Mykoplasmenurethritis
Synonyme: nicht-gonorrhoische Urethritis, NGU, Harnröhrenentzündung, Urethritis durch Mykoplasmen
Definition
Mykoplasmenurethritis
Die Mykoplasmenurethritis ist eine bakterielle Entzündung der Harnröhre durch Mykoplasmen. Hierzu gehören:
- Mykoplasma hominis
- Mykoplasma genitalum
- Ureaplasma urealyticum
Die Urethritis (ICD-10: N34.2) ist eine Entzündung der Harnröhre. Sie zählt zu den unteren Harnwegsinfekten (untere HWIs) und wird meistens durch sexuelle Kontakte übertragen.
Mykoplasmenurethritis
Ätiologie
Mykoplasmenurethritis
Zur Ätiologie der Mykoplasmenurethritis:
- Mykoplasmen und Ureaplasmen gehören zur Klasse der Mollicutes, welche sich durch eine einzige Zellwand auszeichnen.
- Mykoplasma hominis, Mykoplasma genitalum und Ureaplasma urealyticum sind die Mollicutes, welche eine Urethritis verursachen können
- Übertragung: v.a. durch sexuellen Kontakt, glg. peripartal
- Mycoplasma hominis besiedelt häufig als nicht-pathogener Keim die Genitalregion: 40-80% der Frauen und 5-20% der Männer sind asymptomatische Keimträger [17]
- einziges Erregerreservoir ist der Mensch
Mykoplasmenurethritis Epidemiologie zu:
Mykoplasmenurethritis
Epidemiologie
Mykoplasmenurethritis
Zur Epidemiologie der Mykoplasmenurethritis:
- Mycoplasma genitalis, hominis, Ureaplasma urealyticum machen 30-40% der unspezifischen, nicht-gonorrhoischen Urethritiden (NGUs) aus [14]
- weltweites Vorkommen
Mykoplasmenurethritis Differentialdiagnosen zu:
Mykoplasmenurethritis
Differentialdiagnosen
Mykoplasmenurethritis
- Gonorrhoe
- Chlamydieninfektion der Urethra
- Herpes simplex
- Herpes genitalis
- Lokale Pilzinfektionen in der Schwangerschaft
- Trichomonaden in der Schwangerschaft
- Gonokokkeninfektion in der Schwangerschaft
- Chlamydieninfektion in der Schwangerschaft
- Trichomonadenkolpitis
- Candidamykose der Vagina
- Gonorrhoe
- Chlamydien
- Akute unkomplizierte Zystitis beim Mann
- Komplizierte Harnwegsinfektionen
- Gonorrhö
- Trichomonaden
- Gonorrhoe
- Akute Zystitis
- Herpes-simplex-Virus
Mykoplasmenurethritis Anamnese zu:
Mykoplasmenurethritis
Anamnese
Mykoplasmenurethritis
Folgende Informationen sind bei einer Mykoplasmenurethritis von Bedeutung:
- Ausfluss aus der Harnröhre?
- Jucken und/oder Brennen in der Harnröhre?
- Brennen beim Wasserlassen? cave: sehr häufiges Symptom! 3,4 % aller Patientin beim Hausarzt kommen mit diesen Beschwerden [3]
- Gelenkschmerzen?
- Sexualanamnese: Verhütung? Kondome?
- Partneranamnese: Infektion?
- Allgemeinerkrankungen bekannt? (z.B: M. Reiter, Metabolische Stoffwechselerkrankungen)
- Durchgemachte Infektionen? Entzündungen? Verletzungen?
speziell bei der Frau:
- Ausfluss aus der Scheide?
- Unterbauchschmerzen (V.a. aszendierende Infektionen)?
- mögliche Schwangerschaft?
speziell beim Mann:
- Schmerzen beim Samenerguss?
- Schmerzen am Hoden, Damm nach Orgasmus?
Mykoplasmenurethritis Diagnostik zu:
Mykoplasmenurethritis
Diagnostik
Mykoplasmenurethritis
Das diagnostische Vorgehen bei einer Mykoplasmenurethritis gestaltet sich wie folgt [4,16]:
Allgemein:
- urologische / gynäkologische Untersuchung
- makroskopische Beurteilung des Fluors: weißlich bis glasig-serös bei Mykoplasmen
- Urinstix (Blut? Leukozyten?)
- Mycoplasma genitalum kann durch eine spezifische PCR nachgewiesen werden [17].
Kultur:
Material:
- Urethral/Zerikalabstriche
- erste Urinportion
- Sperma
- Prostatasekret
- Bei Schwangeren: Fruchtwasser, Eihautabstriche
Untersuchungsmethoden:
- serumhaltige Spezialmedien (anaerob) → typische Kolonie ("Spiegelei-Kulturen")
Dauer:
- 2-3 Tage
Entscheidend bei primär nicht sterilen Materialien ist nicht der qualitative Nachweis, sondern die Keimzahl:
- > 10.000/ml Sekret ist der Keim als Ursache bei entsprechender Klinik wahrscheinlich
Bei V.a. Mykoplasmenurethritis Gonokokken und Chlamydien als auslösende Keime ausschließen!
Mykoplasmenurethritis Klinik zu:
Mykoplasmenurethritis
Klinik
Mykoplasmenurethritis
Typische Merkmale der Urethritis im Allgemeinen sind [2,3,5]:
- häufig diskrete, langsam beginnende Symptomatik
- gerötetes, ev. geschwollenes Ostium urethrae externum, häufig Begleitzervizitis
- Dysurie, Pyurie, Pollakisurie, Algurie
- urethraler Ausfluss: mukopurulent oder purulent
- ev. zervikaler Ausfluss bei Begleitzervizitis
Frauen haben eher einen subklinischen Verlauf der Urethritis als Männer!
