Influenza A - H1N1
Synonyme: Neue Grippe
Definition
Influenza A - H1N1
Infektionserkrankung durch Orthomyxoviridae der Gattung Influenza der Art A/California/7/2009(H1N1)v - like strain (X-179A)
Influenza A - H1N1
Ätiologie
Influenza A - H1N1
- Gegenstand laufender Untersuchungen ist die Ausbreitung der Pandemie mit einer für Kinder ermittelten Übertragungsrate von ca. 1:2.5
- Erreger Influenza A/California/7/2009(H1N1)v-like strain (X-179A)
- Primär endemische Letalität 4,2 % (Mexico)
- Streuletalität 0,4 % (Länder ohne das national definierte Endemiezentrum; Haas 2009)
- WHO-Meldestand Mai 2009: 6500 Fälle
- stationäre Behandlungen: 9% (WHO-Update 28)
- Übertragung durch die Atemwege (Siehe amtliches Unterrichtsbuch 1930, S. 290: Verschiedene Arten der Seuchen)
Influenza A - H1N1 Epidemiologie zu:
Influenza A - H1N1
Epidemiologie
Influenza A - H1N1
- Die Influenza A - H1N1 nahm 2009 einen pandemischen Verlauf
- Ausbreitung autochthoner Infektionen nach Reiserückkehrwelle des Sommers 2009 in der BRD
- Inzidenz Kinder: 150/100.000
- Inzidenz Erwachsene: 30/100.000
- Letalität (BRD) 1 : 2.000 (48 KLW 2009)
Influenza A - H1N1 Differentialdiagnosen zu:
Influenza A - H1N1
Differentialdiagnosen
Influenza A - H1N1
Influenza A - H1N1 Anamnese zu:
Influenza A - H1N1
Anamnese
Influenza A - H1N1
Passagere Aufgreifkriterien der Influenza A - H1N1:
Falldefinition des RKI-Berlin 26.4.2009 18:00
- Fieber und 2 nachfolgende Symptome
- Schnupfen oder verstopfte Nase
- Halsschmerzen
- Husten oder Dyspnoe (Atemnot)
oder
- Tod durch unklare respiratorische Erkrankung
Epidemiologische Expositionskriterien nach RKI
- Riskogebiet vor 7 Tagen oder
- Kontakt zu Schweinegrippeinfiziertem oder
- Aufenthalt in einem Raum mit Infizierten oder
- Laborexposition
Aufgreifsymptome der Fallgeschichte einer Influenza
- fehlende Prodromi "plötzlich schwerkranker Mensch"
- hohes Fieber
- Entwickelte Atemwegssymptome (Husten, Atemnot, tracheales Rasseln, bronchiolitisches Knistern)
- Schwächezustand
- Kopfschmerz
- Gliederschmerzen
- Kollaps
Unzureichender Symptomenkomplex für Influenza
- Fieber, Frösteln, Husten, Muskelschmerz "munterer Mensch"
Influenza A - H1N1 Diagnostik zu:
Influenza A - H1N1
Diagnostik
Influenza A - H1N1
Zur diagnostischen Abklärung der Influenza A - H1N1 sind relevant:
- Inspektion der Schleimhäute des Kopfes (lila Haut und zyanotische Schleimhaut)
- Temperaturmessung
- Blutdruck und Puls
- auf Influenzaschnelltests wurden bei Zunahme der Häufigkeit von Influenzafällen wegen der falsch negativen Verkennung aufgegeben
- Referenzprobe vor klinischer Isolierung des schwer Kranken für PCR mit Nasenabstrich
Nachweiskriterium des RKI
- Nukleinsäurenachweis mit PCR durch nationales Referenzzentrum
Differentialdiagnostik bei leicht Kranken
- BKS
- Blutbild
- CRP: Anstieg auf 2.5 +/- 2 mg/dl bei Virusinfektion und 10 mg/dl bei bakterieller Infektion und > 199 mg/dl bei Pneumonie
- von Fallhäufungen abhängiger Influenzaschnelltest in der Zeit einer beginnenden und abklingenden Influenzawelle
Meldepflicht ab 3.5.2009
- analog zu den Meldekriterien für aviäre Influenza (DÄB 2007; 104:A2126.
- Anweisungen der Gesundheitsämter sind am 4.5.09 nicht elektronisch verfügbar
Meldeplficht ab 16.11.2009
- Todesfälle
- Meldeformular: SwineFlu_RKIEmpfArzt_...
- Fallkennzeichung 88200 Posteingang der KVWL 4.5.09
Surveillance importierter Infektionen in Deutschland
Influenza A - H1N1 Klinik zu:
Influenza A - H1N1
Klinik
Influenza A - H1N1
Falldefinitionen des RKI
- Verdachtsfall
- Wahrscheinlicher Fall
- Bestätigter Fall
- Ausschluß
Strategische Lage
- sporadisches Auftreten
- epidemisches "saisongerechtes" Auftreten
- Bedingungen des Stufenkonzeptes des Pandemieplanes
Unbekannte Apparenz des vorliegenden Virustypes: 27% der sonstigen Influenza A- und B-Typen verlaufen in den ersten fünf Lebensjahren asymptomatisch.
Uneinheitliche Beschreibung des Anfangsbildes
- a) plötzliches Fieber > 39.0 Grad C mit Muskelschmerz und respiratorischen Symptomen
- b) Temperaturerhöhung > 37.5 Grad C mit respiratorischen Symptomen
Unterscheidende Charakteristika
- mäßige Rhinitis, Pharyngitis
- schweres Fieber, Tracheobronchitis, (primäre) Pneumonie
Eigentümlichkeiten des klinischen Bildes jeder Influenza Erkrankung
- Photophobie
- Geräuschempfindlichkeit
- Schmerzschwerpunkt lumbosakral
- Nackenschmerz mit Pseudomeningismus
- allgemeine Berührungsempfindlichkeit
- livider Rachenring mit praller, hellroter Uvula
- Schüttelfrost vor Fieberanstieg
- Fiebermaxima bei 41 Grad C mit kontrastierender Bradykardie
- Kontinuafieber bis 3 (5) Tage
- kleinfleckiges Exanthem 1 (2) Tage
- Lidverkrustungen
- Gesichtsschwellung
- Wundgefühl in Rachen und Kehlkopf
- Lymphadenitis colli bei jungen Menschen
- postgrippale Asthenie
Influenza A - H1N1 Therapie zu:
Influenza A - H1N1
Therapie
Influenza A - H1N1
Die therapeutischen Möglichkeiten bei Influenza A - H1N1 umfassen:
Ordnungsmaßnahmen
- nationale Umsetzungen des WHO-Stufenplanes mit Nutzung multipler Informationskanäle unter Aufrechterhaltung der allgemeinen Aufmerksamkeit durch flankierende Erklärungen
Hygiene
- Der Schutzwert aufwendiger Hygieneartikel gegenüber der hygienischen Händedesinfektion nach einem Protokoll ist unklar
Allgemeine Maßnahmen
- Aktive Bettruhe
- Auch vor jeder Berührung des Kranken oder infizierter Gegenstände sollen die Hände mit einem guten Desinfektionsmittel behandelt werden (Amtliches Unterrichtsbuch 1930, S. 296)
Impfprophylaxe mit Mock-up-Impfstoffen
- Beschäftigte im Gesundheitswesen mit Patientenkontakt
- chronisch Kranke ab dem 6. Lebensmonat
- Schwangere ab dem zweiten Trimenon und Wöchnerinnen (nicht adjuvantierter Impfstoff)
Fehlende klinische Prüfungen von Impfungen
- Säuglinge unter 6 Monaten
- Altersgruppe 6 Monate bis 3 Jahre
- Altersgruppe 10-17 Jahre
- Altersgruppe über 60 Jahre
Pharmakotherapie
Supportativ
Cistus incanus 6 x1-2 Tbl endoral (Bindung von Influenzaviren)
Symptomatisch
- Paracetamol siehe Fieber
- Sedotussin siehe Tracheitis
- antimikrobielle Chemotherapie siehe Pneumonie (ambulant/Pflegeheim/stationär erworben)
- Myokarditis siehe Herzinsuffizienz, zweifelhafte Wirkung von Ribavirin (Ray 1989)
Kausal
