Moderates Schädel-Hirn-Trauma
Synonyme: Contusio cerebri, Hirnprellung
Definition
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
Mechanisch bedingte Verletzung und Schädigung des Schädels unter Beteiligung von Hirnstrukturen selten mit (offenes SHT), meist ohne Eröffnung der Dura mater (gedecktes SHT).
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
Ätiologie
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
- stumpfe Gewalt: 50-70% Verkehrsunfälle, Stürze, Arbeits- und Sportunfälle
- perforierende Verletzung: Pfählungs-, Schuss-, Stichverletzung, extrem starker Aufprall
Definition "moderates SHT":
nach GCS:
- mittelschweres SHT: 9-12 Punkte, Bewusstlosigkeit bis 1 h
nach Tönnies und Löw:
- Grad II: Bewusstlosigkeit < 30 Minuten, Rückbildung innerhalb von 5 - 30 Tagen
Klinische Einteilung:
- Contusio cerebri: pathoanatomisch fassbare Rindenprellungsherde
Moderates Schädel-Hirn-Trauma Epidemiologie zu:
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
Epidemiologie
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
- Inzidenz des SHT: 200-250/100.000 pro Jahr
- bis zum Alter von 45 Jahren häufigste Todesursache in Deutschland
- Jungen häufiger betroffen als Mädchen
Moderates Schädel-Hirn-Trauma Differentialdiagnosen zu:
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
Differentialdiagnosen
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
- Bewusstseinsstörungen
- Frakturen der Schädelbasis
- Frakturen des Schädeldaches
- Hypoglykämie und hypoglykämischer Schock
- Altersabhängige epileptische Syndrome
- Dissoziative Bewusstseinsstörungen
- Akute Subarachnoidalblutung
- Thalamusblutung
- Altersgebundene kleine Anfälle
Moderates Schädel-Hirn-Trauma Anamnese zu:
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
Anamnese
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
- Vorangegangenes Trauma?
- Kopfschmerzen?
- Übelkeit und Erbrechen?
- Erbrechen?
- Schwindel?
- Sehstörungen?
- Schwerhörigkeit?
- Gedächtnisverlust?
- Blut oder helle Flüssigkeit aus Mund, Nase, Ohr?
- Medikamentenanamnese
- evtl. Fremdanamnese nötig
- Verlauf und Entwicklung der Symptome
Moderates Schädel-Hirn-Trauma Diagnostik zu:
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
Diagnostik
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
- neurologische Untersuchung: Vigilanz nach Glasgow-Koma-Scale, Pupillo- und Okulomotorik, Kraftprüfung, Beweglichkeit, Reflexe
- Bildgebende Verfahren: Rchädel-Rö in 2 Ebenen, Rö-HWS in 2 Ebenen + Dens axis, cCT mit evtl. Nachweis intrakranieller Blutungen, H.a. auf Anstieg des intrakraniellen Drucks
- Liquorpunktion: evtl. xanthochromer bzw. blutiger Liquor bei Kontusion
- Labor: Blutbild, Gerinnungsparameter, β2-Transferrin-Bestimmung aus Nasensekret zum Nachweis einer Liquorrhoe
- evtl. Hirndruckmessung mittels Ventrikelkatheter
- Elektrophysiologie: EEG und SEP als "Prognoseuntersuchungen", nicht obligat
Moderates Schädel-Hirn-Trauma Klinik zu:
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
Klinik
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
- Verletzung des Kopfes
- Verletzung der Dura und Luft unter der Schädeldecke ("Pneumenzephalon") bei offenem SHT
- Liquoraustritt
- Hirnaustritt
- Blutung/Sekretion aus Mund, Nase und/oder Ohr
- Schädeldeformierungen
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Schwindel
- Bewusstseinsstörungen
- Amnesie
- Doppelbilder
- Schwerhörigkeit
- Brillen-/Monokelhämatom
- Störung der Atmung und des Kreislaufs
- Krampfanfälle
- Paresen,
- Pyramidenbahnzeichen
- Reflexdifferenzen
Moderates Schädel-Hirn-Trauma Therapie zu:
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
Therapie
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
- akut: Sicherung der Vitalfunktionen an der Unfallstelle, frühzeitige Intubation und kontrollierte Beatmung mit Schockbehandlung über großvolumigen Zugang
- 30°-Oberkörperhochlagerung
- Stiff-Neck-Anlage
- Analgosedierung
- Fremdkörper in situ belassen
- steriler Verband bei blutenden Verletzungen
- konservative Therapie:
- stationäre Überwachung für mindestens 24 Stunden
- stündliche Vigilanz- und Pupillenkontrolle
- Bettruhe für einige Tage
- bei Kopfschmerzen: Paracetamol; Aspirin vermeiden (evtl. übersehenes Hämatom)
- bei Übelkeit/Erbrechen: Domperidon (bei Kindern bevorzugen) oder Metcolopramid
- bei bewusstlosen Patienten: kontrollierte Beatmung, Osmotherapie mit Mannitol 20% 4 x 125 ml pro Tag, parenterale Ernährung, Elektrolyt-/Flüssigkeitssubstitution
- neurochirurgische Therapie: bei großem Hämatom Trepanation innerhalb von 2 h; Ausräumen der Wunde und Verschluss der Duralücke mit lyophilisierter Dura; Indikation zur operativen Versorgung von Schädelbasisfrakturen bei Mitbeteiligung von Hirnnerven oder frontobasaler Liquorfistel
- Antibiotika-Prophylaxe mit 3.Generations-Cephalosporinen
- Stabilisierung und Kontrolle der Vitalfunktionen
- Rehabilitationsbehandlung über Wochen bis Monate: frühzeitige Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie
Moderates Schädel-Hirn-Trauma Komplikationen zu:
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
Komplikationen
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
- traumatische Meningitis
- Hirnabszesse/Hirnphlegmone (auch noch nach 10 Jahren!)
- traumatisch bedingte Blutungen (Epidural-/Subduralhämatom, Subarachnoidalblutung)
- traumatische Spätepilepsie
- Sinus-cavernosus-Fistel
- traumatische arterielle Dissektion
Moderates Schädel-Hirn-Trauma Zusatzhinweise zu:
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
Zusatzhinweise
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
- Kinder und Jugendliche mit besserer Prognose
Moderates Schädel-Hirn-Trauma Literaturquellen zu:
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
Literaturquellen
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
1. Grehl H, Reinhardt F (2008) - Checkliste Neurologie, 4. überarbeitete und aktualisierte Auflage - Georg Thieme Verlag, Stuttgart
2. Poeck K, Hacke W (2006) – Neurologie, 12. aktualisierte und erweiterte Auflage – Springer Medizin Verlag, Heidelberg
3. Gleixner C, Müller M, Wirth S (2007) - Neurologie und Psychiatrie - Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach
Moderates Schädel-Hirn-Trauma
Assoziierte Krankheitsbilder zu Moderates Schädel-Hirn-Trauma
- Hypoglykämie und hypoglykämischer Schock
- Altersgebundene kleine Anfälle
- Akute Subarachnoidalblutung
- Altersabhängige epileptische Syndrome
- Bewusstseinsstörungen
- Frakturen der Schädelbasis
- Leichtes Schädel-Hirn-Trauma
- Schweres Schädel-Hirn-Trauma
- Thalamusblutung
- Dissoziative Bewusstseinsstörungen
- Frakturen des Schädeldaches
- ...gesamte Liste anzeigen
Am häufigsten aufgerufene Krankheitsbilder in Pädiatrie
Weiterführende Links
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