Röteln
Synonyme: Rubella, Rubeola, 3. exanthematische Infektionskrankheit, German Measles
Definition
Röteln
Röteln sind eine Infektionskrankheit, die durch das Rubellavirus verursacht werden. Bei einer Infektion in der Schwangerschaft kann es zur Ausbildung konnataler Röteln kommen, die schwerwiegende Folgen für das Kind haben können.
Röteln
Ätiologie
Röteln
Zu den Ursachen der Röteln zählen [20]:
- Erreger: Rötelnvirus, RNA-Virus (umhüllt)
- gehört zur Gruppe der Togaviridae
- Übertragungswege: Tröpfcheninfektion, nasopharyngeale Sekrete
- Inkubationszeit: 14 - 21 Tage
- Kontagiosität: besteht 7 Tage vor bis 7 Tage nach Auftreten des Exanthems
Röteln Epidemiologie zu:
Röteln
Epidemiologie
Röteln
Zur Epidemiologie der Röteln:
- gehäuftes Auftreten der Röteln im Frühling
- Vorkommen neonataler Röteln: 1:6.000 - 1:10.000 Neugeborene
- das entspricht einer Inzidenz von etwa 100 geschädigten Neugeborenen pro Jahr in Deutschland
- 10-15% der gebärfähigen Frauen: seronegativ, keine Immunität
- Im Jahr 2002 existierte die Rötelnimpfung in allen Industriestaaten, in 71% der Schwellenländer und in 48% der Entwicklungsländer [21].
- In 2006 hatten 123 (58%)von 212 Ländern Impfprogramme gegen Röteln entwickelt [22]
Röteln Differentialdiagnosen zu:
Röteln
Differentialdiagnosen
Röteln
- Arzneimittelexanthem
- Seborrhoisches Ekzem
- Akute allergische Kontaktdermatitis
- Exanthema subitum
- Eczema herpeticatum
- Ringelröteln
- Varizellen
- Herpes-simplex-Virus
- Lymphknotenmetastasierung
- Aviäre Influenza
- Influenza A - H1N1
- Cytomegalievirus-Infektion
- Haemophilus influenzae-lnfektion
- Medikamentös induzierte Diabetesformen
- Medikamentöse Osteoporose
- Impfung gegen Röteln
- Masern
- 3-Tage-Fieber
- Varizella-Zoster-Virus
- Influenza
- Parainfluenza
- Listeriose
- Lues connata
- Lymphadenitis colli
- Scharlach
- Toxoplasmose
- Systemischer Lupus erythematodes
- Purpura Schoenlein-Henoch
- Kawasaki-Erkrankung
- Atopische Dermatitis
- Insektengiftallergie
- Akute Urtikaria
- Chronische Urtikaria
- Mykotische Vulvovaginitis
- Windeldermatitis
- Infektiöse Mononukleose
- Allergische Reaktion
Röteln Anamnese zu:
Röteln
Anamnese
Röteln
Bei den Röteln sind folgende Informationen von Bedeutung:
- Welche Beschwerden bestehen? Seit wann?
- Fieber neu aufgetreten? Wie hoch? Fieberverlauf?
- Exanthembildung? An welchen Körperstellen? Wie sieht es aus? Zeitlicher Verlauf?
- Juckreiz?
- Lymphknotenschwellung am Hals / im Nacken bemerkt?
- Kopfschmerzen?
- Ess- und Trinkverhalten?
- Erbrechen?
- Husten?
- Durchfälle neu aufgetreten?
- Gelenkbeschwerden?
- Impfstatus? Nach Empfehlungen der STIKO regelmäßig geimpft worden?
- Ähnliche Erkrankungsfälle in der Umgebung aufgetreten?
- Vorerkrankungen? Immunschwäche?
- Welche Kinderkrankheiten durchgemacht?
- Allergien?
- Werden Medikamente eingenommen? Welche?
- Zeitlicher Abstand zwischen Einnahme der Medikamente und Auftreten des Exanthems?
- Besteht eine Schwangerschaft?
Röteln Diagnostik zu:
Röteln
Diagnostik
Röteln
Zur diagnostischen Abklärung der Röteln sind relevant [22]:
- Anamnese
- körperliche Untersuchung, dabei insbesondere:
- Untersuchung des Integuments auf ein Exanthem: Lokalisation, Form, Farbe, Abgrenzbarkeit, Erhabenheit:
- im Gesicht: diskrete, makulopapulöse Effloreszenzen, die nicht konfluieren, keine Aussparung des Munddreiecks
- an Stamm und Extremitäten ähnliche rubeoliforme Exantheme, meist diskret
- Palpation von Lymphknoten: insbesondere zervikal und nuchal,aber auch okzipital, prä- und retroaurikulär, submental, supra- und infraklavikulär
- Meningismus-Zeichen: auslösbar?
