Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Synonyme: COPD, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, chronic obstructive pulmonary disease, COLD
Definition
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Die chronisch obstruktive Lungenkrankheit COPD ist eine chronische Lungenkrankheit mit progredienter, nach Gabe von Bronchodilatatoren und/oder Kortikosteroiden nicht vollständig reversibler Atemwegsobstruktion auf dem Boden einer chronischen Bronchitis und/oder eines Lungenemphysems. [10]
Die meisten Patienten mit chronischem Husten und Auswurf entwickeln keine obstruktive Lungenerkrankung, sondern leiden an einer nichtobstruktiven chronischen Bronchitis.
Schweregradeinteilung der COPD nach GOLD (2004), nach [10]:
Schweregrad | Charakteristik |
0 (Risikogruppe) |
|
I (leichtgradig) |
|
II (mittelgradig) |
|
III (schwer) |
|
IV (sehr schwer) |
|
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Ätiologie
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Ätiologische Daten zur COPD: [2,4]
1. Inhalative Noxen
- Rauchen (80-95%)
- berufliche Staubexposition
- Schwefeldioxid
- Stickoxide
- saure Aerosole
- Feinstaub
- i.v. Kokain/Heroin
2. Rezidivierende Atemwegsinfekte
3. Endogen
- Störung der mukoziliären Clearence
- Antikörpermangelsyndrom (IgA und IgG)
- Alpha1-Antitrypsinmangel
Pathogenese der COPD:
- Chronische Entzündung: zilientragende Zellen werden durch Plattenepithel ersetzt
- Inhalative Noxe: Reduktion des Bindegewebes, Verschwinden der Alveolarsepten, Reduktion der Gasaustauschfläche --> Lungenemphysem
- Abnahme der elastischen Retraktionskraft der Lunge
Ätiologie akuter Exazerbationen: [10]
- virale Infekte
- bakterielle Infekte
- Luftverunreinigung (Smog)
- atemdepressive Medikamente
- Unfälle mit Thoraxbeteiligung
- Komorbidität z. B. kardialer Genese
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) Epidemiologie zu:
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Epidemiologie
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Epidemiologische Daten der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD): [2]
- häufigste obstruktive Atemwegserkrankung
- in Mitteleuropa Prävalenz der chronischen nichtobstruktiven Bronchitis etwa 10-15% der Erwachsenen [10]
- 2002 in Deutschland an 7. Stelle der Todesursachen [10]
- weltweit vierthäufigste Todesursache [10]
- hohe Prävalenz bei Rauchern
- Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen (3:1)
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) Differentialdiagnosen zu:
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Differentialdiagnosen
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
- Sonstige maligne Lungentumoren
- Bronchiektasien
- Großzelliges Bronchialkarzinom
- Kleinzelliges Bronchialkarzinom
- Cor pulmonale
- Asthma bronchiale Grad IV
- Lungenemphysem
- Chronische Bronchitis
- Mukoviszidose
- Obstruktive Bronchitis
- Lungenemphysem und chronisch-obstruktive Lungenerkrankung
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) Anamnese zu:
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Anamnese
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Folgende Informationen sind bei der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit von Bedeutung:
- Husten? Auswurf? besonders morgens?
- Atemnot unter Belastung? Kurzatmigkeit? wann?
- Rauchgewohnheit (80 % der COPD-Patienten sind Raucher oder Exraucher), Packyears?
- inhalative Belastung am Arbeitsplatz? Berufsanamnese
- Asthma, Allergien, Sinusitiden, Nasenpolypen, Atemwegsinfekte, andere Atemwegserkrankungen bekannt?
- Anzahl der Exazerbationen/Jahr? Frühere Krankenhausaufenthalte?
- weitere Erkrankungen? Herz? Leber? Nieren?
- Gewichtsverlust, Fieber, Nachtschweiß?
- Staubbelastung?
- soziale Anamnese
- Atmungsstörungen im Schlaf? Aussetzer? Pausen?
- körperliche Belastbarkeit? wie viele Treppenstufen möglich?
- Erkrankungen? Medikamenteneinnahme?
