Neuroblastom
Synonyme: Sympathoblastom, Sympathikoblastom, neuroblastoma
Definition
Neuroblastom
Das Neuroblastom ist ein maligner embryonaler Tumor, der sich aus dem Ursprungsgewebe (Unreife Zellen) des sympathischen Nervensystems (Neuralleiste) entwickelt.
Er gehört zu den häufigsten soliden Tumoren im Kinderalter.
Neuroblastom
Ätiologie
Neuroblastom
Pathogenese des Neuroblastoms:
- maligne Proliferation der Sympathogonien & Sympathoblasten
- entstehen meistens entlang dem sympathischen Grenzstrang (nur selten im Halsbereich)
- frühzeitige Metastasierung auf dem Blut- & Lymphweg (meist Leber, Skelett, Lunge)
- hormonell aktiv (Katechoaminproduktion)
Neuroblastom Epidemiologie zu:
Neuroblastom
Epidemiologie
Neuroblastom
Zur Epidemiologie des Neuroblastoms:
- Das Neuroblastom ist die häufigste extrakranielle Neoplasie im Kleinkind- und Kindesalter
- Die Erkrankung macht ca. 10 % aller kindlichen Krebserkrankungen aus
- Die Inzidenz des Neuroblastoms in Deutschland liegt bei 1.1/100.000 Kinder < 15 Jahren/Jahr: ¼ der Fälle im Säuglingsalter, im Alter von 2-3 Jahren und im Alter von 4-5 Jahre
- Das Durchschittsalter bei Diagnosestellung liegt bei 2 Jahren.
- Ein familiäres Auftreten ist bei der Erkrankung selten
Neuroblastom Differentialdiagnosen zu:
Neuroblastom
Differentialdiagnosen
Neuroblastom
- Lymphozytäre Infiltration der Haut
- Rhabdomyosarkome
- Epitheloide maligne Schwannome
- Neurom
- Hydronephrose und Pyonephrose
- Glukokortikold-produzierendes Nebennierenadenom
- Aldosteron-produzierendes Nebennierenadenom
- Wilms-Tumor
- Leiomyom
- Ewing-Sarkom
- Kutane T-ZeII-Lymphome
- Akute myeloische Leukämie
- Non-Hodgkin-Lymphome
- Hodgkin-Lymphome
- Langerhans-Zell-Histiozytose
- Ewing-Tumoren
- Polyzystische Nierenerkrankungen
- Intraorbitale Metastasen und maligne Lymphome
- Phäochromozytom
Neuroblastom Anamnese zu:
Neuroblastom
Anamnese
Neuroblastom
Beim Neuroblastom sind folgende Informationen von Bedeutung:
- Wann ist die Erkrankung klinisch auffällig geworden? Was für Symptome sind aufgetreten?
- Was für Beschwerden? Reduzierter Allgemeinzustand? Funktionseinschränkung? Neurologische Auffälligkeiten?
- Befall? Lokalisation? Verlauf?
- Familienanmnese (Häufigkeit?)
- Bekannte Nebenerkrankungen? (Gastrointestinale-, Kardiale-, Urologische- bzw. Nephrologische Probleme)
- Medikamenteneinnahme?
- Bisherige therapeutische Maßnahmen? Mit welchem Erfolg?