therapeutisches Fenster 72 Stunden
- Oseltamivir 2 x 75 mg unter klinischer Beobachtung zur Bewertung von Behandlungskohorten und zur Ableitung von Empfehlungen
- Zanamivir 2 x 5 mg keine Mitteilungen zu experimentellen Anwendungen unter klinischer Beobachtung
therapeutisches Fenster 48 Stunden
- Rimantadin 1 x 200 mg - Wirksamkeit 66% bei Influenza A (Dougla 1990)
- Amantatin 1 x 300 mg Nachweis des Populationsschutzes (Monto 1992) - Schnelle Resistenzentwicklung auch bei aviärer Influenza A (Douglas 1990) - Wirksamkeit 74% bei Influenza A
Schulzulassung
- nach klinischer Heilung
Maßnahmen für Kontaktpersonen
- Fiebermessung bis zu 10 Tagen nach Kontakt mit dem Indexpatienten
Influenza A - H1N1 Komplikationen zu:
Influenza A - H1N1
Komplikationen
Influenza A - H1N1
Bei der Influenza A - H1N1 kommen folgende Komplikationen vor:
- Virusmyokarditis (keine Angaben - häufig verkannt - nicht erfasste Mortalitätsquote?)
- Bronchitis 19%
- Pneumonie 2,9%
- Otitis media 2,3%
- Bronchiolitis 0,3% (Vgl RSV-Infektionen und Risikogruppen)
- Reye-Syndrom (keine Angabe)
Chronisch Kranke
- Risikoerhöhung für Krankenhausbehandlung 5 bis 14fach
- Risikoerhöhung für Tod 3,8fach
Schwangere
- Risikoerhöhung für Krankenhausbehandlung 4fach
- Risikoerhöhung für Tod 6,3fach
Influenza A - H1N1 Zusatzhinweise zu:
Influenza A - H1N1
Zusatzhinweise
Influenza A - H1N1
Standardhygienemaßnahmen:
- Händehygiene: vor und nach dem Patientenkontakt Händesdesinfektion mit alkoholischen Präparaten
- Persönliche Schutzausrüstung: Kittel, Schutzbrille, geeigneter Atemschutz (Vgl Dreller: Gefahrstoffe, JAMA 2009; 41)
Zusätzliche Schutzmaßnahmen
- Anmeldung eines Patienten mit Symptomen einer Influenza
- separater Wartebereich
- Gesprächsdistanz 1 m
- Atemschutz bei körperlicher Untersuchung, Blutentnahme, Abstrichgewinnung
- Mund-Nasen-Schutz für den Patienten bei Einweisung in ein Krankenhaus
- Anmeldung des Patienten im Krankenhaus
Impfmaßnahmen
- mit Zunahme der Ausbreitungsgeschwindigkeit von Influenza A H1N1 gewinnt die Impfung großer Kollektive an Bedeutung.
- Indikationsgruppen sind:
- als Kleingruppen und zu charakterisierende Funktionsträger von Staaten mit struktur- und krisenrelevanten Aufgaben
- medizinisches und laborchemisches Personal mit Exposition gegenüber dem Virus
- chronisch Kranke (vgl. Diagnosenlistung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin
- Schwangere
- an Impfschutz interessierte Gesunde
Influenza A - H1N1 Literaturquellen zu:
Influenza A - H1N1
Literaturquellen
Influenza A - H1N1
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- (2006) Weylandt K, Klinggräff P - DD Innere Kurzlehrbuch der Inneren Medizin und differentialdiagnostisches Kompendium - Lehmanns Media
- (2009) Thieme Verlag - Innere Medizin - Duale Reihe - Thieme
- (2009) Herold G - Innere Medizin 2010 - Herold, Köln
- (2008) Renz-Polster H, Krautzig S - Basislehrbuch Innere Medizin - Urban & Fischer Verlag, Elsevier
- (2007) Piper W - Innere Medizin - Springer
Influenza A - H1N1
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