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) Diagnostik zu:
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Diagnostik
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Ein Algorithmus zur Diagnostik der COPD kann eingesehen werden in den Leitlinien [10] unter: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-003k_S3_COPD_Version_1-8.pdf
>Einer Frühdiagnostik entziehen sich viele COPD-Patienten, da sie eine Belastungsdyspnoe durch körperliche Schonung als nicht beeinträchtigend empfinden! Zur diagnostischen Abklärung der COPD sollten generell 1-4 durchgeführt werden, evtl. weitere Punkte: [10]
1. Anamnese (s. dort)
2. Körperliche Untersuchung [10]
- Lungenauskultation: Giemen, Pfeifen, Brummen, verlängertes Exspirium
- Forcierte Exspiration löst Husten aus
- Zeichen der chronischen Lungenüberblähung: abgeschwächtes Atemgeräusch, leise Herztönen, Fassthorax, inspiratorische Einziehungen im Bereich der Flanken
- pfeifende Atemgeräusche bei Exspiration
- Lippen: Zyanose
- periphere Ödeme
- Ernährungszustand: pulmonale Kachexie?
- Konzentrationsschwäche, herabgesetzte Vigilanz
- Zeichen der pulmonalen Hypertonie mit präkordialen Pulsationen, betontem Pulmonalklappenschlußton, Trikuspidalklappeninsuffizienz mit Systolikum über dem 3. bzw. 4. ICR rechts parasternal
3. Lungenfunktionanalyse: [10]
- sollte bei Rauchern mit Husten/Auswurf immer durchgeführt werden; auch ohne Dyspnoe!
- Spirometrie: FEV1 ↓
- inspiratorische Vitalkapazität (VK), FIV1, inspiratorische Kapazität (IK) ↓
- ein Peak-Flow-Wert ≥ 80 % Soll schliesst eine leichtgradige COPD nicht aus.
- Verhältnis FEV1/VK ist < 70 % (normale Werte schließen eine COPD normalerweise aus; manchmal normal bei Lungenemphysem)
- Reversibilitätstest zum Nachweis/DD einer reversiblen Obstruktion (Asthma) mit:
- Bronchodilatatoren: Zunahme der FEV1 (ΔFEV1) 15 bzw. 30 Minuten nach Gabe eines Beta-2-Sympathomimetikums bzw. Anticholinergikums um weniger als 15% des Ausgangswertes und weniger als 200 ml
- Kortikosteroiden: ΔFEV1 < 15% nach 20-40 mg Prednisolonäquivalent/Tag oral über 2-3 Wochen oder inhalativ 1000 g Beclomethasonäquivalent/Tag über 4 Wochen.
4. Röntgen-Thorax: [10]
- bei Diagnosestellung, zur DD (z.B. Bronchialkarzinom, Lungenstauung) und zur Verifizierung eines Emphysems
5. Labor: [10]
- bei Exazerbationen: Blutbild und CRP
- bei Patienten < 45J mit Lungenemphysem: Untersuchung auf Alpha-1-Protease-Inhibitor-Mangels
6. Blutgasanalyse: [10]
- sollte bei V.a. respiratorische Insuffizienz durchgeführt werden
- respiratorische Partialinsuffizienz: Erniedrigung des arteriellen O2-Partialdruckes (< 60 mmHg)
- Globalinsuffizienz: zusätzlich Erhöhung des arteriellen CO2 Partialdruckes (> 45 mmHg)
- kein Ersatz durch Pulsoxymetrie!
evtl. zusätzlich, je nach DD und Patient:
- Ganzkörperplethysmographie (bei Atemnot bei normaler FEV1)
- CO-Diffusionskapazität (DD Lungenemphysem)
- Belastungstests: z.B. 6-Minuten-Gehtest bei Patienten mit ausgeprägter Belastungsdyspnoe, stark eingeschränkter FEV1 oder klinischen Zeichen einer Rechtsherzbelastung
- CT Thorax: Erfassung des Ausmaßes eines Lungenemphysems; zur Evaluierung einer möglichen Operabilität
- HRCT Thorax: bei häufigen Exazerbationen hilfreich zum Nachweis von Bronchiektasen
- EKG: Nachweis von KHK und HRST
- Herzecho: Evaluierung einer pulmonalen Hypertonie und Cor pulmonale
Diagnostik bei akuten Exazerbationen: [10]
- stets Lungenfunktionsanalyse
- stets BGA
- Labor (Blutbild, CRP) empfohlen
- EKG empfohlen
- Rö-Thorax in 2 Ebenen empfohlen
- mikrobiologische Sputumdiagnostik erst nach Versagen der Antibiose
Überlegungen zur stationäre/intensivmedizinische Therapie bei Exazerbationen der COPD: [10]
stationäre Therapie | intensivmedizinische Therapie |
schwere Atemnot | schwere Atemnot mit fehlendem Ansprechen auf die Notfalltherapie |
schlechter Allgemeinzustand |
komatöser Zustand |
rasche Progredienz der Symptomatik; | persistierende Hypoxämie (paO2 < 50mmHg) trotz O2-Gabe |
Bewusstseinstrübung; | schwere oder progrediente Hyperkapnie (paCO2 > 70 mmHg); |
Zunahme von Ödemen und Zyanose | respiratorische Azidose (pH < 7,35) |
kein Ansprechen auf die Therapie | Kreislaufinsuffizienz |
diagnostische Unklarheiten | |
bedeutsame Komorbidität | |
höheres Lebensalter | |
unzureichende häusliche Betreuung |
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) Klinik zu:
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Klinik
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Die COPD kann ein oder mehrere der folgenden Symptome zeigen: [3,5]
- Manifestation meist durch chronischen Husten („Raucherhusten“), Auswurf (vor allem morgens) und zunehmender Belastungsdyspnoe
- Atemwegsobstruktionen
- rezivierende bronchopulmonale Infekte
- respiratorische Insuffizienz (Tachypnoe, Zyanose)
- Hyperkapnie (Tremor, Unruhe, venöse Dilatation)
- Beinödeme, untere und obere Einflussstauung
Zwei klinische Extreme können unterschieden werden:
- Patienten, die hauptsächlich Emphyseme ausbilden: kachektische, hyperventilierende Astheniker mit blassem Hautkolorit (Pink Puffer)
- Patienten, bei denen eine endobronchiale Obstruktion vorherrscht: adipöse, hustende Pykniker mit zyanotischem Hautkolorit und geblähtem Thorax (Blue Bloater)
- Mischformen möglich
Akute Exazerbationen der COPD: [10]
- Zunahme von Atemnot, Husten, Auswurf, Obstruktion oder thorakaler Beklemmung
- selten Fieber
- häufig während kalter Jahreszeiten
- besonders in Stadien II - IV
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) Therapie zu:
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Therapie
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Die Therapie der COPD setzt sich zusammen aus Allgemeinmaßnahmen und einer medikamentösen Stufentherapie nach Schweregrad:
Allgemeinmaßnahmen:
- strenge Nikotinkarenz
- Patientenschulung mit Nachschulung nach spätestens 2 Jahren (zum Erlernen der korrekten Inhalationstechnik etc.) [10]
- Vermeiden anderer inhalativer Noxen
- Atemgymnastik/Physiotherapie (Erlernen von Selbsthilfetechniken bei Atemnot, Atemtechniken bei Belastung, Hustentechniken etc.) [10]
- körperliche Aktivität: ab mäßigem Schweregrad der COPD ist eine Verbesserung der Lebensqualität und Belastbarkeit und eine Verringerung der Exazerbationsrate nachgewiesen [10]
- Impfungen (Pneumokokken, Influenza jährlich)
- Ernährung: Vermeiden eines Gewichtsverlustes, evtl. im Rahmen eines Rehabilitationsprogrammes [10]
- Verordnen von Hilfsmitteln
