Präadipositas
Synonyme: Übergewicht
Definition
Präadipositas
Die Präadipositas ist als Vorstufe der Adipositas zu bewerten. Sie wird auch als Übergewicht bezeichnet und ist durch einen Body Mass Index (BMI) zwischen 25,0 und 29,9 kg/m2gekennzeichnet.
Präadipositas
Ätiologie
Präadipositas
Zu den Ursachen der Präadipositas zählen:
- Energiezufuhr höher als Energieverbrauch (Grundumsatz, Thermogenese und Aktivität)
Die Ursachen der Präadipositas sind denen der Adipositas sehr ähnlich:
Primäre Adipositas - multifaktoriell bedingt [11; 16]:
- fehlerhafte Ernährung
- körperliche Inaktivität
- genetische Komponente
- metabolische Störungen
- Störungen im psychosozialen Umfeld
Weitere Risikofaktoren für die primäre Adipositas [4]:
- familiäre Belastung mit Adipositas
- einkommensschwache Familien
- niedriges Bildungsniveau
- Immigranten
Sekundäre Adipositas - Folge anderer Erkrankungen [11]:
- genetisch (z.B. Prader-Willi-Labhardt-Syndrom, Bardet-Biedl-Syndrom, Cohen-Syndrom, Fröhlich-Syndrom, Mixoploidie, Leptinmangel)
- endokrinologisch (z.B. Morbus Cushing, Wachstumshormonmangel, Hypothyreose)
- ZNS-Erkrankungen (z.B. Kraniopharyngeom)
- medikamentös (z.B. Steroide, Thyreostatika, Valproat, Insulin, Phenothiazine)
- Andere Tumorerkrankungen: Insulinome
- Chronische Erkrankungen, die immobilisieren
- Psychiatrische Erkrankungen
Präadipositas Epidemiologie zu:
Präadipositas
Epidemiologie
Präadipositas
Zur Epidemiologie der Präadipositas:
- die Prävalenz hat in den letzten 20 Jahren stark zugenommen [11; 12]
- die Prävalenz steigt mit zunehmendem Alter
Präadipositas Differentialdiagnosen zu:
Präadipositas
Differentialdiagnosen
Präadipositas
- Adipositas dolorosa
- Hypothyreose in der Schwangerschaft
- Psychogene Störungen
- Glukokortikold-produzierendes Nebennierenadenom
- Störungen des Essverhaltens
- Adipositas Grad III
- Adipositas Grad II
- Adipositas Grad I
- Hormonell aktive Tumoren der Nebennierenrinde
- Zentrales Cushing-Syndrom
- Exogenes Cushing-Syndrom
- Diabetes Mellitus (Genetische Syndrome)
- Medikamentös induzierte Diabetesformen
- Medikamentöse Osteoporose
- Osteoporose durch Immobilisation
- Neuroendokrine Tumoren des Pankreas
- Insulinom
- Adipositas
- Insulinresistenz und metabolisches Syndrom
- Lipödem-Syndrom
- Kraniopharyngeome
- Hypophysentumoren
- Depression
Präadipositas Anamnese zu:
Präadipositas
Anamnese
Präadipositas
Bei der Anamnese zur Präadipositas sind folgende Fragen wichtig:
- Welche Beschwerden bestehen? Seit wann?
- Ernährungsgewohnheiten: was wird gegessen/getrunken?, wie oft? gemeinsames Essen in der Familie? Umgebungsfaktoren (TV, etc.)?
- wird Sport getrieben? seit wann? welcher? wie oft? allein oder mit anderen?
- Freizeitbeschäftigungen? Hobbies?
- Grunderkrankungen bekannt? Genetische Syndrome, Stoffwechselerkrankungen? Tumorerkrankungen?
- Andere Vorerkrankungen: Bluthochdruck? Fettstoffwechselstörung? Zuckerkrank?
- Hat sich das Sehen verschlechtert? Lähmungen?
- Werden Medikamente eingenommen? Insulin? Kortison-Derivate? Antiepileptika?
- Nikotinabusus?
- Leiden andere Familienmitglieder an Adipositas? Eltern, Geschwister?
- Soziale Kontakte? Freunde? Probleme in der Familie?
