Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Synonyme: AIS, Chorioamnionitis, Amnioninfektionssyndrom, Amnioninfekt-Syndrom, Plazentainfektionen
Definition
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Amnioninfektsyndrom [1;2]
- Unspezifische Infektion von Eihäuten, Plazenta, Fruchtwasser und/oder Kind
- Meist aufsteigende Infektion, kann bei intakten oder rupturierten fetalen Memranen vorkommen und vor oder während der Geburt
- Kann sich zur Chorionamnionitis ausweiten
- Häufige Folge: vorzeitiger Blasensprung
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Ätiologie
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Infektionswege bei Amnioninfektsyndrom/Chorioamnionitis:
- meist aszendierend
- durch invasive Prozeduren (Amniozentese, Fetoskopie etc.)
- über die Eileiter als Folge einer peritonealen Infektion
- bei Plazentainfektionen: auch hämatogen: z.B. Malaria [6]
Pathogene des Amnioninfektionssyndroms [1;2]
- oft mehrere Bakterientypen beteiligt
- ß- hämolysierende Streptokokken Gruppe B
- Staphylokokken
- Enterobakterien
- Listerien u.a.
Plazentainfektionen können auch entstehen durch:
- Viren: v.a. CMV, auch HIV möglich
- Protozoen
- Pilze: v.a. Candida
Risikofaktoren für ein Amnioninfektsyndrom/Chorioamnionitis:
- Mehrlinge, Lageanomalien, Hydramnion→ gespannte Fruchtblase → ggf. vorzeitiger Blasensprung
- fortgeschrittene Zervixdilatation
- vorzeitige Ruptur der Membranen
- verlängerte Dauer der Wehen
- viele vaginale Untersuchungen während der Geburt
- Epidurale Anästhesie
- Geringes Geburtsgewicht
- Frühgeburt
- Zigarettenrauchen
- vaginale Blutungen
- Immundefiezienz der Mutter
- abnorme Vaginalflora
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion Epidemiologie zu:
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Epidemiologie
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Vorkommen eines Amnioninfektsyndroms [2]
- Bei ca. 3% aller Geburten
- 4% weisen innerhalb 24h nach vorzeitigem Blasensprung eine Infektion auf
- 10% weisen innerhalb von 48h nach vorzeitigem Blasensprung eine Infektion auf
- in einem Review an Frauen mit intakten Membranen und Sectio hatten 30% mit Wehen und 15% ohne Wehen positive Kulturen im Sinne einer Chorioamnionitis [5]
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion Differentialdiagnosen zu:
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Differentialdiagnosen
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Keine Differentialdiagnosen bekannt
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion Anamnese zu:
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Anamnese
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Anamnese zum Amnioninfektionssyndrom:
- In welcher Schwangerschaftswoche befindet sich die Patientin?
- Wurde im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung ein Abstrich auf Streptokokken in der Scheide genommen?
- Wie fiel dieser aus?
- Traten bei der Patientin irgendwelche vaginale Infektionen während der Schwangerschaft auf?
- Hatte die Patientin Wehen?
- Kam es zu einem vorzeitigen Blasensprung, oder bestand der Verdacht dazu?
- Wann kam es zum vorzeitigen Blasensprung?
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion Diagnostik zu:
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Diagnostik
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Diagnostik bei V.a. Amnioninfektionssyndrom [1;2]
1. Klinische Untersuchung:
- gynäkologische Untersuchung
2. Labor:
- großes Blutbild: Leukozytose mit Linksverschiebung
- CRP- Kontrollen mind. 1x täglich
- ev. spezielle Serologie
- bakteriologische Untersuchung des Fruchtwasers je nach SSW (siehe Therapie)
3. CTG:
- CTG- Kontrolle 3x täglich [3]; evtl. fetale Tachykardie
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion Klinik zu:
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Klinik
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Klinik bei Amnioninfektionssyndrom:
- Temperaturanstieg
- CTG [3]: fetale Tachykardie
- Vorzeitiger Blasensprung (ohne Wehen)
- Evtl. Sepsis
- Eitriger Ausfluß aus Zervikalkanal
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion Therapie zu:
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Therapie
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Vorgehen bei Amnioninfektionssyndrom [1;2;4]
Vollendete 36.SSW:
- Fieber: unverzügliche Geburtseinleitung (s.u.)
- Antibiose mit Cephalosporin z.B. Cefuroxim leichte Infektion 1,5-2,25 g/d i.v.; schwere Infektion 3-4,5 g/d i.v. in 2-3 Einzeldosen
- Bakteriologische Untersuchung des Fruchtwassers
- Geburtseinleitung 8 Stunden nach Blasensprung
- CTG [3]
- Unreife Zervix [4]: PGE₂- haltiges Gel initial 1mg intrazervikal; ggf. nach 6 Stunden Wiederholung mit 1 oder 2 mg; max. Tagesdosis: 3mg
- Mittelreife Zervix : PGE₂- haltige Vaginaltablette z.B. 1 Tablette (enthält 3mg Prostaglandin E₂) in hinteres Scheidengewölbe eingelegt; ggf. nach 6-8 Stunden wiederholen; max. Tagesdosis: 2 Tabletten
- Reife Zervix: Oxytocin- Infusion: initial 1-2 milli-I.E./ Min. i.v., dann alle 15 Mi. um 1-2 milli-I.E. steigern; max. 20-30 milli-I.E./ Min.
28.- 36. SSW Blasensprung:
- Infektion ausschließen
- Geburtseinleitung ggf. zugunsten der Lungenreifung aufschieben
- Wenn keine Infektionszeichen bestehen: Tokolyse mit z.B. Fenoterol 0,5-3µg/ Min. i.v. und Lungenreifeinduktion Lungenreifeinduktion
Vor 28. SSW Blasensprung:
- Überwachung der Infektionszeichen der Mutter
- Ggf. Lungenreifeinduktion
Vor 24.SSW Blasensprung:
- Häufig Aborteinleitung z.B. mit Sulproston 500µg (bis 1000µg in 10 Stunden) i.v. per infusionem; indiziert bei ungünstiger Prognose
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion Komplikationen zu:
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Komplikationen
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Komplikationen bei Amnioninfektionssyndrom:
- Verschlechterung des Zustandes der Mutter und/ oder Kind nach der Geburt
- frühzeitige Rupur von Membranen
- Endomyometritis
- Infektionen des Neugeborenen
- vorzeitige Geburt
- Sepsis
- Atemdepression des Neugeborenen
- Anpassungsstörungen des Neugeborenen
- bei Malaria: Malariainfektion des Neugeborenen bei hämatogener Plazentainfektion
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion Zusatzhinweise zu:
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Zusatzhinweise
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Es sind zur Zeit keine Zusatzhinweise zum Amnioninfekt-Syndrom bekannt.
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion Literaturquellen zu:
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
Literaturquellen
Amnioninfektsyndrom, Plazentainfektion
- Hebammenkunde, Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf, 2. Überarbeitete Auflage, Herausgeber: Ch. Geist, U. Harder, A. Stiefel, Verlag de Gruyter
- Gynäkologie und Geburtshilfe, Manfred Stauber, Thomas Weyerstahl, Thieme Verlag 2001
- Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) und der AG für Materno- Fetale Medizin (AGMFM), Anwendung des CTG während Schwangerschaft und Geburt, Register Nr. 015/036, Stand 11/2007
- Rote Liste 2008, Herausgeber Rote Liste GmbH, Frankfurt/ Main
-
Goldenberg RL, Hauth JC, Andrews WW (2000): Intrauterine infection and preterm delivery. N Engl J Med. 342(20):1500.
-
Uneke CJ (2007): Impact of placental Plasmodium falciparum malaria on pregnancy and perinatal outcome in sub-Saharan Africa: I: introduction to placental malaria. Yale J Biol Med. 80(2):39.
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