- Langzeitbehandlung mit O2 bei pO2 ≤ 55% in Ruhe, bei Cor pulmonale bereits bei ≤ 60%; Anwendungsdauer mindestens 16h/Tag; ebenso O2-Verordnung bei pO2 ≤ 55 mmHg bei körperlicher Belastung; [10]
- evtl. Heimbeatmung
Hinweise zur allgemeinen medikamentösen Medikation: [10]
- Der Einsatz von N-Acetylcystein, Ambroxol und Myrtol zur Sekretolyse wird nicht allgemein empfohlen [10]
- Bei produktivem Husten ist die Einnahme von Antitussiva nicht indiziert; bei nicht-produktivem nächtlichem Husten kann der Einsatz von Antitussiva zeitlich befristet indiziert sein [10]
Medikamentöse Therapie im Rahmen einer Stufentherapie [10]:
Stufe 1: bei FEV1 ≥ 80% Soll; FEV1/VK < 70%
- rasch wirksame inhalative Bronchodilatatoren bei Bedarf
Stufe 2: bei 50% ≤ FEV1 < 80% Soll
- rasch wirksame inhalative Bronchodilatatoren bei Bedarf
- zusätzlich ein oder mehrere langwirksamen inhalative Bronchodilatatoren als Dauertherapie
Stufe 3: bei 30% ≤ FEV1 < 50% Soll
- rasch wirksame inhalative Bronchodilatatoren bei Bedarf
- ein oder mehrere langwirksamen inhalative Bronchodilatatoren als Dauertherapie
- zusätzlich inhalatative Glukokortikoide (ICS), bei wiederholten Exazerbationen, Therapieeffekt vorausgesetzt
Stufe 4: bei FEV1 ≤ 30% Soll oder respiratorischer Insuffizienz
- rasch wirksame inhalative Bronchodilatatoren bei Bedarf
- ein oder mehrere langwirksamen inhalative Bronchodilatatoren als Dauertherapie
- inhalatative Glukokortikoide (ICS), bei wiederholten Exazerbationen, Therapieeffekt vorausgesetzt
- zusätzlich ergänzende Maßnahmen: Langzeit-O2-Therapie, Operation erwägen
Bronchodilatatoren: [10]
- inhalativ bessere Wirkung, weniger NW; Inhalationstechnik muss eingeübt werden
- wenn die Inhalationstechnik trotz entsprechendem Training unzureichend ist, können Vernebler ausprobiert werden
- wenn auch Vernebler nicht funktionieren, können orale Beta-2-Sympathomimetika in Retardform verabreicht werden
- wenn sich die Symptomatik nicht bessert: Umsetzung auf anderen Bronchodilatator
Beta-2-Sympathomimetika: [10]
Medikament | Dosieraerosol/Pulverinhalator (mg) | Vernebler (mg) | Tablette (mg) | Wirkdauer (h) |
Fenoterol | 100-200 | 0,2-0,4 | - | 4-6 |
Salbutamol | 100-200 | 1,25-2,5 | 4-8 | 4-6, evtl. länger |
Terbutalin | 500 | 2,5-10 | 2,5-7,5 | 4-6, evtl. länger |
Bambuterol | - | - | 10 | 24 |
Formoterol | 12-24 | - | - | 12 |
Salmeterol | 50-100 | - | - | 12 |
- NW Raschwirksame Beta-2-Sympathomimetika (Fenoterol, Salbutamol, Terbutalin): feinschlägiger Skelettmuskeltremor, Unruhe, Tachykardie, Palpitationen (v. a. bei Therapieeinleitung), Hypokaliämie, vor allem bei parenteraler Gabe oder bei hoher Dosis, Störungen des Geschmacksempfindens, Muskelkrämpfe, Kopfschmerzen, Schlafstörungen.
- NW Langwirksame Beta-2-Symathomimetika (Bambuterol, Formoterol, Salmeterol): s. raschwirksame Beta-2-Sympathomimetika, zusätzlich Toleranzentwicklung des bronchoprotektiven Effekts gegenüber konstringierenden Stimuli (bei erhaltenen bronchodilatierenden Eigenschaften), Beta-2- Rezeptorsubsensitivität.
- Cave: in der Langzeittherapie gleichzeitig regelmäßige Therapie mit einem (möglichst topischen) Kortikosteroid!
- Inhalationshäufigkeit: raschwirksame Beta-2-Sympathomimetika: 4 Inhalationen/Tag; langwirksame Beta-2-Symathomimetika: 2 Inhalationen/Tag
Anticholinergika: [10]
Medikament | Dosieraerosol/Pulverinhalator (mg) | Vernebler (mg) | Tablette (mg) | Wirkdauer (h) |
Ipratropiumbromid | 20-40/200 | 0,25-0,5 | - | 6-8 |
Tiotropriumbromid | 18 | - | - | 24 |
- NW Anticholinergika: Husten, paradoxer Bronchospasmus, Mundtrockenheit, Harnverhalt bei Prostatahyperplasie, gastrointestinale Motilitätsstörungen, Anstieg der Herzfrequenz und Herzklopfen (Herzrhythmusstörungen in sehr hoher Dosierung).
- Cave: Engwinkelglaukom
- Inhalationshäufigkeit: Ipratropiumbromid: 2-3/Tag, Tiotropiumbromid: 1/Tag
Theophyllin: [10]
- schwächerer Bronchodilatator als ein Anticholinergikum oder Beta-2-Sympathomimetikua;
- für die Langzeitbehandlung sollten ausschließlich Retardpräparate verwendet werden; p.o., 100-500mg/Tag
- cave: die Thephyllinclearance wird gesteigert durch: Nikotinkonsum, proteinreiche Kost und einige Medikamente (z. B. Rifampicin)
- cave: die Theophyllinclearance wird vermindert durch: einige Antibiotika (Ciprofloxacin, Erythromycin, Clarithromycin, Roxithromycin), Cimetidin, Allopurinol, aber auch Leberkrankheiten, die Herzinsuffizienz, Pneumonien und Virusinfekte
- geringe therapeutische Breite, daher Bestimmungen der Theophyllin-Konzentration nötig: 12h nach letzter Einnahme 10-15 mg/l
- NW: Kopfschmerzen, Übelkeit, Tremor, Ruhe- und Schlaflosigkeit, Verstärkung der Diurese, Hypokaliämie und tachykarde HRST, die gelegentlich schon bei Serumkonzentrationen im therapeutischen Bereich auftreten können
- Responder ca. 50%; Identifizierung durch Auslassversuch 3 Tage nach vorheriger Theophyllinbehandlung (wenn dann die Dyspnoe zunimmt und/oder sich die Funktionswerte verschlechtern: weiterhin Theophyllin-Gabe)
Kombination von Bronchodilatatoren: [10]
- additiver bronchodilatatorischer Effekt; z.B. bei NW bei älteren Menschen indiziert, Senkung der Exazerbationsrate durch Kombination eines Anticholinergikums mit einem raschwirksamen Beta-2-Sympathomimetikum gegenüber dessen alleiniger Gabe in Studien
inhalative Glukokortikoide (ICS):
- Wirkung erst nach mehreren Stunden → nur zur Langzeittherapie geeignet
- inhalativ: z.B. Beclometason, Budesonid, Fluticason, Ciclesonid; keine relevanten systemischen NW; lokale NW: Candidiasisi im Mundraum, Heiserkeit
- Einnahme vor dem Essen/Mundspülung empfohlen
Medikamentöse Therapie von Exazerbationen der COPD: [10]
- Intensivierung der Medikation mit Bronchodilatatoren: (z. B. initial 1-2 Hübe eines raschwirksamen Beta-2-Sympathomimetikums und 2 Hübe eines raschwirksamen Anticholinergikums alle 10 bis 15 Minuten)
- Zugelassene Medikamentendosen können in Einzelfällen situationsabhängig überschritten werden. Cave: Zunahme der NW, z. B. Herzrhythmusstörungen, Tremor und Unruhezustände bei Beta-2-Sympathomimetika oder Theophyllin
- Theophyllin sollte auch bei Exazerbation erst nach Gabe von Anticholinergika, Beta-2- Sympathomimetika und systemischen Kortikosteroiden eingesetzt werden
- 20-40 mg Prednisolonäquivalent pro Tag für maximal 14 Tage bei FEV1 < 50% Soll
- Antibiose nur bei V.a. bakteriellen Infekt
- der PaO2 soll ≥ 60 mmHg betragen; ein Anstieg des PaCO2 ohne Bewusstseinstrübung kann vorkommen und ist in der Regel klinisch unbedeutend
- Beatmung: bei unbekannten COPD-Patienten mit einem PaO2 < 60 mmHg und PaCO2 > 50 mmHg unter O2-Zufuhr bzw. bei pH < 7,35; bei bekannter respiratorischer Insuffizienz: PaO2 < 50 mmHg und PaCO2 > 70 mmHg und pH < 7,35; bevorzugt nichtinvasiv (ersetzt in 75-80% der Fälle die Intubation); falls innerhalb von 2h kiene Besserung: invasive Beatmung
- Diuretika, z.B. initial Furosemid 40mg, bei peripheren Ödemen und Rechtsherzinsuffizienz
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) Komplikationen zu:
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Komplikationen
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Komplikationen der COPD umfassen:
- Plattenepithelmetaplasie ist Präkanzerose für Bronchial-CA
- Rechtsherzinsuffizienz, Cor pulmonale, pulmonale Hypertonie
- Gewichtsabnahme
- Zyanose, Trommelschlegelfinger und Uhrglasnägel als Zeichen chronischer Hypoxie
- Exazerbationen bis hin zum Tod
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) Zusatzhinweise zu:
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Zusatzhinweise
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Prognose: [6]
absolute Mortalitätsrate: 6,4%
Prognoseabschätzung nach BODE index:
0 | 1 | 2 | 3 | |
FEV1 (% Soll) | > 65 | 65-50 | 50-35 | < 35 |
Laufstrecke in 6 min. | >350m | 350-250m | 250-150m | |
Luftnot (MMRC Skala) | 0-1 | 2 | 3 | 4 |
BMI | > 21 | < 21 |
4-jährige Überlebenschance:
0-2 Punkte = 80%
3-4 Punkte = 67%
5-6 Punkte = 57%
7-10 Punkte = 18%
MMRC Luftnot Skala:
Schweregrad | MMRC Skala |
0 | Luftnot nur bei sehr starker Belastung |
1 | Luftnot bei schnellem Laufen in der Ebene oder bei leichten Anstieg |
2 | Luftnot bedingt lagsameres Laufen im Vergleich zu Personen gleichen Alters oder Luftnot zwingt zum Pausieren beim Laufen in Ebenen |
3 | Luftnot ab einer Laufstrecke von 100m |
4 | Luftnot beim Ab- und Ausziehen; Wohnung kann wegen Luftnot nicht mehr verlassen werden. |
DD Asthma und COPD [10]:
Merkmal | COPD | Asthma |
Alter bei Erstdiagnose | meist 6. Lebensdekade | meist Kindheit, Jugend |
Tabakrauchen | überwiegend Raucher | kein Kausalzusammenhang |
Atemnot | bei Belastung | anfallsartig auftretend |
Allergie | selten | häufig |
Reversibilität der Obstruktion | nicht voll reversibel, progredient | Gut reversibel: Δ FEV1 > 15 %, variabel, episodisch |
Ansprechen auf Kortikosteroide | gelegentlich | regelhaft vorhanden |
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) Literaturquellen zu:
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
Literaturquellen
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
- (2007) Baenkler et al. - Kurzlehrbuch Innere Medizin - Thieme Verlag
- (2006) Halbert RJ, Natoli JL, Gano A, Badamgarav E, Buist AS, Mannino DM. Global burden of COPD: systematic review and meta-analysis. Eur Respir J. Sep ;28(3):523-32.
- (2009) Maclay JD, Rabinovich RA, MacNee W. Update in chronic obstructive pulmonary disease 2008. Am J Respir Crit Care Med. Apr 1 ;179(7):533-41
- (2007) Vogelmeier C et al. Leitlinie der Deutschen Atemwegsliga- Pneumologie; 61: e1-e40
- AWMF-Leitlinie: Sozialmedizinische Beurteilung der Leistungsfähigkeit bei chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD) und Asthma bronchiale
- (2004) Celli BR, Cote CG, Marin JM, Casanova C, Montes de Oca M, Mendez RA, et al. The body-mass index, airflow obstruction, dyspnea, and exercise capacity index in chronic obstructive pulmonary disease. N Engl J Med. Mar 4 ;350(10):1005-12.
- (2009) Werni-Kourik M, Likar R, Strohscheer I - Palliativmedizin - Uni Med. Bremen
- (2007) Bausewein C, Roller S, Voltz R - Leitfaden Palliativmedizin - Palliative Care - Urban & Fischer Verlag
- (2007) Aulbert E, Nauck F, Radbruch L - Lehrbuch der Palliativmedizin - Schattauer Verlag
- (2011): Nationale Versorgungsleitlinie COPD, AWMF-Nr. nvl/003, Träger: Träger: Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
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Weiterführende Links
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