Präadipositas Diagnostik zu:
Präadipositas
Diagnostik
Präadipositas
Zur Diagnostik bei der Präadipositas:
- Anamnese
- körperliche Untersuchung:
- Inspektion: ausladendes Abdomen? Acanthosis nigricans (z.B. im Nacken?) [4], Allgemeinzustand, syndromale Erkrankung? Fehlhaltungen?
- Auskultation, Palpation, Perkussion des Abdomens
- Gefäßstatus erheben, Pulse tasten und auskultieren
- neurologischen Status erheben (Gesichtsfeld, Sensibilität, Motorik, Reflexe, Koordination, Hirnnerven)
- Gelenke untersuchen (Einschränkung der Beweglichkeit?), Mobilität prüfen
- Bestimmung des Gewichts und der Körperlänge, Berechnung des BMI wie folgendermaßen erläutert:
- Körpergewicht (kg) / [Körpergröße (m)] ² Präadipositas BMI 25,0-29,9 kg/m2 [7]
- Bestimmung des von Hüft- und Taillenumfang:
- deutlich erhöhtes Risiko für sek. Stoffwechselerkrankungen bei Werten ab 88cm (w) oder 102cm (m) - Hüftumfang (auf Höhe des Trochanter major) [7]
- Berechnung der waist-to-hip-ratio (WHR), also des "Taille-zu-Hüftumfang-Quotienten":
- WHR > 0,85 (w) bzw. >1,0 (m): "androider Fettverteilungstyp": besonders hohes Komplikationsrisiko [7]
- Blutdruckmessung, ggf. 24h-Blutdruckmessung
- Labor: BB, TSH basal, Gesamt-Cholesterin, HDL, LDL, Triglyzeride, Blutzucker (nüchtern), BZ-Tagesprofil, GOT, GPT, γ-GT, Lp(a), Homocystein, Harnsäure
- Bei V.a. endokrine Störung zusätzlich: Dexamethason-Kurztest, Oraler Glucose-Toleranz-Test, HbA1c
- Sonographie des Abdomens (Fettleber, Gallensteine, Arteriosklerose der Aorta)
- Sonographie der Schilddrüse
Präadipositas Klinik zu:
Präadipositas
Klinik
Präadipositas
Zur Klinik der Präadipositas [7]:
- Neben Übergewicht und übermäßigem Fettansatz kann eine überdurchschnittliche Größe imponieren (Adiposogigantismus)
- Striae distensae im Bereich der Oberarme, Brust, Oberschenkel, Bauch und Hüften
- Hautinfektionen in den Hautfalten
- verminderte Belastbarkeit, rasche Erschöpfung
- Gelenkbeschwerden
- vermindertes Selbstwertgefühl
Präadipositas Therapie zu:
Präadipositas
Therapie
Präadipositas
Die therapeutischen Möglichkeiten bei Präadipositas umfassen Folgendes:
- Ernährung umstellen, dabei Energiezufuhr reduzieren [12]
- Gesunde, ausgewogene, fettarme Mischkost mit viel Gemüse und Obst [12]
- Bei der Ernährungsumstellung sollte die Familie mit einbezogen werden (Langzeitcompliance) [12]
- mehr Sport und Bewegung, körperliche Aktivität und somit den Energieverbrauch steigern (z.B. Ausdauersportarten) [12]
- interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ernährungsberatern, Psychologen, Verhaltens- und Physiotherapeuten sowie Sportvereinen [4]
- Erlernen von Strategien zur Problembewältigung und langfristigen Verhaltensänderung
- Ziel der Therapie: dauerhafte Stabilisierung des Körpergewichts auf einem niedrigeren Niveau
Beachte: Eine alleinige Ernährungstherapie hat nur geringe Langzeiteffekte. Deshalb immer in Kombination mit anderen Therapiebausteinen durchführen! [12]
Präadipositas Komplikationen zu:
Präadipositas
Komplikationen
Präadipositas
Bei der Präadipositas sind folgende Komplikationen möglich [11]:
- Fortschreiten der Erkrankung zur Adipositas
- Metabolisches Syndrom mit Hypertonie, Dyslipoproteinämie, gestörter Glucosetoleranz
- Diabetes mellitus
- Arteriosklerose
- Hyperurikämie, Cholelithiasis und Fettleber(hepatitis)
- kardiovaskuläre Erkrankungen: KHK, Apoplex, Beinvenenthrombosen, thromboembolische Komplikationen