Neuroblastom Diagnostik zu:
Neuroblastom
Diagnostik
Neuroblastom
Zur diagnostischen Abklärung des Neuroblastoms relevant sind:
- Klinische Untersuchung (Palpabler abdomineller oder retroperitonealer Tumor)
- Bildgebende Verfahren: Sonografie, CT und/oder MRT
- Labor-Diagnostik : Neuronspezifische Enolase (NSE), Tumormarker Screening-Test (10.-12- Lebensmonat, U6) - Urinstreifen, Katecholaminmetaboliten Vanillinmandelsäure und Homovanillinsäure Untersuchung (In Spezaillabor)
- Bilaterale Knochenmarkpunktion (Ggf. Intraoperative Biopsie)
- Knochenszintigraphie
- Molekulargenetische Untersuchungen (Von Knochenmark bzw. Biopsiematerial)
- Szintigraphie mit 131MIBG (Metaiodbenzylguanidin) : Einschleusung des Markers in die adrenergen sekretorischen Vesikel der Tumorzellen und Markierung des erhöhten Katecholaminstoffwechsels
Neuroblastom Klinik zu:
Neuroblastom
Klinik
Neuroblastom
Das Neuroblastom kann sich klinisch wie folgt darstellen:
- Prädilektionsstellen: 70% der Tumoren sind im Abdomen lokalisiert; 37% - in den Nebennieren; 13% - im Thorax; 5% - am Hals.
- Im Frühstadium ist das Neuroblastom oft symptomlos.
- Allgemeinsymptome:
- Krankheitsgefühl
- Fieber
- Appetitlosigkeit
- Schwäche
- Blässe
- Gewichtsverlust
- Bei abdominell sitzende Tumoren (tastbarer, höckeriger, derber Bauchtumor): Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Harnstauungshernien
- Wenn der Tumor intrathorakal vorkommt: Dyspnoe, Stridor, Husten (Tracheal- bzw. Bronchialkompression)
- Bei einem Grenzstrangtumor : intraspinales Tumorwachstum: Querschnittssymptomatik (Bei Einwachsen in den Wirbelkanal über die Foramina intervertebralia: Sanduhrtumor), Horner-Syndrom (Trias : Enophthalmus, Ptosis, Miosis), Opsomyoklonisches Syndrom (kurze, schnelle und unregelmäßige Augenbewegungen "Dancing Eye Syndrom", Ataxie)
- Symptome bei Metastasierung des Neuroblastoms:
- Knochenschmerzen
- Anämie
- Thrombozytopenie
- Hepatomegalie
- bei Hautbeteiligung: subkutane, livide Hautinfiltrate, erhöhter Hirndruck, Protrusio bulbi mit Brillenhämatom bei retrobulbärer Infiltration
- Symptome der Hormonproduktion des Tumors:
- Blutdruckkrisen durch Katecholaminproduktion
- Durchfälle durch Produktion von VIP (Vasoaktives Intestinales Peptid).
- Prognose: im Säuglingsalter günstig, auch bei metastasierten Erkrankungen kann es zu einer Spontanremission kommen. Bei älteren Kindern mit metastasierter Erkrankung liegt das 5-Jahres-Überleben bei etwa 40%.
- Wichtige prognostische Faktoren sind:
Neuroblastom Therapie zu:
Neuroblastom
Therapie
Neuroblastom
Die therapeutischen Möglichkeiten beim Neuroblastom umfassen folgendes:
- Operative Therapie : Versuch der Resektion des Haupttumors in allen Stadien indiziert
Staging abhängige Therapie:
- Stadium I: Radikale Tumorresektion (Chemotherapie nur bei Rezidiv)
- Stadium IIA: Radikale Tumorresektion, begleitet von postoperativer Chemotherapie
- Stadium IIB: Wie IIA
- Stadium III: Induktive Chemotherapie + Radiatio, dann Residualtumorresektion + Chemotherapie über 1½ Jahre
- Stadium IV: Primäre Chemotherapie + Residualtumorresektion (+ Ggf. Knochenmarktransplanatation)
- Polychemotherapie: Kombination verschiedener Substanzen (Cyclophosphamid, Ifosfamid, Cisplatin, Carboplatin, Doxorubicin, Dacarbazin, Etoposid, Teniposid, Vincristin) besonders wirksam, ggf. oft in Kombination mit autologer Stammzellreinfusion und Strahlentherapie
Neuroblastom Komplikationen zu:
Neuroblastom
Komplikationen
Neuroblastom
Beim Neuroblastom können folgende Komplikationen vorkommen:
- Kardiologische Beschwerden bzw. Fehler: Druckkrise, Gefäßruptur, Insuffizienz
- Metastasierung: Leber, Knochen, Haut
- Chemotherapie-Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Enteritiden, Haarausfall, Schleimhautulzera, Infekanfälligkeit durch Knochenmarksdepression
- Radiatio-Nebenwirkungen: Beckendeformation, WS-Skoliose, Lungenfibrose, Myokardschäden
Neuroblastom Zusatzhinweise zu:
Neuroblastom
Zusatzhinweise
Neuroblastom
- Lokalisation : Nebennieren (50%), Grenzstrang, Zuckerkandlsche Organ (Sympathische Paraganglien am Abgang der A. mesenterica inferior)
- Stadieneinteilung des Neuroblastoms nach Brodeur et al. 1993 nach INSS (Internationales Neuroblastom Stagingsystem):
Stadieneinteilung:
- Stad. I: Tumor auf das Ursprungsorgan beschränkt (Ipsilaterale Lympknoten negativ), komplette Entfernung.
