Herpes simplex
Synonyme: Gingivostomatitis herpetica, Herpes, Herpes labialis, Lippenherpes, Bläschenausschlag
Definition
Herpes simplex
Herpes simplex ist eine Viruserkrankung mit dem Herpes-simplex-Virus (HSV).
Herpes simplex
Ätiologie
Herpes simplex
Das Herpes simplex-Virus ist ein:
- DNA-Virus mit 2 Serotypen: HSV-1 und HSV-2
- ubiquitär vorkommend
- hohe Durchseuchungsrate: AK-Nachweis bei 80-90% aller Erwachsenen
- lebenslange Persistenz des Virus in den Ganglienzellen der dorsalen Nervenwurzeln (HSV-1 im Ganglion trigeminale, HSV-2 in sakralen Ganglienzellen)
- Virusreaktivierung durch Stress, lokale reize, UV-Strahlen, fieberhafte Infekte, Immunsuppression, hormonelle Veränderungen
Die Ursachen der Herpes simplex-Infektionen:
- Übertragung von Mensch zu Mensch
- Herpes Simplex Virus 1 (HSV-1): orale Übertragung (Tröpcheninfektion)
- Herpes Simplex Virus 2 (HSV-2): sexuelle oder perinatale Übertragung
- bis zu 50% der Infizierten entwickeln Symptome bzw. häufig inapperente Erstinfektion
- Inkubationszeit im Mittel 3-9 Tage
Herpes simplex Epidemiologie zu:
Herpes simplex
Epidemiologie
Herpes simplex
Die Epidemiologie des Herpes simplex:
- Herpes simplex-Virus-1: Die Durchseuchung beginnt schon im Kindesalter, im Erwachsenenalter sind mehr als 95% infiziert
- Herpes simplex-Virus-2: Die Durchseuchung beginnt nach der Pubertät, im Erwachsenenalter sind 10-30% infiziert
- Der Mensch ist das einzige Reservoir
Herpes simplex Differentialdiagnosen zu:
Herpes simplex
Differentialdiagnosen
Herpes simplex
Keine Differentialdiagnosen bekannt
Herpes simplex Anamnese zu:
Herpes simplex
Anamnese
Herpes simplex
Für die Anamnese bei Herpes simplex sind folgende Informationen von Bedeutung:
- Kontakt mit erkrankter Person (gleiches Handtuch, küssen, etc.)?
- Stress, andere Kranheiten (Diabetes mellitus, Leukämie, HIV-Infektion)?
- Medikamentenanamnese (Glukokortikoide, Antibiotika)
- bei Kindern: schmerzhafte Aphten in der Mundhöhle?
- Müdigkeit, Schluckbeschwerden,Übelkeit, Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl?
- angeschwollene Lymphknoten?
- schmerzhafte Mundschleimhaut?
- Nahrungsverweigerung
- Krampfanfälle? Lähmungen?
Herpes simplex Diagnostik zu:
Herpes simplex
Diagnostik
Herpes simplex
Zur diagnostischen Abklärung der Infektion mit Herpes simplex sind relevant:
- körperliche Untersuchung (typische kleine Bläschen)
- Erregernachweis: Virusisolierung aus Bläscheninhalt, Abstrich; Virusnachweis mittels PCR
- Serologische Methoden sind wenig sinnvoll (→ hohe Durchseuchung der Bevölkerung)
Herpes simplex Klinik zu:
Herpes simplex
Klinik
Herpes simplex
Die Infektion mit Herpes simlplex kann im Bereich der Mundschleimhaut ein oder mehrere der folgenden Symptome zeigen:
- kurzlebige, 2-4mm große Bläschen mit klarem oder getrübtem manchmal auch hämorrhagischem Inhalt disseminiert, also nicht gruppiert
- Neigung zur Konfluenz, sichtbar
- Bläschen ruptieren, Erosionen mit einem gelblichen/weißen pseudomembranösen Belag (Epithelreste und Fibrin), geröteter Rand
- aphtoide Läsionen in größerer Zahl 20-100
- bei dickeren fibrinösen Auflagerungen entstehen weiße Plaques
- großflächige Ulzera möglich
- Schwellung der Interdentalpapillen, Zunge, Lippe, Pharynx/Gaumenmandeln seltener betroffen
- gerötete Mundschleimhaut
- Blutungsneigung erheblich, sodass Blutkrusten auf Lippen blickdiagnostisch ein ERYTHEMA EXSUDATIVUM MULTIFORME vortäuschen können!
- Essen, Trinken, Sprechen sehr schmerzhaft
- wegen nekrotischer Pseudomembranen kommt es zu massivem/fauligem Foetor ex ore
- ausgeprägte Sialorrhö, gleichzeitig herpet. Pharyngitis
Herpes simplex Therapie zu:
Herpes simplex
Therapie
Herpes simplex
Die therapeutischen Möglichkeiten bei Herpes simplex-Infektion umfassen:
- Mittel der Wahl: Aciclovir 3-5x 400 mg p.o. (leichte Infektion) oder 3x 5-10 mg/kg i.v. (schwere Infektion) oder 3x 10 mg/kg i.v. für 14-21 Tage bei Meningitis
- i.v.-Gabe bei schwerem mukokutaner Infektion oder Organbeteiligung
- Therapiedauer ist 7-14 Tage, wenn i.v. begonnen nach Ansprechen der Therapie p.o.-Umstellung
- Alternativen: Famciclovir 3x 250 mg oder 2x 500 mg p.o.; Valaciclovir 2-3x 1 g p.o
- Lokal: Aciclovir-Salbe
- Ernährung mit flüssiger breiiger Kost
- Bettruhe
- häufige Mundspülungen mit lauwarmem Wasser oder Chlorhexidin-Lösung (Vermeidung einer stärkeren Superinfektion)
Herpes simplex Komplikationen zu:
Herpes simplex
Komplikationen
Herpes simplex
Bei der Infektion mit Herpes simplex Virus kommen folgende Komplikationen vor:
- Herpetische Keratokonjunktivitis (mit Hornhautschäden)
- Eczema herpeticatum (schwere Herpesinfektion bei Säuglingen mit atopischen Ekzem)
- benigne Meningitis
- Herpesenzephalitis (ist die häufigste Virusenzephalitis, Letalität >80%)
- idiopathische Fazialisparese bei HSV-1
- HSV-Pneumonie/generalisierter schwerer Verlauf bei ausgeprägter Abwehrschwäche/Immunsuppression
Herpes simplex Zusatzhinweise zu:
Herpes simplex
Zusatzhinweise
Herpes simplex
Prognose der Herpes simplex-Infektion:
- gut, bei lokalisierter Infektion
- lebensbedrohliche Verläufe mit hoher Letalität bei generalisierter Infektion, Herpesenzephalitis und bei Immunschwäche
Herpes simplex Literaturquellen zu:
Herpes simplex
Literaturquellen
Herpes simplex
- (2002) Schwenzer N, Ehrenfeld M - Zahnärztliche Chirurgie Band 3 - Thieme Verlag
- (2008) Bork K, Burgdorf W, Hoede N - Mundschleimhaut/Lippenkrankheiten, Klinik, Diagnostik, Therapie - Schattauer
Herpes simplex
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Weiterführende Links
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