- orthopädische Erkrankungen mit Fehlhaltungen, Arthrosen, Fehlstellungen und Epiphysiolysis
- obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS)
- Syndrom der polyzystischen Ovarien: Sterilität, Hirsutismus, Menstruationsbeschwerden
- EPH-Gestose
- Hormonelle Störungen: bei Männern vermehrte Östrogenproduktion, Potenzstörungen, bei Frauen durch mehr Androgene Haarausfall, Seborrhoe, Akne, sekundäre Amenorrhoe
- Krebserkrankungen: Darmkrebs, Brustkrebs, Endometriumkarzinom, Prostatakebs
- Infektionen der Haut in den Hautfalten: z.B. Pilzinfektionen (Intertrigo)
- Striae der Haut
- Verschlechterung anderer Vorerkrankungen: z.B. Herzinsuffizienz
- psychosoziale Folgen wie vermindertes Selbstwertgefühl, Depression, Isolation und Essstörung mit Verstärkung der Adipositas
Präadipositas Zusatzhinweise zu:
Präadipositas
Zusatzhinweise
Präadipositas
Zusatzhinweise zur Präadipositas:
Stadieneinteilung nach BMI [11]:
Normalgewicht - BMI 18,5 - 24,9 kg/m2
Präadipositas - BMI 25,0 - 29,9 kg/m2
Adipositas I° - BMI 30,0 - 34,9 kg/m2
Adipositas II° - BMI 35,0 - 39,9 kg/m2
Adipositas III° - BMI 40,0 kg/m2 oder mehr
Präadipositas Literaturquellen zu:
Präadipositas
Literaturquellen
Präadipositas
- (2009) Muntau A C - Intensivkurs Pädiatrie - Urban&Fischer
- (2008) Kreckmann M - Fallbuch Pädiatrie - Thieme
- (2007) Sitzmann F C - Pädiatrie Duale Reihe - Thieme
- (2009) Illing S, Claßen M - Klinikleitfaden Pädiatrie - Elsevier, Urban&Fischer
- (2006) Weylandt K, Klinggräff P - DD Innere Kurzlehrbuch der Inneren Medizin und differentialdiagnostisches Kompendium - Lehmanns Media
- (2009) Arasteh K, Baenkler H W, Bieber C - Innere Medizin, Duale Reihe - Thieme
- (2009) Herold G - Innere Medizin 2010 - Gerd Herold Verlag
- (2008) Renz-Polster H, Krautzig S - Basislehrbuch Innere Medizin - Urban & Fischer Verlag, Elsevier
- (2007) Piper W - Innere Medizin - Springer
- (2007) AWMF-Leitlinie - Adipositas - Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)
- (2007) AWMF-Leitlinie - Prävention und Therapie der Adipositas - Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG)
- (2009) AWMF-Leitlinie - Therapie der Adipositas im Kindes- und Jugendalter - Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter
- (2010) AWMF-Leitlinie - Chirurgie der Adipositas - Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie e.V. (DGAV)
- (1997) Whitaker R C - Predicting obesity in young adulthood from childhood and parental obesity - N Engl J Med
- (2008) Ogden C L - Prevalence of high body mass index in US children and adolescents - J A M A
- (2000) Levine J A - Energy expenditure of nonexercise activity - Am J Clin Nutr
- (1985) Garn SM - Two-decade follow-up of fatness in early childhood - Am J Dis Child
Präadipositas
Assoziierte Krankheitsbilder zu Präadipositas
- Hypophysentumoren
- Medikamentöse Osteoporose
- Osteoporose durch Immobilisation
- Diabetes Mellitus (Genetische Syndrome)
- Medikamentös induzierte Diabetesformen
- Adipositas
- Adipositas dolorosa
- Adipositas Grad I
- Adipositas Grad II
- Adipositas Grad III
- Exogenes Cushing-Syndrom
- Glukokortikold-produzierendes Nebennierenadenom
- Hormonell aktive Tumoren der Nebennierenrinde
- Hypothyreose in der Schwangerschaft
- Insulinom
- Insulinresistenz und metabolisches Syndrom
- Kraniopharyngeome
- Neuroendokrine Tumoren des Pankreas
- Störungen des Essverhaltens
- Zentrales Cushing-Syndrom
- Depression
- Lipödem-Syndrom
- Psychogene Störungen
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