Lungenreifeinduktion
Synonyme: Lungenreifeförderung, Surfactanttherapie
Definition
Lungenreifeinduktion
Die Lungenreifeinduktion bezeichnet die Gabe von Kortikosteroiden an Schwangere mit Risko einer Frühgeburt zur Reifung der kindlichen Lungen, um das Risiko eines kindlichen Atemnotsyndroms zu minimieren. [1;2]
Eine Lungenreifeinduktion wird durchgeführt bei Schwangeren zwischen der 24+0 und 33+6 SSW mit drohender oder medizinisch induzierter Frühgeburt.
Lungenreifeinduktion
Ätiologie
Lungenreifeinduktion
Ursachen, die eine Lungereifeinduktion nötig machen können
- Bei primärem Surfactantmangel (Atemnotsyndrom des Frühgeborenen)
- strukturell unreiferLunge
- Bei drohender Frühgeburt
- Bei vorzeitigem Blasensprung
- Bei intrauteriner Wachstumsrestriktion
Kortikosteroide verschnellern die Lungenreife durch Veränderungen in der kindlichen Lungfenarchitektur und -biochemie und Bildung von Surfactant.
Lungenreifeinduktion Epidemiologie zu:
Lungenreifeinduktion
Epidemiologie
Lungenreifeinduktion
- Ca. 6% der Geburten in Deutschland vor der 37. SSW leiden an Surfactantmagnel und brauchen eine Lungenreifeinduktion
Lungenreifeinduktion Differentialdiagnosen zu:
Lungenreifeinduktion
Differentialdiagnosen
Lungenreifeinduktion
Keine Differentialdiagnosen bekannt
Lungenreifeinduktion Anamnese zu:
Lungenreifeinduktion
Anamnese
Lungenreifeinduktion
Anamnese, die zur Entscheidung einer Lungenreifeinduktion führen kann
- In welcher Schwangerschaftswoche befindet sich die Patientin?
- Besteht eine Mehrlingsschwangerschaft?
- Bestehen, oder bestanden vorzeitige Wehen?
- Wurden diese Wehen mit CTG registriert?
- Hat ein vorzeitiger Blasensprung stattgefunden?
- Wann war die letzte Ultraschalluntersuchung?
- Wurde bei dieser Untersuchung evtl. eine Wachstumsverzögerung des Feten festgestellt (Mutterpass)?
Lungenreifeinduktion Diagnostik zu:
Lungenreifeinduktion
Diagnostik
Lungenreifeinduktion
Diagnostik zur Entscheidung über eine Lungenreifeinduktion
- Vorzeitige Wehen im CTG [3]?
- Blasensprung?
- Surfactantmangelsyndrom: Biochemisch [4] (nach Induktion mit Kortikoiden o.a.): Lezithin- Sphingomyelin- Quotient (L/S- Quotient) im Fruchtwasser. Bei Quotient ≥ 2 ist Lungenreife in 98,5% abgeschlossen.
- Surfactantmangelsyndrom [1]: Tachy- und/ oder Dyspnoe mit exspiratorischen Stridor bei Frühgeborenen
- Atemnotsyndrom: Röntgen; Fragestellung: Schweregrad I-IV; korrekte Tubuslage; evtl. Fehlbildungen?
Lungenreifeinduktion Klinik zu:
Lungenreifeinduktion
Klinik
Lungenreifeinduktion
Klinische Symptome, die eine Lungenreifeinduktion nötig machen können [1;2]
- Drohende Frühgeburt mit
- Vorzeitigen Wehen
- Vorzeitiger Blasensprung
Surfactantmangelsyndrom [1]:
- Tachy- und/ oder Dyspnoe mit exspiratorischen Stridor bei Frühgeborenen
Lungenreifeinduktion Therapie zu:
Lungenreifeinduktion
Therapie
Lungenreifeinduktion
Durchführung der Lungenreifeinduktion
Antenatal mit Kortikosteroiden [2]
- Schwangere zwischen 24+0 und 33+6 SSW mit drohender oder medizinisch induzierter Frühgeburt: vorzeitiger Blasensprung, Intrauterine Wachstumsrestriktion
- Therapie: Betamethason 12 mg i.m.; nach 12 Stunden Wiederholung mit 12 mg i.m.
- Wirkungseintritt nach ca. 18 Stunden
Surfactanttherapie bei Atemnotsyndrom Frühgeborener [1]
- Verschiedene Möglichkeiten
- Laut Studie bestes Outcome: initial 100mg/kg Körpergewicht eines bovinen Surfactant (z.B. Beractant); Folgeapplikation bei inspiratorischen Sauerstoffbedarf von >40-60% nach frühestens 6-8 Stunden: 50-100mg/kg Körpergewicht, laut Studien bis zu 3 Folgegaben möglich und sinnvoll
Atemnotsyndrom Frühgeborener (Respiratory Distress Syndrom, RDS) [1]:
- Kombination von Kortikosteroiden vor Geburt und Surfactant nach Geburt empfohlen mit bestem Outcome
Lungenreifeinduktion Komplikationen zu:
Lungenreifeinduktion
Komplikationen
Lungenreifeinduktion
Komplikationen bei Unreife der Lunge oder Atemnotsyndrom:
- Hypoxie mit Spätschäden
- Entwicklungsverzögerung
- Tod des Kindes
- Behandlung mit Kortikosteroiden [2]: evtl. Spätfolgen, siehe Zusatzinformationen
- Surfactantbehandlung [1]: bisher keine schweren Nebenwirkungen, teilweise kurzer Abfall der arteriellen Sauerstoffsättigung und/ oder Bradykardien
Lungenreifeinduktion Zusatzhinweise zu:
Lungenreifeinduktion
Zusatzhinweise
Lungenreifeinduktion
Zusatzinformationen zur Lungenreifeinduktion [2]
- Durch wiederholte Kortikosteroidgabe konnte laut verschiedener Studien das „Auftreten und der Schweregrad neonataler Lungenerkrankungen sowie die kindliche Morbidität“ bedeutend gesenkt werden.
- Andere Studien gaben jedoch Hinweise auf ein reduziertes Geburtsgewicht, höheres Aufmerksamkeitsdefizit, vermindertes Wachstum von Körper und Organen, teilweise des Gehirns, oder schwere Lungenerkrankungen und Infektionen in den ersten Wochen nach Geburt
Lungenreifeinduktion Literaturquellen zu:
Lungenreifeinduktion
Literaturquellen
Lungenreifeinduktion
- AWMF Leitlinien der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI), Surfactanttherapie des Atemnotsyndroms Frühgeborener; Register Nr. 024/021, Stand 02/2009 unter Einbeziehung des Evidence- Bewertungssystems des Oxford Centre for Evidence- based Medicine Levels of Evidence, Mai 2001
- AWMF Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Board für Pränatal- und Geburtmedizin, Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM); Antenatale Kortikosteroide zur Lungenreifung, Register Nr. 015/069, Stand 07/2009
- Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) und der AG für Materno- Fetale Medizin (AGMFM), Anwendung des CTG während Schwangerschaft und Geburt, Register Nr. 015/036, Stand 11/2007
- Gynäkologie und Geburtshilfe, Manfred Stauber, Thomas Weyerstahl, Thieme Verlag 2001
Lungenreifeinduktion
Assoziierte Krankheitsbilder zu Lungenreifeinduktion
Am häufigsten aufgerufene Krankheitsbilder in Gynäkologie und Geburtshilfe
Weiterführende Links
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