- Gelenke untersuchen: begleitende Arthritis? rheumatische Erkrankungen?
- Temperaturmessung: subfebril
- Labor: Diff-BB (Leukopenie, z.T. relative Eosinophilie), Hämagglutinationshemmtest (>1:256), Titerbestimmung: Nachweis spezifischer IgM Antikörper (ELISA: >1:40, ab 3-7 T. nach Infektion nachweisbar)
- Mikrobiologie: Virusnachweis aus Nasensekret und Blut möglich (v.a. bei konnatalen Röteln)
Beachte: Meist erfolgt die Diagnosestellung serologisch!
Beachte: Nur in 50% der Fälle werden Röteln symptomatisch!
Röteln Klinik zu:
Röteln
Klinik
Röteln
Röteln können eines oder mehrere der folgenden Symptome verursachen [22]:
- Kleinmakulopapulöses Exanthem, nicht konfluierend
- beginnt meist im Gesicht, breitet sich dann auf den Rumpf und die Extremitäten aus
- Rückbildung des Ausschlags nach 1-3 Tagen
- verschwindet oftmals in der Reihenfolge des Auftretens
- Mäßiges Fieber möglich, meist subfebrile Temperaturen
- zervikale Lymphknotenschwellung
- begleitende Arthritis möglich (besonders bei weiblichen Patienten)
Zum klinischen Bild der konnatalen Röteln: [3]
- Taubheit
- Dystrophie
- Katarakt
- Retinopathie
- offener Ductus arteriosus Botalli
- kardiale Fehlbildungen, v.a. Pulmonalstenose
- Verhaltensstörungen
- Meningoenzephalitis
- Hepatosplenomegalie
- Hepatitis
- Purpura
- Mikrophtalmus
Röteln Therapie zu:
Röteln
Therapie
Röteln
Die therapeutischen Möglichkeiten bei Röteln umfassen:
Symptomatische Therapie:
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr, je nach Trinkverhalten oral oder i.v.
- körperliche Schonung
- Antipyretika: z.B. Paracetamol: 3-4x tgl. 10-15mg/kgKG/d, max. 50mg/kgKG/d p.o.
Beachte: bei nicht konnatal erworbenen Röteln ist in den meisten Fällen keine Therapie nötig!
Bei konnatalen Röteln ist eine umfassende Betreuung in einem pädiatrischen Zentrum notwendig!
Beachte: Erkrankte sollten isoliert werden!
Röteln Komplikationen zu:
Röteln
Komplikationen
Röteln
Die Röteln können zu folgenden Komplikationen führen:
- thrombozytopenische Purpura
- Enzephalitis
Beachte: Komplikationen sind insgesamt selten!
Sonderfall der konnatalen Röteln: [3]
- Gregg-Syndrom: Fehlbildungen von Herz, Augen und Zentralnervensystem
- Mikrozephalus
- Ikterus
- Myokarditis
- interstitielle Pneumonie
- Hauteffloreszenzen, blaurot
- Entkalkungszonen an Röhrenknochen
- Thrombozytopenie
Röteln Zusatzhinweise zu:
Röteln
Zusatzhinweise
Röteln
Zusatzhinweise zur Infektion mit Röteln [23]:
Prophylaxe:
- aktive Lebendimpfung ab dem 11. Lebensmonat möglich, 2. Impfung frühestens 4 Wochen nach der ersten (soll bis zum Ende des 2. Lebensjahres erfolgen)
- Kombinationsimpfung möglich (MMR oder MMRV)
- Kontraindikationen für eine Impfung gegen Röteln: Schwangerschaft (auf Kontrazeption für 3 Monate nach der Impfung achten)
- Immundefiziente Personen sollten nicht geimpft werden
- Kinder mit bekannter Epilepsie sollten geimpft werden
- Zeitabstand von mindestens 3 Monaten nach Bluttransfusion oder Gabe von Immunglobulinen ist einzuhalten
- Kombination mit anderen Impfungen möglich nach STIKO
- Zeitabstand von mindestens 1 Monat zu anderen Lebendimpfungen ist einzuhalten
- Impfempfehlung auch für alle nach 1970 geborenen Erwachsenen mit unklarem Impfstatus, ohne Impfung oder mit nur einer Impfung in der Kindheit, insbesondere wenn sie im Gesundheitsdienst, in der Betreuung von Immundefizienten oder in Gemeinschaftseinrichtungen arbeiten
Beachte: bei den Röteln handelt es sich um eine meldepflichtige Infektionskrankheit!
Röteln Literaturquellen zu:
Röteln
Literaturquellen
Röteln
- (2006) Diedrich K - Gynäkologie und Geburtshilfe - Springer
- (2007) Wacker J, Sillem M, Bastert G, Beckmann MW - Therapiehandbuch Gynäkologie und Geburtshilfe - Springer
- (2009) Gruber S - BASICS Gynäkologie und Geburtshilfe - Urban & Fischer Verlag, Elsevier
- (2009) Straus A, Janni W, Maass N - Klinikmanual Gynäkologie und Geburtshilfe - Springer
- (2009) Probst T - Checklisten Gynäkologie und Geburtshilfe - Urban & Fischer, Elsevier
- (2008) Goerke K, Steller J, Valet A - Klinikleitfaden Gynäkologie / Geburtshilfe - Urban und Fischer Verlag, Elsevier
- (2008) Bühling K J, Friedmann - Intensivkurs Gynäkologie - Urban & Fischer, Elsevier
- (2007) Stauber M, Weyerstahl T - Gynäkologie und Geburtshilfe - Thieme
- (2007) Breckwoldt M, Kaufmann M, Pfleiderer A - Gynäkologie und Geburtshilfe - Thieme
- (2006) Kiechle M - Gynäkologie und Geburtshilfe - Urban & Fischer Verlag
- (2005) Kirschbaum, Münstedt - Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe - Thieme Verlag
- (2009) Groß U - Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie - Thieme
- (2009) Illing S, Claßen M - Klinikleitfaden Pädiatrie - Urban & Fischer, Elsevier
- (2007) Sitzmann F C - Pädiatrie - Thieme
- (2007) Kerbl R, Kurz R, Roos R, Wessel L M - Checkliste Pädiatrie - Thieme
- (2010) RKI - Empfehlungen der STIKO - Ständige Impfkomission (STIKO)
- (2006) AWMF-Leitlinie - Infektionsprävention unter der Entbindung - Arbeitskreis "Krankenhaus- & Praxishygiene" der AWMF
- (2006) AWMF-Leitlinie - Nicht-eitrige Infektionen von Gehirn und Rückenmark - Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP)
- (2008) AWMF-Leitlinie - Ultraschalldiagnostik im Rahmen der Schwangerenvorsorge - Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)
- (2009) CDC - Rubella - Epidemiology and Prevention of Vaccine - Preventable Diseases
- (2003) Robertson S E - Rubella and congenital rubella syndrome: global update, Rev Panam Salud Publica. 2003;14(5):306-15.
- (2009) Best, JM - Rubella - Principles and Practices of Clinical Virology
- (2009) American Academy of Pediatrics - Rubella - Red Book: 2009 Report of the Committee on Infectious Diseases
Röteln
Assoziierte Krankheitsbilder zu Röteln
- Aviäre Influenza
- Haemophilus influenzae-lnfektion
- Influenza
- Influenza A - H1N1
- Medikamentöse Osteoporose
- Toxoplasmose
- 3-Tage-Fieber
- Lymphadenitis colli
- Medikamentös induzierte Diabetesformen
- Parainfluenza
- Akute allergische Kontaktdermatitis
- Akute Urtikaria
- Allergische Reaktion
- Atopische Dermatitis
- Chronische Urtikaria
- Cytomegalievirus-Infektion
- Eczema herpeticatum
- Exanthema subitum
- Herpes-simplex-Virus
- Impfung gegen Röteln
- Infektiöse Mononukleose
- Insektengiftallergie
- Kawasaki-Erkrankung
- Listeriose
- Lues connata
- Masern
- Mykotische Vulvovaginitis
- Purpura Schoenlein-Henoch
- Ringelröteln
- Ringelröteln
- Scharlach
- Seborrhoisches Ekzem
- Varizella-Zoster-Virus
- Varizellen
- Windeldermatitis
- Arzneimittelexanthem
- Lymphknotenmetastasierung
- Systemischer Lupus erythematodes
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Am häufigsten aufgerufene Krankheitsbilder in Pädiatrie
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