Karpaltunnelsyndrom
Synonyme: carpal tunnel syndrome, CTS, Medianuskompressionssyndrom, Karpalkanalsyndrom, genuine Daumenballenatrophie
Definition
Karpaltunnelsyndrom
Das Karpaltunnelsyndrom ist eine Kompression des N. medianus durch das Retinaculum flexorum des Handgelenks mit häufiger Reversibilität des Schadens nach operativer Entlastung.
Karpaltunnelsyndrom
Ätiologie
Karpaltunnelsyndrom
Ursache eines Karpaltunnelsyndroms ist eine Einengung des N. Medianus im Karpaltunnel (zwischen Handwurzelknochen und Lig. carpi transversum) durch:
lokale Faktoren:
- Überbeanspruchung (besondere Risikoberufsgruppen)
- individuelle anatomische Situation
- traumatisch (dislozierte Frakturen)
- raumfordernde Prozesse (Neubildungen)
systemische Faktoren:
- endokrin-metabolisch (Hyperthyreose, Urämie, Hyperurikämie, Diabetes mellitus, Alkohol, Ödemneigung in der Schwangerschaft, Hormonelle Umstellungen/hormonale Kontrazeptiva, Akromegalie, Amyoilidosen, Paraproteinämie)
- Rheumatoide Arthritis und andere systemische Entzündungen
Karpaltunnelsyndrom Epidemiologie zu:
Karpaltunnelsyndrom
Epidemiologie
Karpaltunnelsyndrom
Das Karpaltunnelsyndrom ist das häufigste Nervenkompressionssyndrom der oberen Extremität:
- ritt bei Frauen häufiger als bei Männern auf
- Prädispositionsalter des Karpaltunnelsyndroms = 40-50 Jahre
- zu 7-25% sind Schwangere (vor allem im 3. Trimenon) betroffen
Karpaltunnelsyndrom Differentialdiagnosen zu:
Karpaltunnelsyndrom
Differentialdiagnosen
Karpaltunnelsyndrom
- Raynaud-Syndrom
- Stadium I der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit an den Extremitäten
- Stadium IV der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit an den Extremitäten
- Stadium III der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit an den Extremitäten
- Stadium II der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit an den Extremitäten
- Raynaud-Syndrom
- Pronatorlogensyndrom
- Läsionen einzelner peripherer Nerven
- Zervikale Myelopathie
- Neurinom
- Spinale Kompression
Karpaltunnelsyndrom Anamnese zu:
Karpaltunnelsyndrom
Anamnese
Karpaltunnelsyndrom
Beim Karpaltunnelsyndrom sind folgende Informationen von Bedeutung:
- nächtliches Kribbeln der Finger/des Arm?
- morgendlichen Steifigkeit?
- Verbesserung durch Bewegung?
- Parästhesien?
- Rückgang der Muskulatur am Daumenballen?
- Vorerkrankungen?
- Trauma?
- Stoffwechselstörung?
- Schwangerschaft?
Karpaltunnelsyndrom Diagnostik zu:
Karpaltunnelsyndrom
Diagnostik
Karpaltunnelsyndrom
Diagnostische Abklärung eines Karpaltunnelsyndroms:
Klinische Untersuchung:
- Zweipunktdiskriminierung = kann im Seitenvergleich herabgesetzt sein
- Positives Hoffmann-Tinle-Zeichen = durch Beklopfen des Karpaltunnels kommt es zu elektrisierenden Schmerzen
- Positiver Phalan-Test = extensiert oder flexiert man das Handgelenk für ca. 1 Minute kann es hier ebenfalls zu elektrisierenden Schmerzen kommen
- Funktioniert das Opponieren des Daumens?
- Kann eine Flasche umfasst werden (= Funktionsprüfung des M. abductor pollicis brevis)?
Spezielle Neurologische Untersuchungen zur objektiven Dokumentation:
- Elektromyographie
- Messung der Nervenleitgeschindigkeit
Bildgebung:
- Röntgen: dient zum Ausschluss von Verletzungen der Handwurzelknochen
- Sonographie und CT: Ermöglicht die Vermessung des Karpaltunnels
Labor:
- Zum Ausschluss einer der unter „Ätiologie“ aufgeführten Erkrankungen
Karpaltunnelsyndrom Klinik zu:
Karpaltunnelsyndrom
Klinik
Karpaltunnelsyndrom
Symptome des Karpaltunnelsyndroms sind:
Einteilung nach GERL und FUCHS:
- Stadium I = Schmerzen und Parästhesien
- Stadium II = Taubheitsgefühl
- Stadium III = Taubheitsgefühl und partielle Thenarmuskelatrophie
- Stadium IV = Komplette Plegie und Atrophie des M. aductor pollicis brevis
Symptome (vor allem im Innervationsgebiet des N. medianus – siehe Zusatzhinweise):
- Sensibilitätsstörungen (Kribbeln, Taubheitsgefühl)
- Schwäche
- Schmerzen
- Schwellungen der Finger
- Morgendliche Steifigkeit der Finger
- Nächtliches Einschlafen des betroffenen Arms, was zum Erwachen des Patienten führt
- Atrophie der Daumenmuskulatur
- Sensibilitätsdefizit
- KEINE SCHWURHAND! Diese tritt bei proximaler Schädigung des N. medianus auf – das Karpaltunnelsyndrom ist eine distale Schädigung!
Karpaltunnelsyndrom Therapie zu:
Karpaltunnelsyndrom
Therapie
Karpaltunnelsyndrom
Therapeutische Möglichkeiten eines Karpaltunnelsyndroms sind:
Bei temporärer Ursache (z.B. Schwangerschaft)/ Konservative Therapie:
- Anlegen einer Schiene führt hier meistens zum Abklingen der Symptome
- Ruhigstellung in der Nacht
- Antiphlogistika
Operative Maßnahmen (Indikation = ab Stadium II):
- In der Regel ist die operative Therapie notwendig
- Hier wird das Ligamentum transversum carpi gespalten und der Nerv dekomprimiert
- Evtl. zusätzliche Entfernung komprimierenden Gewebes = Entlastung des N. medianus
Operationsverfahren:
- Offene Verfahren
- Endoskopisch
Karpaltunnelsyndrom Komplikationen zu:
Karpaltunnelsyndrom
Komplikationen
Karpaltunnelsyndrom
- Thenarmuskelatrophie
- Verletzung des N. medianus während/bei einer Operation
- Chronifizierung der Schmerzen
- Einschränkung der Handfunktion
Karpaltunnelsyndrom Zusatzhinweise zu:
Karpaltunnelsyndrom
Zusatzhinweise
Karpaltunnelsyndrom
Als Zusatzhinweise zum Karpaltunnelsyndrom zu beachten sind:
Funktionen des N. medianus an der Hand:
- motorisch: M. abductor pollicis brevis, M. opponens pollicis
- sensibel: Digiti I-III (ventral), Digitus IV (radial), DIgiti II und III (dorsales Endglied)
Karpaltunnelsyndrom Literaturquellen zu:
Karpaltunnelsyndrom
Literaturquellen
Karpaltunnelsyndrom
- (2009) Herold G - Innere Medizin - Herold, Köln
- (2009) Karow T, Lang R - Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie - Karow, Pulheim
- (2007) Masuhr K.F.,Neumann M - Neurologie,6. Aufl. - Thieme Verlag, Duale Reihe
- (2007) Buchner H - Neurologische Leitsymptome und diagnostische Entscheidungen - Thieme
- (2006) Poeck, Hacke, - Neurologie - Springer, Berlin
Karpaltunnelsyndrom
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Weiterführende Links
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