- Stad. IIA: Lokalisierter Tumor mit inkompletter Resektion, regionale ipsilaterale Lymphknoten ohne Metastasennachweis
- Stad. IIB: Unilateraler Tumor mit ipsilateralen Lymphknotenmetastasen, Kontralaterale LK histologisch ohne Metastasennachweis, inkomplette Entfernung.
- Stad. III: Tumorinfiltration über die Mittellinie hinaus mit oder ohne Lymphknotenbefall oder unilateraler Tumor mit kontralateralem Lympknotenbefall oder Mittellinientumor mit beidseitigem Lymphknotenbefall, inoperabel.
- Stad. IV: Fernmetastasen: entfernte Lymphknoten, Knochen, Knochenmark, Leber usw.
- Stad. IV-S : Lokalisierter Primärtumor (Stadium I-IIB) und Metastasen ausschließlich in Haut, Leber, Knochenmark, bei einem Alter < 1 Jahr.
Bessere Prognose bei Kindern < 1 Jahr als bei älteren Kindern (>90% rezidivfrei in allen Stadien).
Neuroblastom Literaturquellen zu:
Neuroblastom
Literaturquellen
Neuroblastom
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- (2009) Ania Muntau - Intensivkurs Pädiatrie: mit 130 Tabellen - Elsevier, Urban & Fischer Verlag, 5. Auflage
- (2004) Carlos Thomas - Histopathologie kompakt: Kursbuch der allgemeinen und speziellen Histopathologie - Schattauer Verlag
- (2001) Karl-Heinz Niessen - Pädiatrie - Georg Thieme Verlag, 6. Auflage
- (2007) Dietrich Reinhardt - Therapie der Krankheiten im Kindes- und Jugendalter - Springer Verlag, 8. Auflage
- (2009) Gasser T - Basiswissen Urologie - Springer
- (2009) Thüroff J - Urologische Differenzialdiagnose - Thieme
- (2008) Keil J - Prüfungsvorbereitung Urologie - Thieme Verlag
- (2007/08) Haag, Hanhart, Müller - Gynäkologie und Urologie - Medizinische Verlags - und Informationsdienste
- (2007) Jocham D, Miller K - Praxis der Urologie - Thieme
- (2007) De Gruyter W - Pschyrembel Klinisches Wörterbuch - Bearb. v. der Wörterbuch-Redaktion des Verlages
- (2006) Hautmann R, Huland H - Urologie - Springer Verlag
- (2006) Schmelz HU, Sparwasser C, Weidner W - Facharztwissen Urologie - Springer
- Eichenauer R, Sandmann J, Vanherpe H - Klinikleitfaden Urologie - Urban und Fischer
- Hirner - Chirurgie (2. Auflage) - Thieme
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