Mykoplasmen oder Ureaplasmen können zudem folgende Klinik verursachen [4,15]:
- weißlich-seröser Fluor
- Juckreiz und Brennen der Urethra
- Salpingitis, Zervizitis
- Prostatitis, Epididymitis
- häufiger Nachweis, jedoch selten Symptome
- bei peripartaler Infektion von Neugeborenen:
- Pneumonie
- Meningitis
- Sepsis
Mykoplasmenurethritis Therapie zu:
Mykoplasmenurethritis
Therapie
Mykoplasmenurethritis
Die Therapie bei einer Mykoplasmenurethritis gestaltet sich wie folgt [4,17]
M. hominis:
- Doxycyclin 2x100mg/Tag
- oder Tetrazyclin 4x250-500mg/Tag
- oder Clindamycin 3x600mg/Tag
- oder Erythromycin 4x500mg/Tag für 7-14 Tage (bis zu 6 Wochen bei chronischer Urethritis)
für 7-14 Tage
M. genitalum:
- Azithromycin für 5 Tage: Tag 1 1x500mg, dann 1x250mg/Tag
- bei Therapieversagen und schwerem Verlauf: Moxifloxacin 1x400mg/Tag für 10 Tage
Ureaplasma urealyticum:
- Azithromycin 1x1g
Partnerbehandlung muss durchgeführt werden, da die Infektion fast nur durch sexuellen Kontakt übertragen wird.
Mykoplasmenurethritis Komplikationen zu:
Mykoplasmenurethritis
Komplikationen
Mykoplasmenurethritis
Die Mykoplasmenurethritis kann mit folgenden Komplikationen einhergehen:
- Bei Schwangeren: Chorioamnitis evtl. mit Abort oder Frühgeburt
- Peripartale Infektion des Neugeborenen mit folgender Pneumonie, Meningitis oder Sepsis (v.a. bei Frühgeburten)
- aszendierende Infektionen: Pyelonephritis, Salpingitis
- Sterilität
Mykoplasmenurethritis Zusatzhinweise zu:
Mykoplasmenurethritis
Zusatzhinweise
Mykoplasmenurethritis
Folgende Zusatzhinweise sind für Mykoplasmen relevant:
- Mykoplasmen und Ureaplasmen besitzen nur eine Zellwand, daher besteht eine primäre Resistenz gegen Beta-Laktam-Antibiotika [16]
- Proben müssen schnell ins Labor transportiert werden, da die Mollicutes äußeren Umwelteinflüssen gegenüber empfindlich sind.
- aufgrund der Zellwandbeschaffenheit ist keine Gramfärbung möglich!
- es handelt sich häufig um Mischinfektionen [17]
Mykoplasmenurethritis Literaturquellen zu:
Mykoplasmenurethritis
Literaturquellen
Mykoplasmenurethritis
- (2010/2011) Haag - Gynäkologie und Urologie - Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach
- (2007) Sökeland - Tachenlehrbuch Urologie - Thieme Verlag, Stuttgart
- DEGAM Leitlinien "Brennen beim Wasserlassen" 2009, Düsseldorf
- (2005) Braun-Falco - Dermatologie und Venerologie - Springer
- (2009) Mainous - Management of Microbials in Infectious Diseases - Springer
- (2010) Crain - Clinical Manual of Emergency Pediatrics - Cambrigde Universitiy Press
- (2009) Gasser T - Basiswissen Urologie - Springer
- (2009) Thüroff J - Urologische Differenzialdiagnose - Thieme
- (2008) Keil J - Prüfungsvorbereitung Urologie - Thieme Verlag
- (2007) Jocham D, Miller K - Praxis der Urologie - Thieme
- (2006) Schmelz HU, Sparwasser C, Weidner W - Facharztwissen Urologie - Springer
- (2006) Hautmann R, Huland H - Urologie - Springer Verlag
- (2009) Crowley - An Ontroduction to Human Diseases: Pathology and Pathophysiology Correlations - Jones & Bartlett Learning
- (2010) Sterry W - Checkliste Dermatologie - Thieme Verlag Stuttgart
- (2009) Arasteh - Duale Reihe Innere Medizin - Thieme Verlag, Stuttgart
- (2008) Hahn - Medizinsiche Mikrobiologie und Infektiologie - Springer Verlag
- (2010) Neumann - Gynäkologische Infektionen - Springer
Mykoplasmenurethritis
Assoziierte Krankheitsbilder zu Mykoplasmenurethritis
- Akute unkomplizierte Zystitis beim Mann
- Akute Zystitis
- Komplizierte Harnwegsinfektionen
- Candidamykose der Vagina
- Chlamydien
- Chlamydieninfektion der Urethra
- Chlamydieninfektion in der Schwangerschaft
- Gonokokkeninfektion in der Schwangerschaft
- Gonorrhö
- Gonorrhoe
- Gonorrhoe
- Gonorrhoe
- Herpes genitalis
- Herpes simplex
- Herpes-simplex-Virus
- Lokale Pilzinfektionen in der Schwangerschaft
- Trichomonaden
- Trichomonaden in der Schwangerschaft
- Trichomonadenkolpitis
- ...gesamte Liste anzeigen
Am häufigsten aufgerufene Krankheitsbilder in Dermatologie
Weiterführende Links
Die Informationen dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt von med2click kann und darf nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen