Rheumatisches Fieber
Synonyme: Akuter Gelenkrheumatismus,
Definition
Rheumatisches Fieber
Rheumatisches Fieber ist eine spezifische Entzündungsreaktion auf Toxine von Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes) mit Manifestation an Gelenken, Herz, seltener Haut und ZNS.
Rheumatisches Fieber
Ätiologie
Rheumatisches Fieber
Das Rheumatische Fieber wird verursacht durch:
- Streptococcus pyogenes (Lancefield-Gruppe A)
- Rheumatisches Fieber ist nicht direkt infektionsbedingt, sondern vielmehr durch infektinduzierte Autoimmunreaktion
Pathogenese:
- Beginn 5-14 Tage nach Angina tonsillaris
- Kreuzreaktion des M-Proteins der Streptokokken mit sarkolemmalen Antigenen (Tropomyosin und Myosin) = "molekulares Mimikry"
- Antikörper binden an Myo- und Endokard
- Immunkomplexbedingte Kapillarschädigung (Immunkomplexreaktion Typ III), Immunkomplexablagerung im Myokard und auf Herzklappen
- kreuzreagierende Antikörper gegen Antigene des Nucleus caudatus und Nucleus subthalamicus
Rheumatisches Fieber Epidemiologie zu:
Rheumatisches Fieber
Epidemiologie
Rheumatisches Fieber
Das Rheumatische Fieber ist eine:
- seltene Erkrankung in Industrieländern
- in Entwicklungsländern nach wie vor häufig
- Prädispositionsalter: 5 - 15 Jahre
- bei Erwachsenen ist das Krankheitsbild wegen untypischer Verläufe schwer zu diagnostizieren
Rheumatisches Fieber Differentialdiagnosen zu:
Rheumatisches Fieber
Differentialdiagnosen
Rheumatisches Fieber
- Systemischer Lupus erythematodes
- Psoriasis-Arthritis
- Reaktive Arthritis und Reiter-Syndrom
- Rheumatoide Arthritis
- Endokarditis Libman-Sacks bei systemischem Lupus erythematodes
- Infektiöse Endokarditis
- Lyme-Arthritis
- Chorea minor
- Chorea Huntington
Rheumatisches Fieber Anamnese zu:
Rheumatisches Fieber
Anamnese
Rheumatisches Fieber
Bei dem Rheumatischen Fieber sind folgende Informationen von Bedeutung:
- vorausgegangene Angina/Racheninfekt?
- Gelenkbeschwerden und deren Verteilung?
- Leistungsmangel, Abgeschlagenheit?
- Kurzatmigkeit?
- Fieber?
- Hautveränderungen?
- Schwellung? Rötung der Haut/Hautareale?
- kleine Knoten unter der Haut?
- Gleichgewichtstörungen?
- überschiessende Bewegungen?
- Kopfschmerzen?
- Schwitzen?
Rheumatisches Fieber Diagnostik zu:
Rheumatisches Fieber
Diagnostik
Rheumatisches Fieber
Die diagnostischen Maßnahmen beim Verdacht auf ein Rheumatisches Fieber:
Diagnostik nach den "Jones-Kriterien":
Hauptkriterien:
- Karditis
- wandernde Polyarthritis
- Chorea minor
- subkutane Knötchen
- Erythema anulare rheumaticum
Nebenkriterien:
Diagnosestellung wenn:
- positiver Streptokokkenschnelltest oder positive Rachenkultur und
- 2 erfüllte Hauptkriterien oder 1 Haupt- und 2 Nebenkriterien
Apparative Untersuchungen: EKG, Herzecho/TEE
Rheumatisches Fieber Klinik zu:
Rheumatisches Fieber
Klinik
Rheumatisches Fieber
Das Rheumatische Fieber zeigt folgende klinische Symptomatik:
- Allgemeinerscheinungen: Fieber, Kopfschmerzen, Schwitzen
- akute wanderende Polyarthritis, v.a. der großen Gelenke (Sprunggelenke bevorzugt)
- Hauterscheinungen:
- subkutane Rheumaknoten (in 30%)
- Erythema anulare rheumaticum: stammbetonte, rosarote, anuläre polyzyklische Erytheme (in 10%)
- Erythema nodosum
- Herzbeteiligung: meist Pankarditis; Endokarditis jedoch prognosebestimmend
- leises Systolikum und/oder Diastolikum
- Perikarditis mit Perikardreiben/-erguss
- Myokarditis mit Extrasystolen
- Klappenbefall: in 80% Mitral-, in 20% Aortenklappe betroffen
- selten Pleuritis mit Winkelergüssen
- Chorea minor Sydenham: Auftreten nach längerer Latenz: unkontrollierte Bewegungen der Hände mit Ungeschicklichkeit
Rheumatisches Fieber Therapie zu:
Rheumatisches Fieber
Therapie
Rheumatisches Fieber
Die therapeutischen Maßnahmen beim Rheumatischen Fieber:
- Penicillin als Mittel der Wahl: alle Streptokokken sind penicillinsensibel und meist Resistenzen gegen andere Antibiotika
- Penicillin V 1 Mio. I.E./Tag i.v für 7-10 Tage
- Wechsel auf Makrolid bei Penicillinallergie
- antiinflammatorische Therapie: Prednisolonäquivalent 1-2 mg/kg KG/Tag bei rheumatischer Karditis über 4-6 Wochen
- Tonsillektomie und Zahnsanierung im freien Intervall unter Penicillinschutz
- Rezidivprophylaxe:
- über mind. 10 Jahre, max. bis zum 25 Lebensjahr
- danach nur gezielt bei Eingriffen
- Benzyl-Penicillin 1,2 Mio. IE i.m. alle 2 Wochen oder Penicillin V 2,2 Mio. IE oral für 5 Jahre
Rheumatisches Fieber Komplikationen zu:
Rheumatisches Fieber
Komplikationen
Rheumatisches Fieber
Beim Rheumatischen Fieber treten folgende Komplikationen auf:
- Schädigung der Herzklappen durch die Myokarditis
- Klappenfehler: Mitralklappe (80%), Aortenklappe (20%)
Rheumatisches Fieber Zusatzhinweise zu:
Rheumatisches Fieber
Zusatzhinweise
Rheumatisches Fieber
Die Prognose beim Rheumatischen Fieber wird vom Verlauf der Rheumatischen Endokarditis bestimmt.
Rheumatisches Fieber Literaturquellen zu:
Rheumatisches Fieber
Literaturquellen
Rheumatisches Fieber
- (2010) Herold G - Innere Medizin - Köln
- (2009) Thieme Verlag - Innere Medizin - Duale Reihe - Thieme
- (2007) Piper W - Innere Medizin - Springer
Rheumatisches Fieber
Assoziierte Krankheitsbilder zu Rheumatisches Fieber
- Psoriasis-Arthritis
- Rheumatoide Arthritis
- Chorea Huntington
- Chorea minor
- Reaktive Arthritis und Reiter-Syndrom
- Endokarditis Libman-Sacks bei systemischem Lupus erythematodes
- Endokarditis rheumatica
- Infektiöse Endokarditis
- Löffler-Syndrom
- Lyme-Arthritis
- Systemischer Lupus erythematodes
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