Disseminierte Frühinfektion
Synonyme: Borrelia-burgdorferi-Infektion, euripäische Zeckenborreliose, Erythem-migrans-Krankheit, Lyme disease
Definition
Disseminierte Frühinfektion
Bei der disseminierten Frühinfektion handelt es sich um eine Infektion durch Borrelia Burgdorferi, bei der es zu verschiedensten Organmanifestationen kommt, am häufigsten an Haut, Gelenken, Herzmuskel, sowie zentralen und peripheren Nervensystem.
Disseminierte Frühinfektion
Ätiologie
Disseminierte Frühinfektion
Die disseminierte Frühinfektion wird durch:
- Erreger: Borrelia burgdorferi sensu strictu, Borrelia garinii (Hauptverursacher der Neuroborreliose), Borrelia afzelii, Borrelia japonica verursacht
- Übertragung durch den Stich der Zecke (in Europa durch den "Holzbock", Ixodes ricinus), meist erst nach 12-24 Stunden am Körper
Disseminierte Frühinfektion Epidemiologie zu:
Disseminierte Frühinfektion
Epidemiologie
Disseminierte Frühinfektion
Die disseminierte Frühinfektion wird durch erhebliche regionale Unterschiede gekennzeichnet:
- Die Hauptvektoren sind Schildzecken, die weltweit in der nördlichen Hemisphäre verbreitet sind.
- saisonale Häufing im Sommer (April-Oktober)
- in Endemiegebieten: 30% der geschlechtsreifen Zecken infiziert
- nach Zeckenstich: Erkrankung in 1% der Fälle
- geschätzte Inzidenz: 100-200/100.000 pro Jahr in Deutschland
- Prävalenz in Deutschland: 50/100.000
- Borrelien spezifische Antikörper finden sich je nach Endemiegebiet und Altersgruppe in Deutschland bei 5-25 %
Disseminierte Frühinfektion Differentialdiagnosen zu:
Disseminierte Frühinfektion
Differentialdiagnosen
Disseminierte Frühinfektion
- Rosacea erythematosa
- Zirkumskripte Sklerodermie
- Systemischer Lupus erythematodes
- Leptospirose
- Syphilis
- Brucellosen
- Epstein-Barr-Virusinfektionen
- Frühsommer-Meningoenzephalitis
- Arthritis bei Lyme-Borreliose
- Epstein-Barr-Virus-Infektion
- Frühsommer-Meningoenzephalitis
Disseminierte Frühinfektion Anamnese zu:
Disseminierte Frühinfektion
Anamnese
Disseminierte Frühinfektion
Bei der disseminierten Frühinfektion sind folgende Informationen von Bedeutung:
- Zeckenstich erinnerlich?
- Aufenthalt im Endemiegebiet? (Waldarbeiter, Wanderer)
- Gelenkbeschwerden?
- Müdigkeit?
- Hautveränderungen?
- Fieber?
- andere Beschwerden?
Disseminierte Frühinfektion Diagnostik zu:
Disseminierte Frühinfektion
Diagnostik
Disseminierte Frühinfektion
Zur diagnostischen Abklärung der disseminierten Frühinfektion sind relevant:
- neurologische Untersuchung: Hirnnervenstatus, Sensibilitätsprüfung, auf Hautveränderungen achten
- Kultureller Erregernachweis aus Haut oder Synovia
- Borrelien-DNA-Nachweis mittels PCR
- Labor: Serum-ELISA-Suchtest (nach 4 Wochen positiv), evtl. Immunoblot zur Bestätigung
- Liquorpunktion: lymphozytäre Pleozytose, erhöhtes Gesamtprotein, intrathekale IgM/IgG/IgA-Synthese, Nachweis spezifischer Antikörper im Liquor und Serum (Quotient >2 bei Neuroborreliose), evtl. PCR
- cMRT: bei V.a. Enzephalitis oder Myelitis
- evtl. kardiologisches Konsil bei V.a. Myokarditis
Disseminierte Frühinfektion Klinik zu:
Disseminierte Frühinfektion
Klinik
Disseminierte Frühinfektion
Die disseminierte Frühinfektion wird durch folgende klinische Merkmale gekennzeichnet (1):
- Multiple Erythemata migranti:
- ohne Allgemeinsymtome
- mit grippeartigen Allgemeinsymptomen
(Myalgien, Arthralgien, Kopfschmerzen, mäßiges Fieber, Abgeschlagenheit)
- lymphozytäre Meningitis
- Hirnnervenparesen
- Meningo-Radikulo-Neuritis Bannwarth
- Multiple kutane Lymphozytome
- Akute intermittiernde Lyme Arthritis
- Akute Karditis
Disseminierte Frühinfektion Therapie zu:
Disseminierte Frühinfektion
Therapie
Disseminierte Frühinfektion
Die therapeutischen Möglichkeiten bei disseminierter Frühinfektion umfassen folgendes:
- Penicillin G, Erw.: 4x 5 Mio. IE/d für 14-21 Tage i.v., Kinder: 200-500000 IE/kg KG/d für 14-21 Tage i.v.
- oder Ceftriaxon, Erw.: 1x 2 g/d für 14-21 Tage i.v., Kinder: 50-80 mg/kg KG/d für 14-21 Tage i.v.
- oder Cefotaxim, Erw.: 3x 2 g/d für 14-21 Tage i.v., Kinder: 100 mg/kg KG/d für 14-21 Tage i.v. (1)
ohne neurologische Symptome:
- Doxycyclin, Erw.: 2x 100 mg/d für 21-30 Tage p.o.; Kinder ab dem 9. LJ 2-4 mg/kg KG/d für 21-30 Tage p.o.
- oder Amoxicillin, Erw.: 3x 500-1000 mg/d für 21-30 Tage p.o.; Kinder: 50 mg/kg KG/d für 21-30 Tage p.o. (1)
Disseminierte Frühinfektion Komplikationen zu:
Disseminierte Frühinfektion
Komplikationen
Disseminierte Frühinfektion
Bei der disseminierten Frühinfektion kommen folgende Komplikationen vor:
- Depressionen
- Müdigkeit
- Hepatomegalie
- Splenomegalie
- Jarisch-Herxheimer-Reaktion: bei Ansprechen der Antibiotikatherapie Reaktion auf die Toxinfreisetzung durch den Erregerzerfall → Temperaturerhöhung bis hin zu Anaphylaktischen Schock
- selten: Entwicklung eines depressiven Syndroms mit fibromyalgischen Beschwerden
Disseminierte Frühinfektion Zusatzhinweise zu:
Disseminierte Frühinfektion
Zusatzhinweise
Disseminierte Frühinfektion
Prophylaxe der disseminierten Frühinfektion:
- Nach Aufenthalt in Endemiegebieten, Absuchen des Körpers nach Zecken und rasches Enfernen; günstigerweise innerhalb 16 - 24 Stunden
- Beobachtung der Stichstelle mit "Hofbildung" (Erythema migrans)
Disseminierte Frühinfektion Literaturquellen zu:
Disseminierte Frühinfektion
Literaturquellen
Disseminierte Frühinfektion
- (2009) AWMF - Leitlinien - Kutane Manifestationen der Lyme Borreliose
- (2005) Braun-Falco O, Plewig G, Wolff HH, Burgdorf WHC, Landthaler M – Dermatologie und Venerologie – Springer, Heidelberg
- (2007) Petres, Rompel - Operative Dermatologie, Lehrbuch und Atlas - Springer
- (2009) Rassner G - Dermatologie, Lehrbuch und Atlas - Urban & Fischer Verlag, Elsevier
- (2009) Fritsch P - Dermatologie und Venerologie für das Studium - Springer
- (2007) Altmeyer P - Dermatologische Differenzialdiagnose, Der Weg zur klinischen Diagnose - Springer
- (2003) Jung E, Moll I - Dermatologie - Thieme, Duale Reihe
Disseminierte Frühinfektion
Assoziierte Krankheitsbilder zu Disseminierte Frühinfektion
- Arthritis bei Lyme-Borreliose
- Frühsommer-Meningoenzephalitis
- Frühsommer-Meningoenzephalitis
- Leptospirose
- Lokalisierte Frühinfektion der Lyme-Borreliose
- Spätinfektion bei Lyme-Borreliose
- Brucellosen
- Epstein-Barr-Virus-Infektion
- Epstein-Barr-Virusinfektionen
- Rosacea erythematosa
- Syphilis
- Zirkumskripte Sklerodermie
- Systemischer Lupus erythematodes
- ...gesamte Liste anzeigen
Am häufigsten aufgerufene Krankheitsbilder in Dermatologie
Weiterführende Links
Die Informationen dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt von med2click kann und darf nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen