Gestationsdiabetes
Synonyme: Schwangerschaftsdiabetes, GDM
Definition
Gestationsdiabetes
Der Gestationsdiabetes ist eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels, die während der Schwangerschaft erstmals auftritt und diagnostiziert wird (d.h. auch Möglichkeit der Erstmanifestation des Diabetes Typ 1/Typ 2).
Gestationsdiabetes
Ätiologie
Gestationsdiabetes
Die Ursachen des Gestationsdiabetes sind:
- physiologische Insulinresistenz
- gesteigerter Insulinbedarf
- Kompensationsmöglichkeiten und somit die Produktionskapazität der ß - Zellen des Pancreas werden überschritten
Risikofaktoren:
- Fehlernährung mit Adipositas
- familiärer Typ 2 Diabetes mellitus
- > 30 Jahre
- vorausgegangener Gestationsdiabetes in früherer Schwangerschaft
- Z.n. Kindsgeburt mit Gewicht >4500g
- Z.n. Totgeburt
- habituelle Abortneigung
Gestationsdiabetes Epidemiologie zu:
Gestationsdiabetes
Epidemiologie
Gestationsdiabetes
Ein Gestationsdiabetes kommt bei 3% aller Schwangerschaften vor:
- Risiko für erneuten Gestationsdiabetes bei der nächsten Schwangerschaft steigt um 50%
- Risiko für permanente Manifestation eines Diabetes mellitus: 45% in 10 Jahren
Gestationsdiabetes Differentialdiagnosen zu:
Gestationsdiabetes
Differentialdiagnosen
Gestationsdiabetes
- Nephrogene Form des Diabetes insipidus
- Diabetes mellitus Typ II
- Diabetes mellitus Typ I - Idiopathische Form
- Diabetes mellitus Typ I - immunologisch bedingte Form
- Diabetes insipidus
- Diabetes insipidus renalis
Gestationsdiabetes Anamnese zu:
Gestationsdiabetes
Anamnese
Gestationsdiabetes
Beim Gestationsdiabetes sind folgende Informationen von Bedeutung:
- Symptomatik?
- Schwangerschaft?
- Risikofaktoren?
- Familienanamnese?
- Adipös?
- vorausgegangener Gestationsdiabetes?
Gestationsdiabetes Diagnostik zu:
Gestationsdiabetes
Diagnostik
Gestationsdiabetes
- Anamnese: vorbestehender Diabetes, Diabetesdauer, kardiale Vorerkrankungen, Vorhergehede Schwangerschaften
- Uringlukosetest
- oraler Glukose Toleranztest (OGTT)
- Hb1ac Bestimmung
- Sonographie mit Duplex für Plazentafunktion, Achten auf Polyhydramnion
- CTG
- Ggf. Amniozentese
- Labor: BZ, pH, Ketonkörpter
Gestationsdiabetes Klinik zu:
Gestationsdiabetes
Klinik
Gestationsdiabetes
Der Gestationsdiabetes kann ein oder mehrere der folgenden Symptome zeigen:
- oft beschwerdefrei
- Polydipsie, Polyurie
- vermehrt Harnwegsinfekte
- vermehrt Nierenentzündungen
- Gewichtszunahme
- Hypertonie
- Veränderungen der Fruchtwassermenge
- Wachstumsstörungen des Feten
Gestationsdiabetes Therapie zu:
Gestationsdiabetes
Therapie
Gestationsdiabetes
Die therapeutischen Möglichkeiten bei Gestationsdiabetes umfassen:
- Ernährungsumstellung, Diät
- ggf. konventionelle Insulintherapie oder Insulinpumpentherapie
- keine oralen Antidiabetika!
Ernährungsrichtlinien:
- Ballaststoffreiche Kost
- Eiweißgehalt 1,5 - 2g/kg Kg/d
- Kalorienmenge 30 - 40 kcal/kg KG/d
- bei Hypertonie Natriumrestriktion
Behandlungsziele Blutzucker:
- präprandial 60 - 90mg/dl
- 1h postprandial <140mg/dl
- 2h postprandial <120mg/dl
- mittlerer BZ <100mg/dl
- normaler HbA1c
Patientinnen mit präkonzeptionell manifestem Diabetes, der erst in der Schwangerschaft diagnostiziert wird, werden ebenso behandelt, wie bereits bekannte Diabetikerinnen.
Gestationsdiabetes Komplikationen zu:
Gestationsdiabetes
Komplikationen
Gestationsdiabetes
Beim Gestationsdiabetes kommen folgende Komplikationen vor:
Mutter:
- Hyperglykämie, Ketoazidose
- schwangerschaftsinduzierte Hypertonie
- Präeklampsie/ Eklampsie
- Harnwegsinfektionen
- erhöhtes Risiko von Sectio caesare und vaginal - operativen Entbindungen
- Abortneigung
Kind:
Diabetes als häufigste Ursache für eine erhöhte prä-/perinatale Sterblichkeit des Kindes
- intrauteriner Fruchttod
- erhöhtes Risiko der Frühgeburt
- Embryofetopathia diabetica (mit Gewicht >4500g + Makrosomie)
- erhöhtes Risiko für Atemnotsyndrom
- postpartale Hypoglycämie
- Hyperbilirubinämie
- Hypokalzämie
- Polyglobulie
Gestationsdiabetes Zusatzhinweise zu:
Gestationsdiabetes
Zusatzhinweise
Gestationsdiabetes
Die Insulinempfindlichkeit verändert sich während der Schwangerschaft:
- sie steigt in 8. - 12. SSW (erhöhte Hypoglykämiegefahr)
- sie sinkt in der 2. Schwangerschaftshälfte
- nach der Entbindung steigt sie wieder
- Insulinbedarf sinkt durch Stillen um ca 5IE
Gestationsdiabetes Literaturquellen zu:
Gestationsdiabetes
Literaturquellen
Gestationsdiabetes
- (2001) AWMF - Leitlinie - Empfelungen zu Diagnostik und Therapie des Gestationsdiabetes (GDM)
- (2008) AWMF - Leitlinie - Die ärztliche Betreung der schwangeren Diabetikerin
- (2009) Herold G - Innere Medizin 2010 - Herold, Köln
- (2009) Hien P, Böhm BO - Diabetes Handbuch: Eine Anleitung für Praxis und Klinik - Springer
- (2003) Roche - Lexikon Medizin - Urban & Fischer
- (2004) Rath W - Erkrankungen in der Schwangerschaft - Thieme
- (2007) Claudi-Böhm S, Böhm BO - Diabetes und Schwangerschaft - Springer
- (2006) Weylandt K, Klinggräff P - DD Innere Kurzlehrbuch der Inneren Medizin und differentialdiagnostisches Kompendium - Lehmanns Media
- (2009) Thieme Verlag - Innere Medizin - Duale Reihe - Thieme
- (2008) Renz-Polster H, Krautzig S - Basislehrbuch Innere Medizin - Urban & Fischer Verlag, Elsevier
- (2007) Piper W - Innere Medizin - Springer
Gestationsdiabetes
Assoziierte Krankheitsbilder zu Gestationsdiabetes
- Coma diabeticum
- Diabetes mellitus Typ I - Idiopathische Form
- Diabetes mellitus Typ I - immunologisch bedingte Form
- Diabetes mellitus Typ II
- Endokrinopathien
- Hypoglykämie und hypoglykämischer Schock
- Diabetes Mellitus (Genetische Defekte der Insulinwirkung)
- Diabetes Mellitus (Genetische Defekte in der ß-Zellfunktion)
- Diabetes Mellitus (Genetische Syndrome)
- Infektionsgetriggerter Diabetes
- Medikamentös induzierte Diabetesformen
- Seltene immunologisch bedingte Formen des Diabetes
- Chronische Pankreatitis
- ...gesamte Liste anzeigen
Am häufigsten aufgerufene Krankheitsbilder in Innere Medizin
Weiterführende Links
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