Lumbale, laterale Diskushernie
Synonyme: lumbaler lateraler Bandscheibenvorfall, lumbaler lateraler Diskusprolaps, Bandscheibenprolaps, Bandscheibenvorfall, Diskusprolaps, Nukleus pulposus prolaps
Definition
Lumbale, laterale Diskushernie
Die lumbale, laterale Diskushernie beschreibt den Austritt des Gewebes des Nucleus pulposus im Bereich der Lendenwirbelsäule, wobei vorwiegend die Segmente L4/L5 sowie L5/S1 betroffen sind. Beim lateralen Austritt von Bandscheibengewebe kommt es häufig zu einer Kompression der auf gleicher Höhe abgehenden Nervenwurzel.
Lumbale, laterale Diskushernie
Ätiologie
Lumbale, laterale Diskushernie
Die Ursachen der lumbalen, lateralen Diskushernie sind:
- Degeneration des Nukleus pulposus und des Faserringes durch schlechte Haltungsgewohnheiten und fehlende Bewegung stellen die Hauptursache für Bandscheibenvorfälle dar.
- Selten können Traumata der Wirbelsäule verantwortlich sein.
- Eine falsche Bewegung oder Belastungen der Wirbelsäule z.B. durch Heben schwerer Lasten dienen häufig als Trigger, stellen jedoch nicht die eigentliche Ursache des Prolaps dar.
Lumbale, laterale Diskushernie Epidemiologie zu:
Lumbale, laterale Diskushernie
Epidemiologie
Lumbale, laterale Diskushernie
Die lumbale, laterale Diskushernie ist relativ häufig.
- Häufung bei Patienten im Alter von 46-55 Jahren.
- Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen
- Bandscheibenvorfälle und ihre Folgen sind für circa 6% aller Rentenanträge aufgrund von Arbeitsunfähigkeit in Deutschland verantwortlich und stellen somit ein großes sozialmedizinisches Problem dar.
- Inzidenz operativer Eingriffe bei Bandscheibenprolaps: 61 : 100.000 Einwohner
- Circa 5% aller isolierten Rückenschmerzen werden lumbalen Bandscheibenvorfällen zugeschrieben.
- Lokalisation der Bandscheibenvorfälle:
- 90% Lumbal
- 10% Zervikal
- 0,2% Thorakal
Lumbale, laterale Diskushernie Differentialdiagnosen zu:
Lumbale, laterale Diskushernie
Differentialdiagnosen
Lumbale, laterale Diskushernie
- Spondylitis und Spondylodiszitis
- Spinalkanalstenose
- Spondylolisthese
- Knochenmetastasen
- Funikuläre Spinalerkrankung
- Polymyalgia rheumatica
- Amyotrophe Lateralsklerose
- Läsionen des Plexus lumbosacralis
- Spinale Abszesse
- Meningeome
- Varicosis spinalis
- Anästhesie bei Tumoren von Wirbelsäule und Rückenmark
Lumbale, laterale Diskushernie Anamnese zu:
Lumbale, laterale Diskushernie
Anamnese
Lumbale, laterale Diskushernie
Bei der lumbalen, lateralen Diskushernie sind folgende Informationen von Bedeutung:
- plötzlich einschießender Schmerz?
- Schmerz nach Drehen des Rumpfes oder schwerem Heben?
- Schmerzverstärkung beim Husten, Niesen, Pressen?
- ausstrahlende Schmerzen ins Bein?
- Lähmungen?
- Mißempfindungen?
- Blasen- oder Darmstörungen?
- Störungen der Sexualfunktion?
- Beschwerden der Lendenwirbelsäule in der Vorgeschichte?
- Erstereignis?
Lumbale, laterale Diskushernie Diagnostik zu:
Lumbale, laterale Diskushernie
Diagnostik
Lumbale, laterale Diskushernie
Zur diagnostischen Abklärung der lumbalen, lateralen Diskushernie sind relevant:
- Anamnese
- Neurologisch klinische Untersuchung (Laségue-Zeichen, Bragard-Zeichen, Femoralis-Dehnschmerz, Druck-, Klopfschmerz, Reflexprüfung, Sensibilitätsprüfung)
- Einzelmuskelprüfung nach der Pareseskala
des British Medical Research Council - Diagnosesicherung mittels MRT, evtl. CT
- Röntgen dient allenfalls zur differentialdiagnostischen Differenzierung und hat zur Abklärung eines Prolaps keine nennenswerte Aussagekraft
- Myelographie hat an Bedeutung verloren
- Diskographie
- Evtl. Labor zur differentialdiagnostischen Abklärung: BSG, CRP, Blutzucker, HbA1c, u.U. Liquordiagnostik)
Lumbale, laterale Diskushernie Klinik zu:
Lumbale, laterale Diskushernie
Klinik
Lumbale, laterale Diskushernie
Die lumbale, laterale Diskushernie kann eine oder mehrere der folgenden Symptome zeigen:
- Lumbago
- Myogelosen
- Radikuläres Schmerzsyndrom (Ischialgie oder Femoralgie)
- Parästhesien
- Reflexausfälle
- Sensibilitätsstörungen
- Lähmungen
- Blasen- und Darmstörungen
- Störungen der Sexualfunktion
- Reithosenanästhesie
Lumbale, laterale Diskushernie Therapie zu:
Lumbale, laterale Diskushernie
Therapie
Lumbale, laterale Diskushernie
Die therapeutischen Möglichkeiten bei der lumbalen, lateralen Diskushernie umfassen folgendes:
Ein Caudakompressionssyndrom sowie motorische Ausfälle sind eine Indikation für eine Notfall-OP. Ebenso kann bei massiven Schmerzen, die durch Analgetika nicht adäquat beeinflußt werden ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden. Unter allen anderen Voraussetzungen ist eine konservative Vorgehensweise das Mittel der Wahl.
