Candiasis des ZNS
Synonyme: Zerebrale Candidamykose, ZNS-Candidiasis
Definition
Candiasis des ZNS
Die Candidiasis ist eine Pilzerkrankung, die durch Candidaspezies hervorgerufen wird. Sie kann zu kutanen und systemischen Erkrankungen, besonders bei Immunschwäche, führen kann.
Mögliche Ausprägungen der Krankheit:
- Candidose von Haut, Schleimhaut und inneren Organen
- chronisch mukokutane Candidiasis
- Candidiasis des Zahn-Kiefer-Bereichs
- Candidabalanitis
- Candidaintertrigo
- Candidaparonychie
- Candidose der Mundschleimhaut
- Candidose des Windelbereichs
- Candidamykose der Vagina
- Entzündung des ZNS durch Candida
Candiasis des ZNS
Ätiologie
Candiasis des ZNS
Zu den Ursachen der Candidiasis:
Erreger:
- C. albicans (80%)
- C. tropicalis
- C. glabrata
Natürliches Vorkommen:
- als Kommensale auf Haut und Schleimhaut oder im Darm
Risikopatienten:
- AIDS
- Abwehrgeschwächte
- Diabetes mellitus
- chronische Niereninsuffizienz
- maligne Lymphome
- akute Leukämie
- Zytostatika- oder Kortikoidtherapie
- Antibiose
- Inkontinenz
- Verweilkatheter
Candiasis des ZNS Epidemiologie zu:
Candiasis des ZNS
Epidemiologie
Candiasis des ZNS
Zur Epidemiologie der Candiasis liegen folgende Daten vor:
- Die Nagelinfektion durch Candida stellt die häufigste aller Handinfektionen (30 %) dar.
- Betroffen sind meistens Personen, die viel Kontakt mit Wasser, Detergenzien, Seifen und anderen Chemikalien haben.
- ZNS-Befall in 2% einer Candidasepsis
- Inzidenz aller Pilzinfektionen des ZNS: 60/100.000
- Kryptokokkose als häufigste Form
- bei den Candidosen ist Candida albicans ist der häufigste Erreger von Pilzerkrankungen im Kindesalter
Candiasis des ZNS Differentialdiagnosen zu:
Candiasis des ZNS
Differentialdiagnosen
Candiasis des ZNS
- Sarkoidose
- Enzephalitis
- Maligne Hirntumoren
- Aspergillose des ZNS
- ZNS-Toxoplasmose
- Kryptokokkenmeningitis
- Varizella-Zostervirus
- Herpes-simplex-Virus
- Fleckfieber-Enzephalitis
- Wirbelsäulenmetastasen
Candiasis des ZNS Anamnese zu:
Candiasis des ZNS
Anamnese
Candiasis des ZNS
- Seit wann besteht Symptomatik?
- Lokalisation?
- Was für Beschwerden: Juckreiz?, Schmerz?
- Verlauf?
- Beläge? Hat sich der Befund verbreitert? Wenn ja, wohin?
- Erstmalig?
- Medikamentenanamnese? Antiobiotikaeinnahme kürzlich?
- HIV?
- Diabetes mellitus?
- chronische Niereninsuffizienz?
- maligne Lymphome?
- akute Leukämie?
- Zytostatika- oder Kortikoidtherapie?
- Inkontinenz?
- Scheidenspülungen durchgeführt?
- Papeln und Vesikel an Eichel?
- flächenhafte Erosionen der Eichel?
- Prothesenträger?
- Zustand der Prothese (alt/porös)?
- Prothesenhygiene?
- feuchter Mundwinkel?
- Windelträger?
- Allgemeinsymptome: Fieber, Kopfschmerz, Diarrhoe?
- neurologische Ausfälle (Sehstörungen, Paresen)?
