mio. IE/kgKG/d p.o. in 4-6 ED über 10d
Bei Erwachsenen:
- Penicillin V tägl. 3 Mio. IE in 2-3 Einzeldosen für 10 Tage
Alternativen (evtl. Resistenzen vorhanden):
- Cephalosporine
- Makrolide
- Clindamycin
Weitere Maßnahmen:
- Isolierung bis 24 Std. nach Erkrankungsbeginn
- Aufklärung über Komplikationen bei mangelnder Compliance
- ggf. Tonsillektomie durchführen
Scharlachangina Komplikationen zu:
Scharlachangina
Komplikationen
Scharlachangina
Bei einer Scharlachangina kommen folgende Komplikationen vor [9; 11; 12]:
- toxischer / hämorrhagischer Scharlach: schwere Verlaufsform mit epileptischen Anfällen, Blutungen, Delirium
- Erythema nodosum
- Otitis media
- Sinusitis
- Peritonsillarabszess
- Myokarditis
- Perikarditis
- Pneumonie
- Pleuritis
- Hepatitis
- interstitielle Nephritis
- Post-Streptokokken-Glomerulonephritis (nach etwa 2-6 Wochen)
- Rheumatisches Fieber
- Sepsis
- Multiorganversagen
- Tod
Scharlachangina Zusatzhinweise zu:
Scharlachangina
Zusatzhinweise
Scharlachangina
Zusatzhinweise zur Scharlachangina [9]:
- Der Tod durch Scharlach ist meldepflichtig
- etwa 2 Wochen nach Erkrankungsbeginn sollte eine Kontrolle von Urin und Nierenwerten erfolgen (Gefahr der Glomerulonephritis)
- der Besuch öffentlicher Einrichtungen ist bei komplikationslosem Verlauf nach 1 Woche wieder möglich
- die Prognose ist in der Regel gut
- nach durchgemachter Erkrankung besteht keine Immunität
- es gibt keinen Impfstoff gegen Scharlach
Scharlachangina Literaturquellen zu:
Scharlachangina
Literaturquellen
Scharlachangina
- (2005) Braun-Falco O, Plewig G, Wolff HH, Burgdorf WHC, Landthaler M - Dermatologie und Venerologie - Springer, Heidelberg
- (2008) Ruß A - Arzneimittel pocket - Börm Bruckmeier Verlag
- (2005) Sterry W, Paus R - Checkliste Dermatologie - Thieme
- (2007) Petres J, Rompel R - Operative Dermatologie, Lehrbuch und Atlas - Springer
- (2009) Rassner G - Dermatologie, Lehrbuch und Atlas - Urban & Fischer Verlag, Elsevier
- (2009) Fritsch P - Dermatologie und Venerologie für das Studium - Springer
- (2007) Altmeyer P - Dermatologische Differenzialdiagnose, Der Weg zur klinischen Diagnose - Springer
- (2003) Jung E, Moll I - Dermatologie - Thieme
- (2007) Sitzmann F C - Pädiatrie - Thieme
- (2010) Shaikh N - Prevalence of Streptococcal Pharyngitis and Streptococcal Carriage in Children: A Meta-analysis - Pediatrics
- (2006) Megged O - Group A streptococcus bacteraemia: comparison of adults and children in a single medical centre - Clin Microbiol Infect
- (1990) Tejani A - Poststreptococcal glomerulonephritis. Current clinical and pathologic concepts - Nephron
- (2008) AWMF-Leitlinie - Antibiotikatherapie der Infektionen an Kopf und Hals - Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.
- (2009) AWMF-Leitlinie - Halsschmerzen - Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
Scharlachangina
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Weiterführende Links
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