Konservative Therapie:
NSAR z.B.:
- Diclofenac max. 150 mg/d
- Azetylsalicilsäure max. 5 g/d
- Ibuprofen max. 2400 mg/d
- Naproxen max. 750 mg/d
- Indometacin max. 175 mg/d
- Nifluminsäure max. 750 mg/d
- Meloxicam max. 15 mg/d
Opioide z.B.:
Nicht-medikamentöse-Verfahren:
- Wärmeanwendungen
- Physiotherapie (nach Abklingen der akuten Beschwerden)
- Peridurale Infiltration mit Lokalanästhetika und Corticosteroiden
- CT-gesteuerte Facetteninfiltrationen mit Lokalanästhethetika und Corticosteroiden
- Massagen
- Entspannungsverfahren
Operative Verfahren:
Ausräumung des ausgetretenen Bandscheibengewebes zur Entlastung des komprimierten Nervs. Mikrochirurgie liefert gegenüber dem konventionellen Eingriff über einen großen Zugang keine besseren Ergebnisse, ist jedoch weniger traumatisch und führt zu einer kürzeren Rekonvaleszenzphase.
- Nukleotomie
- Offen
- MIkrochirurgisch / Minimal-invasiv
- Chemonukleolyse
- Zur Einbringung von Bandscheibenprothesen liegen, trotz langjähriger Anwendung, keine validen Daten vor.
Nachsorge (beginnend circa 4-6 Wochen nach der Operation):
- Physiotherapie
- Rückenschule
- Bei persistierenden Schmerzen: Fortführung analgetischer Medikation
- Die Anwendung von Stützmiedern oder ein früher häufig ausgesprochenes Sitzverbot sind nicht anzuraten
Lumbale, laterale Diskushernie Komplikationen zu:
Lumbale, laterale Diskushernie
Komplikationen
Lumbale, laterale Diskushernie
Bei der lumbalen, lateralen Diskushernie kommen folgende Komplikationen vor:
- Wurzeltod (schnelle Schmerzabnahme bei gleichzeitigem progredienten Ausfall der Nervenfunktion)
- Persistierende neurologische Störungen
- Chronische Schmerzsymptomatik
- Nach Operation kann ein Postnukleotomie-Syndrom auftreten, das durch kaum therapierbare chronische Schmerzen gekennzeichnet ist. Die Ursache wird in narbigen Veränderungen des Gewebes im Operationsgebiet vermutet
Lumbale, laterale Diskushernie Zusatzhinweise zu:
Lumbale, laterale Diskushernie
Zusatzhinweise
Lumbale, laterale Diskushernie
Zur lumbalen, lateralen Diskushernie liegen folgende Zusatzhinweise vor:
Circa 90% aller Bandscheibenvorfälle können durch eine konsequente konservative Therapie beherrscht werden
Lumbale, laterale Diskushernie Literaturquellen zu:
Lumbale, laterale Diskushernie
Literaturquellen
Lumbale, laterale Diskushernie
- (2008) Bruch H P (Hrsg.) - Chirurgie - Elsevier Verlag
- (2007) Henne-Bruns D, Düring M, Kremer B - Chirurgie - Thieme Verlag, Duale Reihe
- (2010) Müller M - Chirurgie für Studium und Praxis - Medizinische Verlags- und Informationsdienste
- (2009) Schiergens T - BASICS Chirurgie - Urban & Fischer, Elsevier
- (2007) Siewert R - Basiswissen Chirurgie - Springer Verlag
- (2007) Kloeters O, Müller M - Crashkurs Chirurgie - Urban & Fischer, Elsevier
- (2006) Siewert J R - Chirurgie - Springer Verlag
- (1999) Koslowski L, Bushe K, Junginger T, Schwemmle K - Die Chirurgie - Schattauer, F.K. Verlag
- (2005) Leitlinie der deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie - Leitlinie lumbaler Bandscheibenvorfall: http://www.klinikum-fulda.de/fileadmin/documents/02_Kliniken_und_Institute/02_11_Neurochirurgie/Lumbaler_BSV.pdv >
- (2008) Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Neurologie - Lumbale Radikulopathie: http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/030-058.htm >
- (2009) Leitlinie der deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention: http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/074-001.htm >
Lumbale, laterale Diskushernie
Assoziierte Krankheitsbilder zu Lumbale, laterale Diskushernie
- Lumbosakraler, medialer Bandscheibenvorfall
- Meningeome
- Polymyalgia rheumatica
- Spinalkanalstenose
- Zervikaler und thorakaler, medialer Bandscheibenvorfall
- Zervikaler, lateraler Bandscheibenvorfall
- Amyotrophe Lateralsklerose
- Funikuläre Spinalerkrankung
- Knochenmetastasen
- Läsionen des Plexus lumbosacralis
- Spinale Abszesse
- Spondylitis und Spondylodiszitis
- Spondylolisthese
- Varicosis spinalis
- Anästhesie bei Tumoren von Wirbelsäule und Rückenmark
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