Candiasis des ZNS Diagnostik zu:
Candiasis des ZNS
Diagnostik
Candiasis des ZNS
Zur diagnostischen Abklärung der Candidiasis sind relevant:
- Mukokutane Candidiasis : Abstrich und Kultur
- Candida-/ Antigennachweis aus Blut, Bronchialsekret, Urin, Lungengewebe
- Antikörpernachweis (bei Immunsuppprimierten unzuverlässig): Titeranstieg für akutes Geschehen beweisend
- Urin: Leukozyturie und Mikrohämaturie ohne Bakteriurie bei positiver Urinkultur sprechen für eine Nierenbeteiligung
- Augenhintergrundspiegelung
- gynäkologische Untersuchung: Rötung? Schwellung? Fluor?
- Spekulumuntersuchung: Mitbeteiligung der Vagina? Abstrichentnahme
- Nachweis von den Erregern aus dem Mundspülwasser (Keimzahlbestimung)
- Stuhluntersuchungen sind meist sinnlos
- Bei neurologischen Symptomen: neurologischer Status, evtl. cCT/cMRT, Liquorpunktion
Candiasis des ZNS Klinik zu:
Candiasis des ZNS
Klinik
Candiasis des ZNS
Die Candidiasis kann je nach Typ ein oder mehrere der folgenden Symptome zeigen:
1. Mukokutane Candidiasis:
- weiße Beläge im Rachenmundbereich
- retrosternale Schmerzen (Ösophagus betroffen)
- Rötungen (bei Hautbefall)
2. Systemische Candidiasis:
- Augenhintergrund mit Cotton-Wool-Herden
- Röntgenthorax mit fleckigen Infiltraten
- septischer Verlauf
- Endokarditis
- Candidapneumonie
- Fieber
- Krankheitsgefühl
3. ZNS-Befall:
- Fieber
- Hirnnervenausfälle
- fokal-neurologische Ausfälle (Paresen)
- epileptische Anfälle
- Meningismuszeichen ("basale Meningitis")
- Nephritis mit Proteinurie, Hämaturie, Leukozyturie
- Endokarditis mit Zeichen der Herzinsuffizienz
- Anämie
4. Windelbereich:
- Befall von Gesäß, Vulva, Leistenbeugen
- in den großen Hautfalten inguinal, axillar und submammär bei inkontinenten, adipösen und chronisch bettlägerigen Kranken (prophylaktische Hautpflege von großer Bedeutung)
- Effloreszenzen: stark entzündliche Papeln, Pusteln und Mazeration mit weißen Belägen
5. Mundschleimhaut:
- Lokalisation: Mundschleimhaut, häufig auch die Mundwinkel betroffen (Perléche oder Angulus infectiosus), im weiteren Verlauf: Fortsetzung der Entzündung über die Tonsillen in die Speiseröhre (schmerzhafte Schluckstörungen)
- Effloreszenzen: weiße, abstreifbare Beläge auf geröteter, schmerzhafter und leicht verletzlicher Mundschleimhaut
- Symptome: pelziges Gefühl, Geschmacksstörungen, Schmerzen, Appetitlosigkeit
- Man unterscheidet drei Formen:
- akute pseudomembranöse Form
- chronisch atrophe Form
- chronisch hypertrophe Form
6. Nagelinfektion:
Initialstadium:
- akuter Verlauf, mit starker Schwellung, Rötung und Druckempfindlichkeit des dorsalen Perionychiums
Chronisches Stadium:
- die Nägel werden sekundär von proximal nach lateral befallen
- mehr oder weniger ausgeprägte Schwellung der Nagelwälle mit lividroter, unscharf verfließender Verfärbung
- typisch: Verlust der hornigen Kutikula (Nagelhäutchen)
- Nagelplatte: wellig und brüchig (sekundäre Nageldystrophie)
- auch die Zwischenfingerräume (interdigitale Kandidose) können betroffen sein
7. Candidabalanitis:
- Jucken an Eichel?
- Papeln und Vesikel an Eichel?
- flächenhafte Erosionen der Eichel?
8. Infektion des Vaginalbereichs:
- Pruritus vulvae
- Rötung
- lokale Schwellung
- brennende Schmerzen
- Hitzegefühl
- Fluor genitalis
- Evtl. Schwellung inguinaler Lymphknoten
- Schmerzen beim Wasser lassen
- Kohabitationsschmerzen bis Unmöglichkeit der Kohabitation
Candiasis des ZNS Therapie zu:
Candiasis des ZNS
Therapie
Candiasis des ZNS
Die therapeutischen Möglichkeiten bei Candidiasis umfassen:
Lokalisation Mund/Speiseröhre:
- Amphotericin B (min 4x/d) oral, mit langer Verweildauer im Mund
- oder Fluconazol 100-200mg/d oder Itraconazol 200mg/d
Systemische Kandidose bzw. bei erfolgloser oraler Therapie bei Mundlokalisation:
- systemische Applikation von Amphotericin B (0,5mg/kgKG/d), Fluconazol (200mg/d) oder Caspofungin (initial 70mg, dann 50mg/d) für mindestens 10 Tage erforderlich.
- ggf. Therapiemodifikation nach Resistenztestung
- Flucytosin 35-50mg/kgKG i.v. alle 6 h als Kurzinfusion
- Nystatin 100.000 IE/kg
- Zuckerarme Ernährung
- Therapie evtl. vorhandener Grunderkrankungen
Vaginale Candidose:
- lokale Salbe mit Clotrimazol (z.B Canesten Creme) äußerlich und innerlich bis Beschwerdefreiheit ca. 2-6 Tage
- Sitzbäder
Nägelinfektion:
- Nackellacke mit den Wirksubstanzen Ciclopirox oder Amorolfin
- Behandlung mit einer Harnstoff- und Bifonazol-haltigen Salbe unter Pflasterverband
- antimyzetische Lösungen z. B. Amphotericin, Nystatin, Pimarazin
- systemische Therapie (Wochen bis Monaten): Intraconazol, Terbinafin
- evtl. Entfernung der erkrankten Nagelsubstanz mit dem Erbium-YAG-Laser
Candidabalanitis:
- Triazolantimykotika
(z.B. Fluconazol 1x 150 mg oral für einen Tag) - lokale Azole: z.B. Clotrimazol-Salbe topisch auftragen bis zu 14 d
Candida im Kiefer-Zahn-Bereich:
- Nystatin und Amphotericin B (kandidostatisch)
- Fluconazol, Itraconazol (fungistatisch)
- bei Prothesenträgern: Neuanfertigung des Zahnersatzes
Therapie bei Säuglingen und Kleinkindern:
Amphotericin B
- 1x 0,5-0,7 mg/kg i.v., max. 1,5 mg/kg
oder Fluconazol
- Frühgeborenen: ini. 12 mg/kg, dann 6 mg/kg in 1 ED, in den ersten 2 Lebenswochen alle 2 d, dann tägl.
- Säuglinge und Kinder: <12 J.: 4-6 mg/kg
Candiasis des ZNS Komplikationen zu:
Candiasis des ZNS
Komplikationen
Candiasis des ZNS
- Keimaszension
- bei chronischer Reizung: hypertrophische Vulvadystrophie
- persistierende neurologische Defizite
- Leber-/Nierenschäden, Arrhythmien, Blutbildveränderungen durch Antimykotika
- bakterielle Superinfektion, meistens verursacht durch Staphylokokken, Streptokokken, E. coli
- Ausbreitung der Infektion auf die Palmarseite mit Übergreifen auf das Fingerendgelenk mit Entwicklung eines Empyems
- Osteomyelitis des Endgelenkes
- Fortschreiten zur Balaneoposthitis
- seborrhoische Dermatitis
- Erythrodermia desquamativa Leiner
- Candida Sepsis
- Tod
Candiasis des ZNS Zusatzhinweise zu:
Candiasis des ZNS
Zusatzhinweise
Candiasis des ZNS
Es liegen zur Zeit keine Zusatzhinweise zur Candiasis vor.
Candiasis des ZNS Literaturquellen zu:
Candiasis des ZNS
Literaturquellen
Candiasis des ZNS
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